Der VfB Stuttgart nimmt mehr und mehr Schwung auf – doch die Zeit bis zum Saisonende wird knapp. Und die Relegation eine Sache, über die man sich Gedanken macht.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Eigentlich wollte er ja „gar nicht so viel darüber reden“. Aber Thomas Hitzlsperger gehört ja nicht zu den Begriffstutzigen der Branche, er weiß um die Lage seines Clubs, also sagte der Sportvorstand des VfB Stuttgart am Samstag eben doch: „Wir müssen auch damit rechnen, dass es am Ende Platz 16 wird.“ Und weil dieser Rang dazu berechtigt (oder nötigt), in der Relegation in zwei weiteren Partien um den Klassenverbleib zu kämpfen, gilt es in den kommenden Wochen auch, sich auf ein solches Szenario vorzubereiten. „Das geht langsam los“, sagte der Sportchef zur Beobachtung möglicher Gegner. Aber – damit kein falscher Eindruck entsteht: Abgefunden haben sich Thomas Hitzlsperger und der VfB mit Rang 16 aber noch lange nicht. Ganz im Gegenteil.

 

„Wenn wir noch einmal so eine Leistung bringen, bin ich zuversichtlich, dass wir noch viele Punkte holen“, sagte Markus Weinzierl nach der Partie des VfB gegen 1899 Hoffenheim. 1:1 endete das Aufeinandertreffen, das in der Hinrunde noch mit einer krachenden 0:4-Pleite für die Stuttgarter zu Ende gegangen war. Weshalb der Coach des VfB auch meinte: „Wir geben jetzt ein ganz anderes Bild ab als noch vor einigen Wochen.“

Entwicklung nimmt spät Fahrt auf

Tatsächlich markierte auch das Remis gegen die Hoffenheimer einen weiteren kleinen Fortschritt. Der VfB stand noch ein bisschen sicherer als zuletzt in der Defensive und konzentrierte sich nicht nur auf einige wenige Konter, sondern investierte auch einiges in das Offensivspiel. Zwölf Torschüsse nannte Weinzierl als Beleg dieser Besserung. Vor allem aber stimmten über weite Strecken Aggressivität und Zweikampfstärke – auch hierzu gibt es Zahlen: Vier Gelbe Karten sammelten die VfB-Profis ein, 55 Prozent ihrer direkten Duelle gewannen sie. „Wir werden von Woche zu Woche besser“, konstatierte Hitzlsperger, „es geht in vielen Bereichen in die richtige Richtung.“ Weinzierl fasste es so zusammen: „Das ist eine Entwicklung, die wir fortführen müssen.“ Was der Trainer aber auch weiß: Stabilität und Entwicklung sind „spät gekommen“. Womöglich zu spät für eine direkte Rettung.

Lesen Sie hier: Unsere Analyse zum 1:1 des VfB gegen 1899 Hoffenheim

Nach hinten hat der VfB am Samstag seinen Vorsprung zwar ausgebaut – der Tabellen-17., Hannover 96, liegt nun sechs Zähler hinter den Stuttgartern. Diejenigen, die der VfB aber noch schnappen will, sind auch erst einmal fünf Punkte weggezogen: die Augsburger haben sich durch ihren Sieg gegen Hannover 96 ein wenig Luft verschafft. Bleibt Weinzierls anderer Ex-Club, neuerdings mit dem Ex-VfB-Trainer Huub Stevens: Schalke 04 rangiert drei Punkte vor dem VfB und verfügt über die deutlich bessere Tordifferenz. Alle anderen einstigen Konkurrenten scheinen zu weit weg, um sie noch überflügeln zu können.

So wirken die Stuttgarter einerseits wie festgenagelt auf dem Relegationsrang, andererseits erhalten die Abstände auf Schalke 04 und den FC Augsburg auch nach wie vor die Hoffnung, zumindest einen der beiden noch einholen zu können – zumal der Spielplan noch je ein Duell mit beiden Teams vorsieht. „Wir haben noch immer die Chance, den Klassenverbleib direkt zu schaffen“, sagte am Samstag der VfB-Torhüter Ron-Robert Zieler. Auch wenn die Zeit drängt.

Zunächst steht zwar die Länderspielpause an (Weinzierl: „Ich hätte nichts dagegen gehabt, weiter zu spielen“), danach beginnt aber schon „der Endspurt“ (Zieler) der Saison. Bedeutet: Dem VfB bleiben nur noch acht Partien, um das Punktekonto umfangreich zu erweitern. Vier Teams aus der oberen Tabellenhälfte sind dabei die Gegner, vier weitere stehen derzeit unterhalb von Rang neun. Oberstes Ziel bleibt dabei den Aufwärtstrend zu bestätigen und in Punkte umzumünzen.

Fünf Punkte aus fünf Spielen

Seit der Pleite in Düsseldorf und dem Wechsel auf der Position des Sportvorstands (Hitzlsperger für Michael Reschke) zeigt die Leistungskurve zwar nach oben, und die fünf Punkte aus den fünf Spielen klingen auch nicht unvernünftig. Eine echte Erfolgsserie, sieht aber eben auch anders aus. Weinzierl allerdings verweist auf die Qualität der Gegner wie RB Leipzig, Borussia Dortmund und nun 1899 Hoffenheim und sieht im jüngsten Fünferpack trotz zweier Niederlagen viele „Erfolgserlebnisse“, die dazu beigetragen haben, dass der VfB nun wieder stabiler und selbstbewusster daherkommt. „Nun schauen wir“, sagte der Trainer, „wozu das am Ende reicht.“

Thomas Hitzlsperger jedenfalls „freut“ sich auf „die nächsten Wochen“. Die enden am 18. Mai mit dem letzten Saisonspiel. Oder am 27. Mai – nach dem Rückspiel in der Relegation.