VfB Stuttgart gegen FSV Mainz 05 Bo Henriksen – das ist der verrückteste Trainer der Liga
Der Däne Bo Henriksen fordert mit dem FSV Mainz 05 den VfB Stuttgart – mit geballten Emotionen und einem großen Schuss Extravaganz.
Der Däne Bo Henriksen fordert mit dem FSV Mainz 05 den VfB Stuttgart – mit geballten Emotionen und einem großen Schuss Extravaganz.
Sebastian Hoeneß weiß, was da an diesem Samstagnachmittag mit Blick auf die Coachingzone der Gäste auf ihn zukommen wird – zumindest ahnt er, was er von rechts nebenan von seinem Trainerkollegen sehen und hören wird. „Ich kenne ihn nicht persönlich, ich sehe ihn nur von außen“, sagt der Trainer des VfB Stuttgart also vor dem Duell mit dem FSV Mainz 05 und seinem Kollegen Bo Henriksen: „Aber er wirkt ziemlich energetisch, der Kollege – und er macht einen Riesenjob.“
Wie energetisch der besagte Kollege unterwegs ist, wird sich nun, sollte Henriksen sich nicht zu einer grundsätzlichen Wesensänderung durchgerungen haben, auch wieder in Stuttgart zeigen. Denn der dänische Irrwisch ist ohne Übertreibung der verrückteste Coach der Bundesliga. Leiden, schreien, auf die Knie sinken, gerne auch mal die Konfrontation mit dem gegnerischen Trainer suchen – das ist Henriksen, die gelebte Emotion.
Oder, wie es sein Mittelfeldmann Nadiem Amiri mal im „kicker“ ausdrückte: „So einen Fußballlehrer habe ich so noch nicht erlebt.“ Was den Dänen so außergewöhnlich mache? Amiri sagt: „Er ist ein durch und durch positiver Mensch, komplett energiegeladen, fachlich sehr gut. Wie er die Spieler, den ganzen Verein anpackt, ist Eins a. Alle lieben Bo. Er ist positiv verrückt.“
Verrückt sind manchmal auch Henriksens Sprüche vor und nach den Spielen. In der vergangenen Rückrunde etwa heizte er vor einer Partie mal die Stimmung wie ein Kriegsherr an. Henriksen forderte von seinen Spielern, dass sie „wie eine Armee“ aufs Feld gehen und füreinander sterben sollten.
Der Trainer also schießt wie im besagten Fall mal übers Ziel hinaus und überdreht emotional, manchmal bewusst, oft unbewusst– den FSV Mainz aber küsste er nach seinem Amtsantritt am Rosenmontag dieses Jahres genauso wach. Zwölf Punkte hatten die Rheinhessen damals, am Ende stand der Klassenverbleib. VfB-Trainer Hoeneß rechnete nun vor dem Duell mit dem Henriksen-Team die Henriksen-Tabelle vor: die besagt, dass Mainz für den Zeitraum mit dem Dänen, der im Februar vom FC Zürich kam, Fünfter ist.
Was also macht diesen Typen aus, im Umgang mit der Mannschaft? Gibt es neben der fachlichen Kompetenz eine Art Erfolgsrezept des 49-Jährigen? Henriksen selbst betonte mal in einem Interview, dass es wissenschaftlich erwiesen sei, dass man bessere Leistungen erbringt, wenn man sich wohl und sicher fühle. Ergo: Der Mann will keine Ängste zulassen bei seiner Mannschaft.
„Im Fußball herrscht eine schlimme Kultur der Angst“, sagte er kürzlich dem Magazin „11 Freunde“ dazu und ergänzte: „Von mir wird nie jemand hören, dass wir heute verloren haben, weil jemand einen Fehler gemacht hat – mein wichtigster Job als Trainer ist es, den Spielern die Angst zu nehmen, während alle versuchen, Angst zu verbreiten. Menschen lernen mehr und besser, wenn sie sich wohlfühlen.“
https://youtu.be/5DEnXDTCHwIDie Henriksen-Mischung aus den großen Emotionen und dem totalen Vertrauen kommt an in Mainz – wo sie ja seit der Amtszeit des großen Jürgen Klopp auf diesen Typus namens Menschenfänger stehen.