Der VfB Stuttgart zeigt beim 2:1 gegen den FC Augsburg eine mäßige Leistung, aber Traoré und Ibisevic treffen. Die Partie in der StZ-Analyse.

Stuttgart - Genau genommen würden aus Sicht des VfB Stuttgart zwei Worte genügen, um das Resümee der Partie gegen den FC Augsburg zu ziehen: Hauptsache gewonnen. 2:1 (1:1) stand es zum Schluss. Viel mehr gibt es zum Spiel fast nicht zu sagen. Aber der Reihe nach.

 

Schon vor dem Anpfiff deutete einiges darauf hin, dass es für den VfB ein Spiel der undankbaren Art werden könnte. Denn die Mannschaft hatte wenig zu gewinnen, aber eine ganze Menge zu verlieren, da die Fans gegen den Tabellenletzten aus Augsburg einen souveränen Sieg erwarteten – zumal nach der Enttäuschung im Heimspiel zuvor, als die Elf gegen Hannover nach einer 2:0-Führung noch mit 2:4 unterlegen war. Dieses Ergebnis passte dann ins Bild, weil die Saisonbilanz in der Mercedes-Benz-Arena bis gestern ohnehin zu wünschen übrig ließ. Sechsmal war der VfB vor der Partie gegen Augsburg zuhause angetreten – zu drei Punkten reichte es jedoch nur gegen Frankfurt. Zudem wartet das Team auch in der Europa League noch auf einen Sieg vor eigenem Publikum.

Um die Trendwende zu schaffen, änderte der Trainer Bruno Labbadia das Team im Vergleich zur 0:3-Derbypleite am Sonntag in Freiburg auf drei Positionen: Für Maza spielte Georg Niedermeier, für Zdravko Kuzmanovic kam Raphael Holzhauser zum Zug und Ibrahima Traoré ersetzte Shinji Okazaki. Die erste Möglichkeit entstand auch aus einer Kombination zweier neuer Spieler. Traoré flankte, doch Holzhauser spitzelte den Ball am Gehäuse vorbei (7.). Vier Minuten später war der Gäste-Keeper Mohamed Amsif aber geschlagen. Traoré verwandelte eine Hereingabe von Vedad Ibisevic zur Führung.

Minusrekord bei den Besucherzahlen im Stadion

Zu dieser Zeit herrschte noch Ruhe in der Arena, erstens weil nur 38 940 Zuschauer da waren, was Minusrekord für diese Runde bedeutete – und zweitens weil die Fans wie in den anderen Stadien in den ersten zwölf Minuten und zwölf Sekunden schwiegen. Damit protestierten sie gegen die vom 12. Dezember an drohenden Sanktionen der Deutschen Fußball-Liga. Nach ihrem Signal meldeten sich die Anhänger dann zurück, indem sie riefen: „Hier regiert der VfB.“ Und er war am Anfang ja auch der Chef auf dem Platz, mit sogar mehr als 70 Prozent Ballbesitz.

Allzu schwer fiel der Mannschaft diese Dominanz jedoch auch nicht, weil die Augsburger zunächst so auftraten wie es ihrem Tabellenstand entspricht. Das Team aus der Fuggerstadt, das zuvor auswärts in dieser Saison erst drei Tore erzielt hatte, wehrte sich kaum. Augsburg gilt als Abstiegskandidat. Aber wohin führt der Weg des VfB?

Er steckt im tristen Mittelmaß fest, aber durch den Erfolg gestern Abend hat er nun wenigstens die Aussicht, diesen Zustand bis zum Ende der Hinrunde zu korrigieren und den Anschluss nach oben herzustellen. Allerdings zeigte sich auch gegen Augsburg, warum die Mannschaft da steht, wo sie steht. Als die Anhänger ihren Anfeuerungsboykott beendeten, schien das die Spieler nicht zu beflügeln, sondern zu lähmen.

VfB passt sich dem Niveau des Gegners an

Es war wenig Tempo in den Aktionen und wenig Druck und noch weniger Spielwitz. Mehr und mehr passte sich der VfB dem Niveau des Gegners an – und dem des Wetters: Es regnete in Strömen. Deshalb hatte die Augsburger Abwehr nach den ersten zwölf Minuten lange kaum noch Probleme. Der VfB versuchte, seinen Gegner aus der Defensive zu locken, aber das klappte nicht. So entwickelte sich eine dröge Partie ohne Höhepunkte und praktisch ohne Chancen. In den ersten 43 Minuten kam insgesamt nur ein einziger Schuss aufs Tor – der von Traoré. Der war drin, und der zweite in der 44. Minute auch, doch dieses Mal auf der Gegenseite. Ja-Cheol Koo traf unvermittelt aus rund 25 Metern zum Ausgleich.

Schlechter konnte es aus Stuttgarter Sicht nicht mehr werden – doch es wurde kaum besser. Wie in den ersten zwölf Minuten bemühte sich der VfB nach dem Wechsel darum, die Partie zu kontrollieren, aber das Bemühen alleine reichte nicht. Trotzdem hatte Traoré eine Gelegenheit. Sein Kopfball verfehlte das Ziel (48.).

Die Ausburger schienen zu spüren, dass mehr als ein Unentschieden möglich ist. Die VfB-Fans, die zunächst geschwiegen hatten, wurden immer unzufriedener und begannen zu pfeifen – war das der Weckruf? Einen Freistoß von Traoré nutzte Ibisevic jedenfalls per Kopf zum 2:1 (69.). Augsburg hätte noch ein paar Mal den verdienten Ausgleich erzielen können, aber es gelang nicht. „Ich weiß gar nicht, warum der VfB gewonnen hat“, sagte der Augsburger Manager Jürgen Rollmann. Aber die VfB-Anhänger waren wieder versöhnt – wenn auch nur ein bisschen.