Vor dem Spiel gegen Wolfsburg stärkt VfB-Trainer Huub Stevens seinem Team den Rücken: „Wenn jemand behauptet, dass die Spieler keine gute Einstellung haben, kriegt er es voll mit mir zu tun.“ Am Samstag könnte auch Antonio Rüdiger wieder mitspielen. Pikant: der VfL soll an ihm interessiert sein.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Ganze 25 Minuten hat es gedauert, bis Huub Stevens gesagt hat, was er zu sagen hatte. Das ist ein ordentlicher Durchschnittswert für eine Pressekonferenz mit dem Trainer des VfB Stuttgart vor Bundesligaspielen. Aber natürlich ist es deutlich mehr, als Klaus Augenthaler einst während seiner legendären PK am 11. Mai 2007 in Wolfsburg benötigte. In 42 Sekunden stellte sich der damalige VfL-Coach die Fragen selbst – und beantwortete sie geschickterweise auch gleich.

 

Wenn man es nun genau nimmt, dann hätte Stevens mit seinen Erläuterungen vor der Partie an diesem Samstag (15.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg nicht viel länger brauchen dürfen als Augenthaler damals. Denn der niederländische Fußballlehrer agiert nach der Devise: „Ich könnte zu dem Spiel und den Spielern zwar viel sagen, aber ich mache es eben nicht.“

Doch niemand kann dem VfB-Trainer vorwerfen, dass er sich nicht gründlich auf seine Arbeitssitzungen vorbereitet. Normalerweise kommt er mit einem Zettel in die Pressekonferenz, um mitzuteilen, wer angeschlagen ist und wer ausfällt. Nach den Länderspielen legte der 61-Jährige aber gleich ein Bündel mit DIN-A4-Blättern auf den Tisch vor sich. Auf dem Papier war schön übersichtlich aufgelistet, welche Stuttgarter Nationalspieler wo und wie lange im Einsatz waren. Das sind die Zahlen, die ihn augenblicklich interessieren, weil sie sich auf die konkrete Spielvorbereitung auswirken.

Stevens schickt Serey Dié zum Ausschlafen nach Hause

So hatte Stevens gehofft, dass Serey Dié nur 90 Minuten für die Elfenbeinküste absolviert. Doch es sind 180 gewesen – was den Mittelfeldspieler aber nicht davon abhielt, bereits am Dienstagvormittag wieder in der Mercedesstraße zum Training zu erscheinen. Stevens schaute sich Serey Dié an, schickte ihn erst zum Ausradeln – und später zum Ausschlafen nach Hause. „Er war von den Spielen und den Reisestrapazen einfach platt“, sagt der Trainer.

Doch es sind solche Erfahrungen, die Stevens darin bestärken, dass der VfB den Abstiegskampf auch diesmal erfolgreich besteht. Und so viel Professionalität bei seinen Spielern bringt den knorrigen Trainerveteranen sogar dazu, vom defensiven in den offensiven Verbalmodus umzuschalten – und zwar so schnell, wie er es sicher auch von seiner Mannschaft auf dem Platz sehen will. „Wenn jemand behauptet, dass die Spieler keine gute Einstellung haben, kriegt er es voll mit mir zu tun“, sagt Stevens.

Fleißig war auch Antonio Rüdiger in den vergangenen Wochen und Monaten seit seinem Meniskusriss im rechten Knie am 14. Spieltag. So fleißig, dass sich der Trainer erstaunlich zuversichtlich über die Comebackchancen des lange verletzten Innenverteidigers äußert. „Wir überlegen, ob wir ihn am Wochenende in der zweiten Mannschaft einsetzen oder bei uns auf die Bank nehmen“, sagt Stevens. Was im zweiten Fall eine pikante Note hätte, weil der VfL Wolfsburg offenbar die Angel nach dem talentierten Abwehrspieler ausgeworfen hat.

Rüdigers Berater: bisher keine Gespräche mit Wolfsburg

Er passt ja mit seinen 22 Jahren und dem großen Potenzial auch zu gut ins Beuteschema der Wölfe, die für die Champions League planen. Einen vierten Innenverteidiger von Format wollen sie deshalb neben Naldo, Robin Knoche und Timm Klose verpflichten. Einen, der auf Sicht sogar in die Stammelf drängt. So stellen sie sich das zumindest beim Tabellenzweiten vor – und für einen deutschen Nationalspieler sind das nicht die schlechtesten Perspektiven.

„Es gab bislang keine Gespräche mit den Wolfsburgern. Antonio Rüdiger konzentriert sich voll darauf, wieder fit zu werden“, sagt sein Berater Uli Ferber. Und der VfB-Sportvorstand Robin Dutt betont: „Uns liegt kein Angebot vor. Es ist auch nicht der Zeitpunkt, um über Verträge zu reden.“

Noch läuft Rüdigers Kontrakt, der auch für die zweite Liga gilt, bis 2017. Eine vorzeitige Verlängerung ist vom VfB zwar geplant, doch im Moment liegt der Fokus auf dem Klassenverbleib. „Es geht darum, das gute Gefühl nach dem Sieg gegen Frankfurt und die positive Trainingsatmosphäre ins nächste Spiel zu kriegen“, sagt Dutt. Wobei das neue Selbstvertrauen des VfB nach der zweiwöchigen Länderspielpause gleich einem Stresstest unterzogen wird.