Vor drei Jahren passierte das für den VfB Stuttgart damals Unvorstellbare: Der Club verlor ein Pflichtspiel gegen den 1. FC Heidenheim. Es war mehr als eine Niederlage in der zweiten Liga – weshalb wir ausführlich daran erinnern.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Man neigt ja dazu, im Rückblick die Dinge zu verklären. Schöner zu machen, als sie eigentlich waren. oder ein wenig zu dramatisieren, wenn es gilt, das negative Erlebnis noch ein bisschen schlimmer aussehen zu lassen. In diesen Tagen wird oft an den 9. September 2016 gedacht. Die einen jubilieren, die anderen dramatisieren. Und klar ist: keiner übertreibt beim Blick zurück. Es war ein Jubeltag. Es war ein Tiefpunkt.

 

„Das war ein emotionaler Höhepunkt, es war ein ganz besonderer Tag, der für uns und auch für den VfB Stuttgart unvorstellbar war“, sagt Frank Schmidt, der Trainer des 1. FC Heidenheim – und fügt, bevor die Frage nach den Gründen kommt, hinzu: „Wegen des Ergebnisses.“

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2:1 siegt seine Mannschaft. 1:2 verlor der VfB Stuttgart. Der große VfB gegen den kleinen FCH. Der Club aus der Landeshauptstadt gegen den Verein von der Ostalb. Der etablierte Bundesligist mit jeder Menge Meister- und Europapokalerfahrung gegen den Emporkömmling. „Wir haben uns“, sagt Schmidt über jenen Freitagabend, eine gewisse Anerkennung geholt in diesem Spiel – auch beim VfB.“ Anerkennung war das eine, was in weiß-roten Kreisen herrschte an jenem Abend. Viel mehr noch war da: Entsetzen.

Ein Riss zwischen Trainer und Sportvorstand

Der Abstieg war schon schlimm gewesen für den stolzen Club und seine zahlreichen Anhänger. Dass die Demütigung noch eine weitere Stufe erklimmen würde – damit hatte niemand gerechnet. Doch dann kam dieser Auftritt voller Verunsicherung und fußballerischer Schwachstellen. „Das war eine sehr bittere Niederlage, die damals allen verdeutlicht hat, dass die Zweitligasaison alles andere als ein Spaziergang wird“, erinnert sich VfB-Teammanager Günther Schäfer. „Wir hatten Angst Fußball zu spielen“, sagte der damalige VfB-Trainer Jos Luhukay, „und Angst ist kein guter Ratgeber.“ Wenige Tage später war der Niederländer übrigens nicht mehr im Amt.

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Schon vor dem Spiel gegen die Heidenheimer war der Riss zwischen dem Trainer und dem nach ihm verpflichteten Sportvorstand kaum mehr zu kitten gewesen. Luhukay wollte die Rückkehr in die Bundesliga mit erfahrenen Kräften schaffen, Jan Schindelmeister ein junges Team aufbauen. Er holte zum Ende der Transferperiode Benjamin Pavard, Carlos Mané und Takuma Asano. Nur der Japaner schaffte es gegen den FCH in den Kader und wurde eingewechselt. Der Richtungsstreit eskalierte nach der Pleite gegen den Außenseiter, Luhukay trat am Donnerstag der folgenden Woche zurück. Olaf Janßen übernahm für zwei Spiele, dann kam Hannes Wolf.

Drei Punkte für das „Nest“ Heidenheim

Das ganz Theater lenkte immerhin ein wenig ab vom gefühlten Tiefpunkt der jüngeren Vereinsgeschichte, dieser Heimniederlage gegen den 1. FC Heidenheim. Vergessen war er aber nicht. „Wenn man vor dieser Kulisse verunsichert ist, dann ist man kein Fußballspieler“, polterte Kevin Großkreutz in Richtung seiner Kollegen und forderte: „Man muss sich zeigen, man muss was riskieren.“ Frank Schmidt dagegen durfte konstatieren: „Wir haben uns von Anfang an nicht versteckt.“ Also durfte er jubilieren und von einem „Meilenstein in unserer Vereinsgeschichte“ sprechen. „Wir nehmen“, hatte schon der FCH-Kapitän Marc Schnatterer nach dem Sieg gewitzelt, „tatsächlich diese drei Punkte mit in unser Nest“.

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Immerhin: Im Rückspiel gewann der VfB seinerseits 2:1 – und wieder war es emotional. Weshalb sie beim VfB im Rückblick auch in diesem Spiel „ein wichtiges Signal“ (Schäfer) der Aufstiegssaison sehen. Seitdem trafen die beiden Teams ein weiteres Mal in einem Testspiel aufeinander, nun folgt an diesem Sonntag (13.30 Uhr) Pflichtspiel Nummer drei in der zweiten Liga. Und die Heidenheimer denken auch diesmal nicht daran, wegen des großen VfB klein beizugeben.

„Wir haben kein anderes Ziel als den VfB zu schlagen“, sagte der Heidenheimer Vorstandsvorsitzende Holger Sanwald vor der Partie in der heimischen Voith-Arena. Der VfB ist also gewarnt. Wobei: Das ist er schon seit dem 9. September 2016.

Die beiden Teams am 9. September 2016:

VfB: Langerak – Klein, Sunjic, Sama, Insua – Zimmermann, Gentner – Zimmer (62. Maxim), Özcan (81. Asano), Werner (75. Großkreutz) – Terodde.

FCH: Müller – Strauß, Wittek, Kraus, Feick – Halloran (73. Halloran), Griesbeck, Titsch-Rivero, Schnatterer (86. Beermann) – Kleindienst, Verhoek (79. Morabit).

Tore: 0:1 Verhoek (69.), 1:1 Sunjic (72.), 1:2 Skarke (76.)

In unserer Fotostrecke: Die Bilder zur historischen Heimpleite des VfB gegen den FCH.