In Sandhausen kämpft der VfB Stuttgart mit der Hitze und einem zähen Gegner. Langsam, aber sicher stellt sich der Zweitligist besser auf die Gepflogenheiten im Fußball-Unterhaus ein.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - In der Bundesliga hätte die heimische Kurve den Stadionsprecher des SV Sandhausen wohl längst aus der Arena gepfiffen. Im Hardtwaldstadion wird Gastfreundschaft hingegen großgeschrieben. Mehrfach lobte der Stimmungsmacher am Mikrofon die „tolle Atmosphäre“ dank der fast 7000 mitgereisten VfB-Fans und spendete sogar dann verbal Applaus, als Jean Zimmer kurz vor der Pause mit einer Platzwunde an der Unterlippe den Platz verlassen musste. Ein Gästespieler, wohlgemerkt.

 

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Vielleicht war aber all dies auch nur Taktik. Auf den Rasen übertrug sich die Gastfreundschaft nämlich kein bisschen. Die Sandhäuser erwiesen sich als hartnäckige Widersacher, die dem großen Favoriten von der ersten Minute an vor Augen führten, dass es Geschenke erst wieder an Weihnachten gibt.

„Es war ein Abnutzungskampf“, pumpte Simon Terodde hinterher in die Mikrofone. In der 38. Minute durfte er seine Torpremiere für den VfB Stuttgart feiern. Danach glich sich Teroddes Gesichtsfarbe gefährlich nahe den dunkelroten Auswärtstrikots der Stuttgarter an, was einerseits der großen Hitze, andererseits den Mühen des Großkampfs geschuldet war. Der VfB bewegte sich in vielerlei Hinsicht hart an der Grenze.

Luhukay lobt „tolle Mentalität“

Ohne Teroddes Kopfball-Torpedo und Berkay Özcans tolle Vorarbeit zum 2:0 wäre der Aufstiegsfavorit wohl kaum als Sieger aus dem Kraichgau heimgekehrt. Zu zerfahren, zu wenig kombinationssicher gestalteten sich noch immer die Anläufe Richtung gegnerisches Tor, was auch Trainer Jos Luhukay tags drauf noch bemängelte: „Da müssen wir ruhiger und abgeklärter werden. Die vielen Ballverluste rauben unnötig Energie.“

Er lobte dafür die „tolle Mentalität seiner Mannschaft“, die sich in Sandhausen trotz der schwierigen Bedingungen für keinen Laufweg und für keinen Zweikampf zu schade war. Was sich im Pokal in Homburg andeutete, nahm am Freitagabend Gestalt an: Der VfB kommt mit der rustikalen Gangart seiner Gegner mittlerweile ganz gut zurecht. Oder anders gesagt: Er ist angekommen in der zweiten Liga. „Wir wussten, was auf uns zukommen wird“, sagte Sportvorstand Jan Schindelmeiser, „deswegen überrascht uns das auch nicht.“

Weil ein zusätzlicher Abwehrspieler die Fans der Roten noch beruhigter in die Zukunft blicken ließe, hat der VfB offenbar die Angel nach Benjamin Pavard vom französischen Erstligisten OSC Lille ausgeworfen. „Kein Kommentar“, sagte Schindelmeiser nur, was sich nicht wie ein Dementi anhört. Der 20-jährige Innenverteidiger könnte der wackligen Defensive Halt geben. Die nächsten Aufgaben werden nicht einfacher. Denn Gastfreundschaft gibt es in der zweiten Liga höchstens vom Stadionsprecher.