In der Schlussphase des Derbys sieht Marc Oliver Kempf gegen den Karlsruher SC die Rote Karte. Nun wird der Kapitän dem VfB Stuttgart vermutlich einige Wochen fehlen.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Einsam und mit gesenktem Haupt verließ Marc Oliver Kempf den Ort des Geschehens. Wortlos vorbei an der Stuttgarter Bank und ohne einen Blick für die VfB-Fans, die ob des sich anbahnenden Derby-Sieges gegen den Karlsruher SC bereits in bester Jubelstimmung waren, verabschiedete sich der Mannschaftskapitän in den Spielertunnel. Nix sehen, nix hören.

 

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Zu sehr nagte der Frust und das eigene Unverständnis über die Aktion in der 87. Minute an Kempf. Mit beiden Beinen voraus war der Abwehrspieler in seinen Gegenspieler Christoph Kobald hineingesprungen. Ohne ihn letztlich hart zu treffen. Aber auch ohne Chance auf den Ball. Ein Kamikaze-Foul, das von Schiedsrichter Tobias Stieler mit der roten Karte sanktioniert wurde. Mindestens drei Wochen dürfte Kempf seiner Mannschaft nun fehlen.

Ihm seien keinesfalls die Sicherungen durchgebrannt, befand Kempf später, als er mit tief heruntergezogener Kapuze Rede und Antwort stand. „Es war einfach eine dumme Aktion.“ Für die sich Kempf direkt bei seinem Karlsruher Gegenspieler entschuldigte. „Marc wollte ein aggressives Zeichen setzen“, analysierte Sportdirektor Sven Mislintat. Er hat die Situation aber komplett falsch eingeschätzt“. Trainer Tim Walter meinte, Kempf habe „sicher etwas überzogen“, weshalb aber niemand den Stab über dem 24-Jährigen brechen solle. Als Kapitän versuche er eben immer „alles zu investieren“. Torhüter Gregor Kobel ergänzte: „Zum Glück hat er seinen Gegenspieler nicht getroffen.“

Es war nicht der einzige Blackout des Hessen

Tatsächlich wurde der Hesse in seinen 107 Profispielen zuvor (erste und zweite Liga) noch nie vom Platz gestellt. Und nun dieser unerklärliche Blackout kurz vor Ende eines bereits entschiedenen Spiels. Und es war beileibe nicht der einzige an diesem Nachmittag. Sein erster hätte den VfB fast auf die Verliererstraße gebracht.

Einen misslungenen Querpass auf Höhe der Mittellinie nutzten die Gäste beim Stand von 0:0 mit einem Sololauf aufs Tor zu ihrer größten Chance. Nur der Innenpfosten und einiges Glück verhinderte einen Rückstand. Als „doof“ bezeichnete Tim Walter den riskanten Pass von Kempf, der sich in eine Reihe von anderen Unsicherheiten des Kapitäns gesellte. Sehr fehlerhaft war das Stuttgarter Spiel insgesamt – und der Kapitän ging voran, wenn man es böse formulieren will.

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Anfang der Woche wird das Sportgericht des DFB über eine Sperre für den Innenverteidiger befinden. Erste Alternative in der Stuttgarter Abwehrzentrale vor dem kommenden Spiel beim SV Sandhausen (Sonntag, 13.30 Uhr) ist Nat Philipps, der beim 3:0-Sieg kurz vor Schluss eingewechselt wurde.

Fakt ist: Mit dem bereits vierten Platzverweis in dieser Zweitligaspielzeit (nur Hannover 96 hat noch mehr) hat Marc Oliver Kempf sich und seiner Mannschaft keinen Gefallen getan.