Nach der ersten Rettung wollte der VfB Stuttgart Huub Stevens nicht mehr. In höchster Not erinnerte sich der Krisenverein wieder an den Niederländer. Stevens ist noch nie abgestiegen - und das soll nach seinem Willen auch so bleiben.

Stuttgart - Schon zu Beginn seiner zweiten Rettungsmission beim VfB Stuttgart stieß Huub Stevens eine eindringliche Warnung aus. „Es wird noch schwieriger als letztes Jahr“, mahnte der Niederländer bei seiner Vorstellung als Nachfolger von Armin Veh im November 2014. Stevens hat recht behalten - auch weil er den akut abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten einfach nicht aus der Krisenzone führen konnte. Das Vertrauen der Führungsriege hat der 61-Jährige dennoch nicht eingebüßt. „Huub Stevens hat die Antworten für den Kampf um den Klassenerhalt“, versicherte Sportvorstand Robin Dutt im Endspurt.

 

An den Ergebnissen ließen sich diese Antworten allerdings nicht regelmäßig ablesen. Stevens übernahm den VfB als Tabellenletzten - nach dem überlebenswichtigen 2:1 gegen den Hamburger SV liegen die Schwaben nun immerhin auf dem 16. Platz. Mit einem Sieg können sie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim SC Paderborn aus eigener Kraft den sicheren Klassenverbleib schaffen.

Die Lösungen auf dem Weg dorthin erscheinen bei Stevens, der in seiner Karriere als Trainer noch nie abgestiegen ist, fast simpel. Der Mann aus einem Arbeiterviertel in Sittard agiert mit einer Mischung aus schonungsloser, interner Kritik an seinen Spielern sowie dem Vorleben von Zuversicht und Freude am Beruf.

„Der Mannschaft gegenüber versuche ich ehrlich und fair zu sein“, erläuterte Stevens seine Maxime. „Ich will, dass jeder in der Mannschaft das Gefühl hat, dass er spielen könnte.“ Wer sich jedoch im Training verweigert, der landet schnell mal auf der Tribüne.

Stevens präsentierte sich auch auf seiner zweiten Stuttgarter Station als berüchtigter „Knurrer von Kerkrade“. Extrem dünnhäutig reagierte er auf manch eine ungeliebte Frage von Journalisten. Für jemanden, der so lange im Geschäft ist und oft die Bedeutung professionellen Verhaltens betont, wirkt das bisweilen wenig souverän.

Stevens besitzt aber durchaus Charme

Stevens besitzt aber durchaus Charme. „Er ist absolut authentisch, ein verlässlicher Partner. Man kann offen mit ihm sprechen. Er hat Humor, ist emotional. Alles, was man an einem Menschen mag, bringt er mit“, beschrieb ihn Dutt vor dem ultimativen Saisonfinale.

Dennoch stand Stevens auch auf der Kippe. Spätestens im März wurde nach einer heftigen Negativserie über eine vorzeitige Trennung des vertraglich bis zum Saisonende gebundenen Routiniers spekuliert. Sein Nachfolger dürfte mit dem früheren Leipziger Alexander Zorniger allen Dementis zum Trotz längst feststehen. „Das ist nicht wichtig“, meinte Stevens immer wieder zu den Spekulationen.

„Ich denke, er weiß es zu schätzen, dass er auch in Krisenzeiten bedingungslos unterstützt wurde“, meinte Dutt über Stevens, den all die Debatten abseits des Fußball-Tagwerks durchaus nervten. Und das zeigte der langjährige Profi der PSV Eindhoven durchaus offen.

Mit den Reizthemen beim VfB wird es voraussichtlich im Sommer für Stevens ein Ende haben. Nach dem zweiten Abstieg seit 1975 wäre er für einen Neuaufbau kaum tragbar, mit der Rettung der Schwaben würde er sich hingegen in den Vereinsannalen verewigen. „Nach der Saison fliege ich nach Mallorca. Wer interessiert ist, kommt dahin, kriegt Kaffee, Wein oder Bier“, sagte Stevens scherzhaft nach dem HSV-Duell. „Dann kann ich erklären, was ich mache.“