Moritz Leitner hat sein erstes Tor geschossen, Antonio Rüdiger einen Gegentreffer verschuldet: Die beiden 20-Jährigen kennen sich schon lange und sind gut befreundet. Das 1:2 in Leverkusen haben die beiden sehr unterschiedlich erlebt.

Leverkusen - Am Montag bleiben beim VfB die Tore geschlossen, die Mannschaft hat trainingsfrei. Damit keine Langeweile aufkommen kann, haben sich Antonio Rüdiger und Moritz Leitner zum Mittagessen verabredet. Die beiden 20-Jährigen tun das öfter, sie kennen sich schon lange und sind gut befreundet. Die goldene Regel ihrer Treffen in der Stadt beschreibt Rüdiger so: „Über Fußball wird nicht gesprochen.“ Dabei gäbe es diesmal besonders viel zu bereden.

 

Gemeinsam sind sie nach dem 1:2 in Leverkusen als Verlierer vom Platz geschlichen – haben die Niederlage aber sehr unterschiedlich erlebt. Moritz Leitner, der Filigrantechniker aus dem Mittelfeld, hatte den VfB mit einem schönen Schlenzer in Führung gebracht. Es war im 56. Bundesligaspiel sein erstes Tor, auch in der zweiten Liga hatte er nie getroffen. Lange jedoch konnte sich Leitner nicht freuen, weil Antonio Rüdiger, der Hüne aus der Innenverteidigung, vor dem 1:1 böse patzte und Leverkusen damit zurück ins Spiel brachte.

Leitners verunglückter Torjubel

Mit einem mit Nieten besetzten Lederrucksack auf dem Rücken und einer Kosmetiktasche unter dem Arm kam Leitner nach dem Duschen aus der Kabine – und berichtete mit enttäuschter Miene von seinem Premierentor. Er habe die freie Ecke gesehen und den Ball gut getroffen, sagte er, und schon sei er drin gewesen. Auf den Knien wollte er anschließend Richtung Eckfahne rutschen – doch er blieb hängen, kippte um und ramponierte den Rasen. „Das sah bestimmt komisch aus“, sagte Leitner über den verunglückten Torjubel und versprach, „weiter daran zu arbeiten, dass ich in Zukunft öfter Tore schieße“.

Er freue sich sehr für Leitner, „er hat sich mit dem Tor für seine guten Leistungen belohnt“, sagt Antonio Rüdiger am Tag nach der erneuten Niederlage, als er im Anschluss an das Auslaufen erklären soll, was eigentlich nicht zu erklären ist. Ausgerechnet er, der ansonsten so furcht- wie kompromisslose Kämpfer, war im entscheidenden Moment gegen Stefan Kießling zu zögerlich zur Sache gegangen. Dabei wäre die Situation mit recht simplen Mitteln zu lösen gewesen: „Ich hätte Ball und Gegner einfach wegfegen müssen.“

Noch in der Pause wurde der Unglücksrabe vom Assistenztrainer Alfons Higl („Ein großer Spieler vergisst solche Fehler und gibt weiter alles für die Mannschaft“) moralisch aufgebaut. Nur ein schwacher Trost war es jedoch, dass Rüdiger in der zweiten Hälfte eine tadellose Leistung bot. Das späte 1:2 machte alle Bemühungen zunichte – und wird vom Freund des Boxsports treffend beschrieben: „Für Bayer war es der Lucky Punch, für uns der K.o.“

Keine Vorwürfe nach dem Spiel

Nennenswerte Vorwürfe musste sich Rüdiger nach dem Spiel nicht anhören. Zur Entwicklung eines jungen Spielers gehören Fehler, sagt der VfB-Trainer Thomas Schneider: „Ich erwarte mir einen Lerneffekt. Toni ist ein 20-jähriger Innenverteidiger, der noch 40 weitere Spiele braucht um den nächsten Level zu erreichen. Irgendwann haben wir dann einen Abwehrspieler auf absolutem Topniveau.“

Wenn es nach Rüdiger geht, soll es so lange nicht mehr dauern. „So ein Fehler wird mir nie mehr passieren“, sagt er – und weiß schon, was beim nächsten Mal zu tun ist, wenn der Ball in den Strafraum kommt: „Dann ziehe ich voll durch. Und dann bin nicht ich es, der hinterher ein Problem hat, sondern mein Gegenspieler.“