Nach dem 3:0 gegen den Karlsruher SC werden VfB Stuttgart Erinnerungen an das Aufstiegsjahr 2017 wach. Damals überwand die Mannschaft mit einem Derbysieg ihre Krise. Folgt nun die Neuauflage?

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - So ein Sieg im Derby kann eine befreiende Wirkung haben. Beim VfB Stuttgart erinnert man sich nach dem 3:0 gegen den Karlsruher SC gerne zurück an den letzten Triumph im April 2017. Fünfmal in Folge waren die Cannstatter zuvor sieglos geblieben, ehe sich der Tabellenletzte die Ehre gab. 2:0 stand es damals am Ende eines nervösen und spielerisch mäßigen Auftritts, welcher die Parallelen zur aktuellen Situation bildet.

 

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Wieder einmal kam der ungeliebte Rivale, der nach dem 0:3 vom Sonntag weiter auf seinen ersten Sieg in Stuttgart seit 1965 (!) wartet, zur rechten Zeit. Eine sonderlich hohe Hürde stellte der Aufsteiger nicht dar. Weder bestach der KSC durch eine besonders massive Verteidigungstaktik noch durch gefährliche Gegenangriffe, sodass die Mannschaft von Tim Walter am Ende leichtes Spiel hatte.

Und nach dem lang ersehnten deutlichen Sieg – dem ersten in dieser Saison – wieder zuversichtlicher den kommenden Spielen entgegenblicken kann. „Wir hatten eine extreme Hypothek“, blickte Sportchef Sven Mislintat am Montag auf die vorausgegangenen Niederlagen zurück. „Entsprechend geil fühlt sich der Sieg für uns an.“ Denn Derbys, betonte der Westfale, „sind die Nonplusultraspiele. Das ist wie eine kleine Meisterschaft, die man gewinnen kann.“

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Mehr als drei Punkte gibt es aber auch dafür nicht. Dennoch hoffen die Fans, dass der Derbysieg wieder einmal der Dosenöffner sein könnte – wie anno 2017. Damals verlor die Mannschaft im Zweitligaendspurt nur noch ein Spiel und stieg souverän auf. Und dieses Mal? Gibt es zumindest Ansätze, die Hoffnung machen. Allen voran die bessere Balance aus konzentrierter Absicherung nach hinten und dosierter Attacke nach vorne. „Die hat gegen den KSC absolut gestimmt“, lobte Mislintat. Das geriet dann zwar über weite Strecke zu einer eher langweiligen Angelegenheit. Aber wenn der Zweck die Mittel heiligt, kann auch Walter gut damit leben, dass sein Team nicht wieder 30 Torchancen herausgespielt hat. Mislintat hat die neue Effizienz jedenfalls „sehr gut getan“.

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Ein Selbstläufer sind die restlichen Spiele bis zur Winterpause gegen Sandhausen (Sonntag, 13.30 Uhr), Nürnberg, Darmstadt und Hannover (erster Rückrundenspieltag) deshalb aber nicht. Das lehrt das 3:1 gegen Dynamo Dresden nach drei Niederlagen zuvor. Auch damals schien die Krise überwunden, prompt folgte in Osnabrück die nächste Bauchlandung.

Die laut Mislintat aber nicht Überheblichkeit, sondern einem unglücklichen Spielverlauf geschuldet war. „Wir müssen jede Aufgabe mit maximalem Respekt angehen“, fordert der Sportdirektor. Mit der Maximalausbeute von neun Zählern bis Hinrundenschluss läge der VfB punktemäßig auf demselben Kurs wie im Aufstiegsjahr 2017 – aber nur dann.