Der VfB-Trainer Thomas Schneider muss nach sieben Niederlagen in Folge am Sonntag in Frankfurt die Wende schaffen – sonst wird es eng. Es gibt offenbar auch schon einen Kandidaten für diesen Plan B.

Stuttgart - Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) veröffentlicht nach jedem Spieltag einige Zitate, die sie für besonders bemerkenswert oder pfiffig hält. Zuletzt hat es ein Satz von Cacau in die Endauswahl geschafft. Er lautet: „Ich möchte nicht absteigen.“ Diese Aussage zeigt, wie groß die Angst des Stürmers ist, der „von der schwierigsten Situation“ spricht, „seit ich beim VfB Stuttgart bin“ – und das ist er immerhin schon seit elf Jahren. Aber wie ist angesichts der düsteren Bestandsaufnahme von Cacau der Abstieg zu verhindern?

 

Der VfB hofft zunächst einmal auf einen ähnlichen Effekt wie vor drei Jahren nach dem Motto: gleiches Spiel, gleiches Ergebnis. Am 27. Februar 2011 musste die Mannschaft bei Eintracht Frankfurt antreten – wie nun am Sonntag. Die Situation war damals genauso angespannt wie heute. Unter der Woche hatte der VfB gegen Benfica Lissabon mit 0:2 verloren und war aus der Europa League ausgeschieden. Dabei hatte sich der Torwart Marc Ziegler schwer verletzt, so dass der ausgemusterte Sven Ulreich in Frankfurt sein Comeback feierte. Mit vielen Glanzparaden rettete er dem VfB dann den 2:0-Erfolg. „Er hat 30 Schüsse abgewehrt“, sagt der Manager Fredi Bobic – die Wende. Es war der 24. Spieltag. Aus den restlichen zehn Begegnungen dieser Saison holte das Team 20 Punkte und erreichte dadurch den Klassenverbleib.

Am Sonntag ist der 2. März 2014. Auf dem Programm steht der 23. Spieltag – und erneut ein richtungsweisendes Spiel bei der Eintracht. „Ich erwarte, dass wir die gleichen Tugenden zeigen wie vor drei Jahren – nämlich vollen Einsatz und absoluten Kampf“, sagt Bobic. Wenn das passiert, ist alles gut. Und wenn nicht? Bleibt Thomas Schneider dann weiter Trainer?

Bobic: „Einen Garantieschein kann ich keinem ausstellen“

Der Manager spielt auf Zeit. „Wir sind überzeugt, dass wir das Ding mit ihm drehen können“, erklärt Bobic. Mit „ das Ding“ sind die vergangenen sieben Begegnungen gemeint, die der VfB verloren hat. Acht Niederlagen nacheinander hat in der Bundesliga noch kaum ein Trainer kassiert – und noch weniger Trainer haben eine solche Serie ohne persönliche Konsequenzen überstanden. Und Schneider? „Wenn ich sage, dass wir von Spiel zu Spiel denken, bezieht sich das nicht nur auf den Trainer“, sagt Bobic. Nicht nur auf den Trainer heißt jedoch: auch auf den Trainer. „Ich kann jetzt doch nicht darüber reden, was in drei oder vier Wochen ist“, fügt Bobic hinzu, „einen Garantieschein kann ich keinem ausstellen.“

Ohne Gewähr also. Der Manager hat sich auf alles vorbereitet. Es existiert ein Plan B ohne Schneider und mit einem neuen Coach, wobei im VfB-Vorstand gerade noch darüber diskutiert wird, ab wann dieser Plan B greifen soll. Die Tendenz geht dahin, bei einer erneuten Pleite am Sonntag in Frankfurt die Notbremse zu ziehen. Plan B beinhaltet neben dem Anforderungsprofil mit einem routinierten Mann auch zwei oder drei Namen, die als Nachfolger von Schneider in Betracht kommen. Nach StZ-Informationen liegt Holger Stanislawski vorne.

Der 44-Jährige arbeitete zuletzt beim 1. FC Köln, mit dem er in der vergangenen Saison den Aufstieg in die Bundesliga knapp verpasste. Deshalb trat Stanislawski im Mai von seinem Amt zurück. Seine größten Erfolge feierte er jedoch beim FC St. Pauli, bei dem er eine Kultfigur ist – zuerst als Spieler und von 2006 bis 2011 als Trainer. Auf Anhieb führte er den Club in die zweite Liga zurück – und krönte sein Werk 2010 mit dem Aufstieg in die Bundesliga, aus der St. Pauli ein Jahr später aber wieder absteigen musste.

Stanislawski wäre sofort verfügbar

Stanislawski gilt als Motivator, der es versteht, seine Mannschaft auf ein Ziel einzuschwören. Auch fachlich würde er gute Referenzen mitbringen, da er den Kurs zum Fußballlehrer als Jahrgangsbester abgeschlossen hat. Seit Sommer 2013 ist er ohne Job und wäre sofort verfügbar. Auch das ist ein Kriterium von Plan B, der vorsieht, dass die Mission des Retters in spe so oder so nach der Saison wieder beendet ist. Dann will der Verein zu seiner Jugendphilosophie zurückkehren – mit einem dazu passenden Coach wie etwa Ralf Rangnick.

Aber zunächst einmal denkt Bobic nur von Spiel zu Spiel. Und Cacau hat am Samstag noch gesagt: „Wir haben nicht aufgegeben – und wir werden auch nicht aufgeben.“ Dieses Zitat ist den dpa-Mitarbeitern dann aber vermutlich durchgerutscht.