Videoanalysen, Gespräche, Appelle: Gegen Borussia Dortmund muss der VfB Stuttgart Charakter zeigen, um die Negativserie endlich zu stoppen. „Wir werden uns wehren“, verspricht Trainer Jürgen Kramny.

Stuttgart - Richtig überrascht hat den VfB-Trainer nicht, was er bei seinem Abstecher nach Berlin zu sehen bekam. „Borussia Dortmund ist schon in der ersten Halbzeit sehr dominant aufgetreten“, sagt Kramny über das Halbfinale im DFB-Pokal zwischen Hertha BSC und dem VfB-Gegner an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky), „in der zweiten haben sie die Partie entschieden und verdient gewonnen.“ Etwas anderes wäre dem VfB womöglich schlecht bekommen. Doch auch ohne zusätzlichen Furor im Falle des Ausscheidens erwartet die Roten eine Mammutaufgabe. „Dortmund kommt euphorisiert. Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen“, sagt Kramny. Die Mannschaft – und der Chefcoach an erster Stelle.

 

Nun, da sich die Situation am Tabellenende zugespitzt hat, ist Kramny (44) gefordert – mehr gefordert als in den ruhigeren Zeiten. Er muss Antworten auf die Krise liefern, die in Lösungen auf dem Platz münden. Kramny weiß das, er hat auch die aufkeimende Trainerdiskussion im Umfeld vernommen und reagiert darauf wie erwartet – souverän und ruhig. „Damit muss ich leben“, sagt er. Damit kann er auch leben, weil er in sich ruht und Aufgeregtheiten auszublenden versteht. Und weil er auf ähnliche Erfahrungen zurückgreifen kann, die sich zu seiner Zeit beim VfB II bewährt haben: „Wenn es zum Saisonende eng war, habe ich immer gewusst, wie ich die letzten Spiele angehen muss.“

Darauf setzen die Clubstrategen, allen voran Präsident Bernd Wahler und Sportvorstand Robin Dutt, auch diesmal. Gemeinsam haben sie nach dem indiskutablen Auftritt in Augsburg auf die Mannschaft eingewirkt. Kramny hat den freien Montag gestrichen und eine Videoanalyse und Gespräche angesetzt. „Das war nicht auf eine Ansprache meinerseits, es gab auch eine Diskussion und viele Gespräche der Spieler untereinander“, betont er. Das sei „sehr konstruktiv, klar und deutlich“ gewesen: „Wir haben Schlüsse gezogen, die auch mit der Einstellung zu tun haben, mit der Mentalität.“

Das Personal ist eine Stellschraube, an der Kramny dreht

Den Begriff wird er noch einige Male wiederholen, immer wieder Mentalität: „Wir werden gegen den BVB Spieler auf den Platz schicken, die kämpfen und diese Herausforderung annehmen.“ Daraus können sich auch einige personelle Umstellungen ergeben. Zwangsläufig, weil Lukas Rupp noch unter den Folgen seines grippalen Infekts leidet und womöglich ausfällt. Aber auch, weil sich Spieler aus der zweiten Reihe aufdrängen – allen voran Martin Harnik, der „sehr, sehr engagiert trainiert, viele Tore macht und sich viel bewegt - gut möglich, dass er sich am Samstag in die Mannschaft bewegt.“ Auch Neuzugang Federico Barba darf nach seiner langwierigen Verletzung auf sein Debüt im VfB-Trikot hoffen: „Seine Chancen haben sich nicht verschlechtert, um es vorsichtig auszudrücken. Ich kann mir schon vorstellen, dass es in diesem Spiel Sinn macht, ihn zu bringen.“

Das Personal ist eine Stellschraube, an der Kramny dreht. Viel wichtiger aber ist ihm die Einstellung. Im Hinspiel gegen den BVB (1:4) hat er seinen Einstand als VfB-Trainer gefeiert, seither steht er unter ständiger Beobachtung und hat ihr dank souveränem Auftreten und klaren Ansagen standgehalten. In die Rückrunde ist die Mannschaft furios gestartet und hat unter Kramny in 17 Spielen 23 Punkte erobert – und ist zuletzt in neun Spielen mit nur einem Sieg dennoch in die altbekannte Lethargie zurückgefallen. „Womöglich hat sich der eine oder andere zwischendurch zu sicher gefühlt“, ahnt Kramny. Die Verletzungen von Kevin Großkreutz und Serey Dié lässt er wie die jüngsten Grippefälle gleichwohl nicht als Ausrede gelten. „Jetzt gilt es“, sagt er ungeachtet der äußeren Umstände, „jetzt müssen wir noch eine Schippe drauflegen, um Dortmund weh zu tun.“

Jürgen Kramny, der Vorkämpfer. Der Coach fordert Mentalität – und lebt sie vor. „Gas geben, zusammenhalten, fighten – und punkten“, sagt er und ist überzeugt, dass seine Appelle fruchten: „Wir werden uns wehren. Wir werden da sein.“ Nach erst 1. Bundesligaspielen als VfB-Trainer ist er bereits zum Dortmund-Spezialisten geworden. Inklusive des DFB-Pokals (1:3) trifft er schon zum dritten Mal auf den BVB: „Vor dem ersten Duell hatten wir gerade ein paar Mal zusammen trainiert, da waren wir noch nicht so gefestigt. Das zweite Duell haben wir lange offen gestalten können. Jetzt müssen wir so auftreten, dass wir sie gefährden können.“ Und wieder fällt der Begriff Mentalität, denn: „Es ist gut, einen Plan zu haben. Aber er muss mit Leben erfüllt werden.“

VfB Stuttgart - Bundesliga

Nächstes Spiel

lade Widget...

Tabelle

lade Widget...
Komplette Tabelle