Wer wird nun neuer VfB-Präsident? Darüber rätseln derzeit alle. Richtiger wäre jedoch die Fragestellung: „Was kommt alles auf den Neuen zu?“ Viel Arbeit, schreibt unser Gastautor Christoph Schickhardt.

Stuttgart - Ich wundere mich schon manchmal, wer sich alles entweder selbst oder durch seine nähere Umgebung und andere interessierte Kreise als geeignet für das Präsidentenamt beim VfB Stuttgart ansieht. Ich glaube, die wenigsten wissen, welche Herkules-Aufgabe auf den Mann zukommt, wenn die gemeinsam formulierten anspruchsvollen Ziele erreicht werden sollen. Es reicht natürlich nicht, Fußballfan zu sein, langjährige Stadionbesuche nachweisen zu können und sich als kommunikativ darzustellen. Auch ich fahre gern Auto – trotzdem ist bei Daimler noch niemand auf die Idee gekommen, mich zum Entwicklungsvorstand zu berufen. Im Übrigen wäre mir Angst und Bange, wenn ich eine solche Verantwortung übertragen bekäme und mir bewusst sein müsste, dass ich diese Position kaum ausfüllen kann.

 
Wer weiß, wie hart das Fußballgeschäft ist, kann darüber nur schmunzeln. Wer mit Watzke, Rummenigge oder Bruchhagen in den Verteilungskämpfen etwa um die TV-Erlöse die Klinge für den VfB kreuzen muss, darf nun wirklich kein Leichtgewicht sein. Um dort Respekt zu genießen, muss man einiges erreicht haben. Eine nachgewiesene Expertise und tief greifende Erfahrungen im Fußball- und Sportbusiness sind grundlegende Voraussetzungen.

Erste Adresse in einer wirtschaftsstarken Region

Aus den vielfältigen Bewerbungen wird der Wert des VfB und die Attraktivität dieses Amtes in der Wirtschaftsregion Stuttgart und in Deutschland dokumentiert. Der VfB ist eine erste Adresse in einer der wirtschaftsstärksten Regionen der Welt.

Der Verein kommt nicht ohne ambitionierte Ziele und Ansprüche aus. Diese müssen jedoch auch realistisch und erreichbar sein. Derzeit heißt es einfach, dass der VfB alle Anstrengungen unternehmen und wie ein Löwe darum kämpfen muss, um Anschluss im Kampf um Platz drei oder vier der Bundesligatabelle zu erzielen. Dies ist schwer genug, denn der VfB konkurriert da auf Dauer mit Vereinen wie dem HSV, Eintracht Frankfurt, Hoffenheim, Schalke, Mönchengladbach, Hannover oder Leverkusen. Der Verteilungskampf wird immer enger. Jeder Fehler wird gnadenlos bestraft. Es besteht die riesige Gefahr, dass der VfB den Anschluss verliert. Das Fußballgeschäft entwickelt sich in einem Höllentempo – sportlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Da muss der VfB mithalten, sonst fährt der Zug ohne ihn ab.