VfB-Kapitän Marc Oliver Kempf überzeugt nach seiner Versetzung auf links: Beim 3:0-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim schießt er vorne ein Tor und hat hinten alles im Griff. VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo darf sich bestätigt sehen – nicht nur in Bezug auf die Aufstellung.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Auch im Überschwang der Glücksgefühle vergaß Marc Oliver Kempf nicht, einen Gruß Richtung Haupttribüne zu richten. Zum Herz formte der Abwehrspieler des VfB Stuttgart die Finger und hob die Arme, nachdem er sein Team beim 3:0 (1:0) gegen den 1. FC Heidenheim mit wilder Entschlossenheit in Führung gebracht hatte. Der nächste Liebesbeweis an Tribünengast Carolina, die zwischen den Jahren von der Verlobten zu seiner Frau geworden ist und mit der er die anschließenden Flitterwochen nicht auf Mauritius oder den Malediven verbracht hat, sondern in: Lappland.

 

Neu ist jetzt nicht nur seine Rolle als Ehemann – neu ist auch seine Position auf dem Spielfeld. Zumindest vorläufig hat VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo den Innen- zum Außenverteidiger umfunktioniert. Keine Traumposition für den Hessen mit Bundesligaerfahrung, zu dessen Selbstverständnis es gehört, die Dinge von der Zentrale aus zu ordnen. Doch so ist es eben, wenn ein neuer Chef kommt und andere Vorstellungen hat.

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Mit sichtbarem Verdruss hatte Kempf im letzten Testspiel gegen Dynamo Dresden (3:1) vergangene Woche die linke Seite beackert – und erinnerte sich im ersten Pflichtspiel des Jahres daran, dass Fußball ein Mannschaftssport und das eigene Ego nicht ganz so wichtig ist. Ein Profi eben, der zur Stelle ist, wenn es drauf ankommt.

Vorne wies Kempf seinem Team den Weg zum Sieg, hinten hatte er Marc Schnatterer, die praktischerweise nicht mehr ganz so schnelle Heidenheim-Ikone, bis zu dessen Auswechslung weitgehend im Griff. In einer stabilen VfB-Defensive war er der Stabilste. Mit gewohnter Einsatzfreude ging der U-21-Europameister am Tag nach seinem 25. Geburtstag als gutes Beispiel voran – ganz so, wie es sich für einen Mannschaftskapitän gehört.

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Zumindest diese Rolle ist unverändert geblieben, was für Kempf zwar selbstverständlich sein dürfte, zwischendurch aber fraglich geworden war. Mit der Beantwortung der Kapitänsfrage hatte sich Matarazzo während der Vorbereitung Zeit gelassen. Nicht als Misstrauensvotum gegenüber Kempf wollte der Coach seine Bedenkzeit verstanden wissen, sondern nur als Teil seiner Bestandsaufnahme zu Dienstbeginn. Am Ende beließ Matarazzo die Spielführerbinde dort, wo sie auch schon unter seinem Vorgänger Tim Walter war – und darf sich nach seinem überzeugenden Premierensieg nicht nur mit dieser Entscheidung bestätigt fühlen.