Einst ist er mit dem VfB Stuttgart Meister geworden und stand in der deutschen Nationalmannschaft: Maurizio Gaudino. Im Interview spricht er über seinen Sohn Gianluca, der bei den Bayern spielt, sowie den schwächelnden VfB. "Es wird nicht leicht, den Hebel umzulegen."

Stuttgart –  Gaudino, zum Zweiten. Nach Maurizio Gaudino (47) schickt sich jetzt auch Gianluca Gaudino (17) an, eine schöne Karriere in der Bundesliga zu machen – und das beim großen FC Bayern. Das macht den Papa vor der Partie an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen den VfB Stuttgart dann schon ein bisschen stolz.

 
Herr Gaudino, mal angenommen, Ihr erst 17-jähriger Sohn Gianluca würde nicht beim FC Bayern spielen, sondern beim VfB Stuttgart – was glauben Sie, wie viele Einsätze in der Bundesliga er dann schon bestritten hätte?
Schwierige Frage. Ich weiß es nicht. Aber klar ist, dass es für einen jungen Spieler generell nicht gut wäre, im gleichen Verein zu spielen, in dem sein Vater gespielt hat. Da würden automatisch Vergleiche gezogen werden. Das bringt keinem was.
Trotzdem schnell noch ein Vergleich. Was hat der junge Gianluca Gaudino, was dem jungen Maurizio Gaudino gefehlt hat?
Puh, da gibt es sicher einiges, aber mir fällt nichts ein. Gianluca hat auf jeden Fall seinen eigenen Stil und seine eigene Persönlichkeit, die er weiterentwickeln wird. Ich bin meinen Weg gegangen – und er wird seinen Weg gehen. Dazu kann er täglich Anschauungsunterricht nehmen bei den vielen Stars in München, von denen er eine Menge lernen kann. Das sind die allerbesten Voraussetzungen für seine Karriere.
Eines haben Sie Ihrem Sohn aber voraus – Sie feierten für Waldhof Mannheim einst auch mit 17 Jahren den Profieinstand und kassierten gleich im ersten Spiel nach einer halben Stunde eine Rote Karte. Das schafft Gianluca nun nicht mehr.
Zum Glück hat er mir das nicht nachgemacht. Obwohl ich zu meiner Ehrenrettung sagen muss, dass meine Rote Karte damals bei der Partie in Braunschweig eine Verwechslung war. Der Schiedsrichter brachte die Rückennummern durcheinander. Ich hatte die 9, doch vom Platz gehört hätte die 6. Das war die Nummer von Jürgen Kohler.
Schwamm drüber. Das ist lange her. In der Gegenwart ist Gianluca das Thema. Wie geht er damit um, dass er nach seinem Debüt beim Saisonauftakt gegen Wolfsburg derart im Rampenlicht gestanden hat?
Er ist kein Typ, der deshalb die Bodenhaftung verlieren würde, im Gegenteil. Er ist ganz ruhig geblieben, ganz gelassen und geerdet. Er weiß genau, was er will – das war schon immer so.
Interviews will er bisher keine geben.
Das kann er noch, wenn er dann wirklich den Sprung zu den Profis geschafft hat. Auch wenn zuletzt eine Menge über ihn geschrieben wurde – er hat doch erst einen ganz kleinen Schritt in diese Richtung gemacht, mehr nicht. Er muss weiter hart an sich arbeiten, um dahin zu kommen, wo er hin will: dauerhaft in die Bundesliga – und das beim FC Bayern.