Die Stuttgarter vergeben bei der Niederlage in der Europa League gegen den Norwegen-Meister Molde viele Chancen und sind in ihrer Vorrundengruppe nun Tabellenletzter. Das Spiel in der StZ-Analyse.

Stuttgart - In seiner Verzweiflung weicht der Mittelstürmer nach Linksaußen aus. Vedad Ibisevic ist es, der in der Schlussphase aus spitzem Winkel einen Freistoß am Tor vorbeisetzt. Vergeben ist auch diese Chance – und kurz darauf kommt es für den VfB noch schlimmer: Auf der anderen Seite trifft Daniel Chima, der Mittelstürmer von Molde, und macht die nächste Pleite für die Stuttgarter endgültig perfekt.

 

Mit 0:2 (0:0) hat der VfB bei Molde FK verloren und damit nach dem verpatzten Bundesligastart auch den Europa-League-Auftakt gründlich in den Sand gesetzt. Nach dem 2:2 im ersten Spiel gegen Steaua Bukarest, das 1:0 gegen Kopenhagen gewann, ist das Team von Bruno Labbadia in der als leicht eingeschätzten Gruppe nun Tabellenletzter. „Uns ist die Effizienz flöten gegangen“, sagte der VfB-Manager Fredi Bobic: „So gewinnt man auf internationalem Niveau kein Spiel.“

Labbadia hatte sein Team im Vergleich zum 2:0-Sieg in Nürnberg auf drei Positionen verändert. Zdravko Kuzmanovic und Tamás Hajnal ersetzten im Mittelfeld William Kvist und Raphael Holzhauser; und hinten rechts rückte für Gotoku Sakai der 19-jährige Antonio Rüdiger ins Team. Für den gelernten Innenverteidiger war es der erste Einsatz in dieser Saison, nachdem er Anfang des Jahres gegen Mönchengladbach (0:3) sein Profidebüt gegeben hatte.

Der VfB verpasste es, die Chancen entschlossener zu nutzen

Freiwillig verzichtete der Molde-Trainer Ole Gunnar Solskjaer auf eine Reihe von Stammspielern, da bei dem früheren Stürmer von Manchester United der Gewinn der nationalen Meisterschaft Priorität genießt. Dennoch hatte der VfB schon in der Anfangsphase einige Probleme mit dem Tabellenführer der norwegischen Liga – vor allem mit dessen Angreifer Pape Pate Diouf. Nach vier Minuten setzte sich der Senegalese gegen Serdar Tasci durch und scheiterte am VfB-Torwart Sven Ulreich; wenig später verfehlte der Stürmer, der nach einer halben Stunde verletzt vom Platz musste, aus spitzem Winkel das Ziel (12.).

Mit zunehmender Spielzeit bekam der VfB das Spiel zunächst besser in den Griff. Allerdings verpasste es Labbadias Team, die Torgelegenheiten entschlossener zu nutzen. An Chancen fehlte es nicht: Ibrahima Traoré traf nach einer Flanke von Ibisevic mit einer Direktabnahme nur den linken Pfosten und setzte den Nachschuss über das Tor (6.). Nur ganz knapp ging ein Distanzschuss von Hajnal vorbei (25.).

Immer größer wurde in der ersten Hälfte die Überlegenheit der Stuttgarter, denen vor dem Tor aber weiter jegliche Durchschlagskraft fehlte. Nach Vorarbeit von Hajnal schoss Martin Harnik aus halbrechter Position am Tor vorbei (34.). Und erneut Hajnal drosch den Ball aus zwölf Metern über das Tor (37.). „Wir haben bei unseren Chancen extrem geschludert“, sagte Bobic.

Mit der vorläufigen Ruhe dürfte es schon wieder vorbei sein

Auch nach dem Wechsel machte der VfB zunächst dort weiter, wo er in der ersten Hälfte aufgehört hatte – und vergab durch Ibisevic die nächste Tormöglichkeit (46.). Dass sich so etwas rächt, ist eine alte Fußballweisheit, die auch am Donnerstagabend bestätigt wurde. Denn mit einem der seltenen Entlastungsangriffe kam Molde nach 58 Minuten zur zu diesem Zeitpunkt etwas überraschenden Führung: Von rechts drang Martin Linnes ungehindert in den Strafraum ein, ging an Serdar Tasci vorbei und flankte den Ball über den herausstürzenden Ulreich vors Tor, wo Jo Inge Berget mit dem Kopf zur Stelle war. „Da hätten wir viel enger am Mann sein müssen“, sagte Bobic.

Während der VfB in der Folgezeit völlig von der Rolle war, wurden die Norweger immer munterer. Großes Glück hatte der VfB, als im Anschluss an einen Freistoß Chima und im Nachsetzen Berget jeweils den Pfosten trafen (66.). Labbadia reagierte, brachte Cacau und Holzhauser. Verzweifelt (und ziemlich planlos) warf der VfB alles nach vorne – und lud den Gegner zum Kontern ein. Chima besorgte schließlich gegen eine konfuse VfB-Defensive den inzwischen verdienten Endstand (88.).

Mit der vorläufigen Ruhe nach dem Sieg in Nürnberg dürfte es nun schon wieder vorbei sein. Am Sonntag kommt Leverkusen nach Stuttgart – und dann droht der VfB noch tiefer in die Krise zu stürzen.