Was zeichnet die Talentförderung der Bayern überhaupt aus?
Zum einen versuchen sie, sich schon sehr früh auf Spieler festzulegen, die es zu fördern gilt. Gianluca ist beispielsweise bereits seit der U 8 im Verein und hat alle Nachwuchsteams durchlaufen.
Und andererseits?
Auffällig ist, dass sich die Bayern total darauf konzentrieren, einzelne Spieler zu entwickeln und nach vorne zu bringen. Der Erfolg der Jugendmannschaften steht erst an zweiter Stelle. Es geht nicht um Titel, sondern um individuelle Maßnahmen.
Ist das beim VfB ähnlich?
Der VfB ist auch darauf bedacht, Talente zu finden und sie bei den Profis zu integrieren – wie bei Timo Werner, der auch schon mit 17 in der Bundesliga war.
Seit Monaten tritt Werner auf der Stelle.
Timo Werner lebt extrem von seiner Schnelligkeit. Darauf haben sich die Gegner mittlerweile besser eingestellt – und jetzt muss er seine Spielweise erweitern. Außerdem ist es auch ganz normal in dem Alter, dass es nicht immer nur aufwärts gehen kann. Schon von der Kraft und der Substanz her gehören Rückschläge dazu. Das muss man wegstecken können.
Wie ist es eigentlich um Ihr persönliches Verhältnis zum VfB bestellt?
Gut. Ich spiele nach wie vor regelmäßig in der Traditionsmannschaft. So bleibt die Verbindung erhalten.
Dann dürfte Ihnen nicht gefallen, was in dem Verein seit einiger Zeit passiert?
Natürlich kam in den letzten Jahren wenig Freude auf. Es wird nicht leicht, den Hebel jetzt wieder umzulegen. Gegen Köln hat man zuletzt ja gesehen, dass die Mannschaft überhaupt noch nicht so weit ist, um höhere Ansprüche stellen zu können. Und das Programm in den nächsten Wochen ist hart.
Das klingt nicht gerade zuversichtlich.
Man kennt das ja. Fehlen die Punkte, entsteht Unruhe.
Und dann?
Dann wird alles noch schwerer, vor allem angesichts des Umbruchs, den der VfB anstrebt. Aber es muss sich was ändern, nachdem der Club in der vergangenen Saison den Abstieg gerade noch verhindern konnte – aber nur, weil es drei noch schlechtere Mannschaften gegeben hat.
Zur Unterstützung des Managements will der VfB einen Spielerrat mit früheren Profis und Trainern des Clubs gründen. Wurden Sie auch schon kontaktiert?
Nein, aber ich habe von meinen alten Kollegen in der Traditionsmannschaft gehört, dass es einen solchen Plan gibt.
Und wie finden Sie diese Idee?
Sinnvoll ist das nur, wenn die Leute in dem Spielerrat auch was zu sagen haben. Zumindest ein Teil ihrer Vorschläge müsste vom Management umgesetzt werden, sonst kann man es bleiben lassen. Denn um sich nur zum Kaffee oder zum Bier zu treffen und ein bisschen über Fußball zu reden – dazu braucht man kein neues Gremium.
Zurück zur Gegenwart. Wäre es für Ihren Sohn etwas Besonderes, wenn er jetzt gegen den VfB auflaufen dürfte?
Kaum. Er war ja noch gar nicht geboren, als ich beim VfB gespielt habe. Deshalb hat er auch keinen Bezug zu diesem Verein.
Bei Ihnen ist das anders. Was erwarten Sie von der Partie?
Ich wünsche mir, dass der VfB einen Punkt mitnimmt, aber glauben tue ich es ehrlich gesagt nicht unbedingt.