Der VfB Stuttgart hat ein Trainingslager in Kapstadt bezogen – und unterstützt so die Aktivitäten des Ligaverbands, der sich auf diesem Markt besser positionieren will. Dafür spendiert die Deutsche Fußball-Liga 250.000 Euro.

Stuttgart - Der Ball rollt doch überall. Warum also nicht auch in Kapstadt, wohin sich der VfB Stuttgart am Montag begeben hat, um sein Trainingslager vor dem Auftakt der Rückrunde in der Bundesliga zu beziehen? Hinter der Mannschaft liegt ein langer und anstrengender Flug, dem am 16. Januar ein genauso langer und anstrengender Rückflug folgen wird. „Der Aufwand ist groß“, sagt Fredi Bobic. Das nimmt der Manager in Kauf, da es nicht nur die guten Rahmenbedingungen waren, die den Ausschlag für die Quartierwahl in Südafrika gegeben haben. Denn neben dem Ball soll für den VfB da auch der Rubel rollen – kurzfristig und mehr noch perspektivisch.

 

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) spendiert für den Trip aktuell 250.000 Euro. Dafür muss der VfB diverse Gegenleistungen erbringen – etwa eine öffentliche Trainingseinheit im Township von Kapstadt. Zudem verlangt der südafrikanische Fernsehsender, der ein Medienpartner der DFL ist, dass die Spieler jeden Tag für exklusive Interviews zur Verfügung stehen. Was Bobic „eine spannende Geschichte“ findet, dient einem übergeordneten Zweck. Der Ligaverband will die Bundesliga offensiver in Szene setzen als bisher – speziell in Afrika, Asien und den USA.

Deutsche Fußball-Liga will neue Sponsoren gewinnen

Das sind die drei Hauptzielmärkte der DFL, die auf diesen Kontinenten neue Sponsoren gewinnen und so ihre Einnahmen aus der Auslandsvermarktung steigern will. Dazu müssen die Vereine mit ins Boot – wie jetzt der VfB oder wie Wolfsburg oder der Hamburger SV, die ein Camp in China und in Indonesien aufgeschlagen haben. „Wir stehen diesem Plan sehr positiv gegenüber“, sagt Bobic. Das honoriert die DFL dann wiederum mit Zuschüssen aus dem für solche Aktivitäten mit 1,5 Millionen Euro pro Saison gefüllten Topf.

1,5 Millionen Euro sind nicht gerade viel im Vergleich zu den 72 Millionen Euro, die der Ligaverband zurzeit pro Jahr aus der Auslandsvermarktung kassiert. 2005 waren es nur zwölf Millionen. Die Verträge laufen jetzt noch bis Juni 2015. So lange ist keine weitere Steigerung möglich, danach aber schon, hofft die DFL – Präsenz vor Ort vorausgesetzt. „Der deutsche Markt ist ausgereizt. Die einzige Chance auf Wachstum liegt im Ausland“, sagt Bobic. Aber ein Selbstläufer ist das nicht. Deshalb wird gerade auch vom VfB der Boden bestellt, damit diese Chance genutzt werden kann.

Die englische Premier League ist Vorbild

Als Vorgabe hat der Ligapräsident Reinhard Rauball bereits eine Verdoppelung der Summe auf dann 150 Millionen Euro in den Raum gestellt. Das vorläufig unerreichbare Vorbild ist die englische Premier League, die über diese Schiene stolze 560 Millionen Euro erwirtschaftet. „Die haben 20 Jahre Vorsprung“, sagt der DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. Fünf oder zehn Jahre voraus sind dann vielleicht noch die Ligen in Spanien(160 Millionen Euro) und Italien (115 Millionen), die ebenfalls mehr Geld bekommen als die DFL.

Aber die Aufholjagd hat begonnen. „Das internationale Interesse an der Bundesliga ist zuletzt stark gestiegen“, sagt Rauball. Entscheidend dazu beigetragen hat in seinen Augen, dass 2013 im FC Bayern und Borussia Dortmund zwei deutsche Teams das Finale der Champions erreicht haben – „eine Traumvorlage“, sagt Rauball, die verwandelt werden soll.

Der VfB soll in Südafrika bekannter werden

Der VfB nimmt den Musterpass zumindest mal auf und ist nun in Südafrika – ein Engagement, das die DFL immer wieder von den Clubs gefordert hat. Dabei denkt Bobic jedoch nicht nur an das große Ganze, sondern auch an die eigenen Belange. Es gehe auch darum, den Verein bekannter zu machen sowie neue Verbindungen und neue Kontakte zu schaffen, sagt der Manager. Im Idealfall führt das dazu, dass bald ein potentes Unternehmen aus Südafrika als Partner verpflichtet werden kann. Dann würde der Rubel wirklich rollen.

Aber Bobic weiß, dass die Umsetzung für den VfB schwierig wird. Er sagt: „Wir werden nicht von heute auf morgen die neue Weltmarke im Fußball.“ Da muss der Ball schon etwas anders rollen – und dazu reicht ein Trainingslager in Südafrika kaum aus.