Sechs Bundesligisten haben im Europapokal bereits die nächste Runde erreicht. Nicht nur deshalb will der VfB Stuttgart am Donnerstag gegen Molde unbedingt weiterkommen.

Stuttgart - Manchmal bricht in Bruno Labbadia noch immer der Romantiker durch, auch nach bald dreißig Jahren im professionellen Fußball. Dann will er nicht wissen, wie viel Geld zu verdienen ist, dann interessiert ihn nicht, was unter dem Strich übrig bleibt. Es werde immer zu viel übers Geld gesprochen, sagt der VfB-Trainer dann mit einigem Pathos, dabei sei Fußball „viel mehr als nur Finanzen – Fußball ist Leidenschaft“.

 

Im aktuellen Falle ist diese Sichtweise recht naheliegend, denn jeder weiß, dass es in der Europa League ohnehin (noch) nicht viel zu verdienen gibt. Die Prämien der Uefa sind überschaubar, die Zuschauereinnahmen angesichts der wieder mal leeren Ränge in der Mercedes-Benz-Arena sowieso. Also hat es der VfB vor allem zu einer Frage der Ehre erklärt, im letzten Gruppenspiel am Donnerstag (19 Uhr/Sky) gegen den norwegischen Meister Molde FK den Einzug in die Zwischenrunde perfekt zu machen.

Das gilt einerseits, weil sich die Stuttgarter nicht die Blöße geben wollen, als einziger von sieben Bundesligavertretern in der Champions- und Europa League schon nach der Gruppenphase auszuscheiden. Andererseits sieht Labbadia im Weiterkommen einen wichtigen Schritt in der Entwicklung seiner Mannschaft und des ganzen Vereins: Die Europa League sei „ein toller Wettbewerb“ geworden, man wolle auch weiterhin auf der internationalen Bühne „ein Aushängeschild für die Stadt Stuttgart“ bleiben.

Bei neuer Stürmerverpflichtung ist noch nichts entschieden

„Es geht um das Renommee“, sagt auch der VfB-Manager Fredi Bobic, der in diesem Falle ebenfalls nicht zuallererst an die Einnahmenseite denkt. „Total unabhängig“ seien seine finanziellen Möglichkeiten auf dem Transfermarkt vom Weiterkommen im Europapokal. Auf der Vorstandstagung im Tannheimer Tal sind am vergangenen Wochenende die Eckpfeiler abgesteckt worden. „Das war kein Wunschkonzert, wir müssen die Realitäten sehen und die Vorgaben erfüllen“, sagt Bobic. Große Sprünge werden auch in Zukunft nicht möglich sein, immerhin aber berichtet der Manager von „gewissen Spielräumen“ und kommt zu dem Resultat: „Wir sind handlungsfähig.“

Das will der Manager bekanntermaßen bei der Verpflichtung eines neuen Stürmers unter Beweis stellen. Noch ist nichts entschieden, was zum einem damit zusammenhängt, dass die Dauer von Cacaus Ausfall noch unklar ist. In abschließenden Stresstests soll in den nächsten Tagen entschieden werden, ob die konservative Behandlung des Kreuzbandrisses Erfolg gehabt hat. Dann könnte Cacau schon im Laufe des Januars wieder eingreifen. Im anderen Falle müsste er am Knie operiert werden – die Saison wäre dann gelaufen.

Zum anderen wartet Bobic auf ein Signal aus Polen. Die Verhandlungen mit Arkadiusz Milik sind abgeschlossen – am Spieler liegt es nun, eine Entscheidung zu treffen. Allerdings bezeichnet Bobic die mögliche Verpflichtung des 18-Jährigen als „Perspektivtransfer“, der nicht geeignet sei, die aktuellen personellen Probleme zu lösen.

So weit will Labbadia noch nicht denken – für den Trainer steht erst einmal „das Endspiel“gegen Molde im Mittelpunkt und die daran anschließende Bundesligapartie gegen Schalke nur rund 43 Stunden später. „Da spielt die Psyche eine große Rolle“, sagt der Trainer, während Martin Harnik auch ganz pragmatische Probleme lösen muss. Denn auch die kurze Verschnaufpause zwischen den Spielen wird den Stürmer nicht davor bewahren, seinen Pflichten als Tierhalter nachzukommen. Ihm werde nichts anderes übrig bleiben, als trotz allem mit den Hunden spazieren zu gehen, „sonst scheißen sie mir ja in die Wohnung“.