Die KSC-Fans verbrennen das Fritzle, ansonsten verläuft alles recht friedlich rund um das Hochrisikospiel gegen den VfB Stuttgart.

Karlsruhe - Um 17 Uhr Ortszeit gab es in der Karlsruher Innenstadt größere Verkehrsbewegungen von Ost nach West zu beobachten. Dutzende Einsatzfahrzeuge der Polizei fuhren vom Wildparkstadion Richtung Revier, am Steuer meist zufrieden dreinblickende Fahrer, die sich ihren Einsatz beim Südwestderby wohl anstrengender ausgemalt hatten, als er letztlich war. Acht Festnahmen und vier Ingewahrsamnahmen hatte Martin Plate, Sprecher der Karlsruher Polizei, etwa eine Viertelstunde vorm großen Abmarsch vermeldet. Und auch er war erleichtert, dass es offenbar gelungen war, beide Fanlager voneinander fern zu halten.

 

Damit hatte sich eine Prognose bestätigt, die man am Sonntag von einigen gehört hatte, die sich mit dem Innenleben beider Fanlager auskennen. Wenn überhaupt, hieß es, werde es fernab der öffentlichen Aufmerksamkeit auf den Reisewegen zu Ausschreitungen kommen, nicht jedoch im Stadionumfeld, wo allein 1000 Landespolizisten und 600 Ordner so genau aufpassten, dass selbst die Kofferräume mancher Journalisten penibel abgesucht wurden. Zusätzlich noch einmal 350 Kräfte der Bundespolizei schützten parallel die An- und Abreisewege der 3000 VfB-Fans.

Worum es beim Südwest-Derby aus ihrer Sicht eigentlich ging, hatten derweil die KSC-Fans mit einem Transparent verdeutlicht, das sich weder auf schwäbisch noch auf badisch intoniert perfekt reimt: „Wir auf den Rängen und ihr auf dem Rasen – das Schlachtfeld heute als Sieger verlassen.“ Aus der Gästekurve ertönte die Antwort prompt in Form von Böllern und roten Nebelschwaden. Und dann ertönte der Anpfiff zum 45. Derby, dem ersten, das nicht in der ersten Liga stattfand. Und vielleicht auch dem ersten, in dem der KSC nicht eine einzige echte Torchance aus dem Spiel heraus hatte. Insgesamt sah man trotz der auf beiden Seiten guten Einstellung doch deutlich, welches Team der Aufstiegsaspirant und welches das Team war, das wohl noch lange gegen den Abstieg spielen wird. Die Tatsache, dass das Spiel so eindeutig verlief und dass Schiedsrichter Stegemann bei weitem kein spielentscheidender Fauxpas unterlief, dürfte dazu beigetragen haben, dass die „Unwägbarkeiten aus dem Spielverlauf“, vor denen der Karlsruher Polizei so gegraut hatte, jedenfalls gänzlich ausblieben.

Konzept der Polizei geht auf

Schon vor dem Spiel war das Konzept der Polizei bis auf kleinere Zwischenfälle aufgegangen. Eineinhalb Stunden vor Anpfiff konnte der Stuttgarter Mannschaftsbus geschützt von der Polizei vor der Haupttribüne vorfahren. Zuvor hatten die Karlsruher Ultras einen Fanmarsch zum Stadion angetreten, bei der Ankunft am Stadion wurde das VfB-Maskottchen Fritzle verbrannt. Und Menschen, die in Sachen Pyromanie eher unbedarft sind, wunderten sich, wie viel Rauch ein paar Gramm kokelnder Plüsch entwickeln können. Das alles war jedenfalls Derby-Folklore für die einen, ein Ärgernis für die anderen, fraglos aber nichts, das die Befürchtungen im Vorfeld bestätigt hätte. Und wer nicht sonderlich zart besaitet ist, hört sowieso nach fünf Minuten nicht mehr hin, wenn Badener Schwaben vorwerfen und VfB-Fans denen des KSC mit dem immergleichen zwei Worten vorwerfen, sie seien sowieso das Allerletzte.

Vor dem Spiel hatten derweil beide Fanlager fleißig Territorien abgesteckt. So zierten Graffitis beider Vereine die A8 zwischen Stuttgart und Karlsruhe, in Karlsruhe wurden Straßenbahnen mit Slogans wie „Anti KA“ beschmiert. Am Spieltag standen mehrere Hundertschaften sowie ein Wasserwerfer auf dem für den Verkehr gesperrten vierspurigen Adenauerring. Darüber zu spekulieren, was passiert wäre, wenn weniger Sicherheitskräfte zusammengezogen worden wären, ist müßig. Fakt ist, dass mit den verschärften Sicherheitsmaßnahmen ein stimmungsvolles, aber weitgehend friedliches Derby ausgetragen werden konnte.