Der Angriff kann doch noch Spiele gestalten und sogar gewinnen. Das ist eine mutmachende Erkenntnis nach dem 3:0-Sieg des VfB Stuttgart gegen den VfL Wolfsburg.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - 33 Spieltage hat es gedauert, bis der VfB Stuttgart seine Fans erstmals mit einem rundum wohligen Gefühl nach Hause schickte. Das 3:0 (1:0) gegen den VfL Wolfsburg markierte die beste Saisonleistung. Wie es dazu kam und warum die Partie Hoffnung auf die anstehenden Relegationsduelle macht, analysieren wir in unserer Fünferkette.

 

Spielidee: Nico Willig bewies Mut. Mit Chadrac Akolo in der Startaufstellung hatten wohl nur die wenigsten gerechnet. Der Interimstrainer des VfB Stuttgart schenkte trotzdem dem Angreifer aus dem Kongo in einem Dreiermittelfeld sein Vertrauen. Und das, obwohl Akolo in der bisherigen Rückrunde ganze neun Minuten auf dem Platz gestanden und im vorherigen Saisonverlauf mehr durch Nervosität als durch gefährliche Aktionen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Doch Willigs Plan ging auf.

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Spielentscheidend: Akolo trat selbstbewusst, trickreich und gefährlich auf. Wie die gesamte VfB-Offensive an diesem verregneten Nachmittag das komplette Kontrastprogramm zum bisherigen Saisonverlauf bot. Nicolas Gonzalez machte sein wohl bestes Spiel im VfB-Trikot und musste sich hinterher nicht mehr ärgern, dass ihm früh ein klarer Elfmeter verweigert worden war. Anastasios Donis schüttelte das 2:0 im Stile eines Torjägers aus dem Fußgelenk, Daniel Didavi durfte sich am Ende über ein Tor und eine Vorlage freuen. Der VfB-Sturm war der große Trumpf.

Spielentscheider: Wo früher gern der Fußballgott bemüht wurde, ist heute häufig von Matchglück die Rede. Wie immer man die vielen vom Zufall geprägten Situationen nennt, die über Wohl und Wehe einer Mannschaft im Laufe eines Spiels entscheiden, am Samstag kippten sie alle zugunsten des VfB. Jeder der 54 000 Zuschauer hätte sich wohl ausmalen können, wie das Spiel gelaufen wäre, hätten die Wölfe die Anfangsunsicherheit des VfB zur Führung genutzt. Oder hätten die Gäste zum Ende einer ausgeglichenen ersten Halbzeit getroffen - und nicht der VfB durch Castros abgefälschten Schuss an den Innenpfosten. „Das Tor hat dem VfB in die Karten gespielt,“ haderte VfL-Coach Bruno Labbadia mit dem Spielverlauf. Der war auch nach dem Wechsel nach dem Geschmack der VfB-Fans. Mit der ersten Chance stellte Anastasios Donis auf 2:0 – das Spiel war gelaufen.

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Wortspiel: Beim VfB war die Erleichterung über das sichere Erreichen der Relegation groß. Überschäumende Freude kam keine auf; auch nicht bei den Fans, die sich trotz der besten Saisonleistung eher distanziert von der Mannschaft verabschiedeten. So sagte Kapitän Christian Gentner: „Mit 27 Punkten darfst du eigentlich nicht die Liga halten. Dass wir damit die Relegation erreichen, ist ein Geschenk.“ Nun sollten die Schützlinge von Nico Willig es auch annehmen.

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Spielplan: Der 34. und letzte Spieltag führt den VfB nach Gelsenkirchen zum FC Schalke (Samstag, 15.30 Uhr). Vor Wochen von Ex-Trainer Markus Weinzierl noch zum Endspiel um Platz 15 ersehnt, geht es für den VfB nun um nichts mehr. Was die Frage aufwirft, mit welcher Marschroute die Mannschaft vor den entscheidenden Duellen in der Relegation (23. und 27. Mai, jeweils 20.30 Uhr) auf Schalke antritt. Eine B-Elf wird Nico Willig sicher nicht aufbieten, schließlich gilt es die Spannung hochzuhalten. Ob sich Anastasios Donis, Ozan Kabak und Emiliano Insua in jeden Zweikampf werfen, darf angesichts von jeweils vier gelber Karten und drohenden Sperren in den Entscheidungsspielen aber zumindest bezweifelt werden.