Der Spielgestalter des VfB Stuttgart Alexandru Maxim will seine fußballerischen Qualitäten auch in der zweiten Liga auf den Platz bringen.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Grassau - Die Tore mit ihrem massiven Metallgestänge sind fast schon bedrohlich, gepaart mit dem Banden-Slogan „Keine Macht den Drogen“ wirkt das Trainingsgelände des ASV Grassau wie ein wenig aus der Zeit gefallen. Das Rasenplätzchen aber, dass der Kreisligist aus dem Chiemgau dem VfB Stuttgart für sein Trainingslager zur Verfügung gestellt hat, ist vom Feinsten – und damit wie gemacht für Alexandru Maxim.

 

Der 26-Jährige schlenzt Pässe aus dem Fußgelenk, chippt den Ball über die Abwehrreihen oder dreht seine typischen Pirouetten. Der Edeltechniker fühlt sich wohl auf dem Platz, an der Seite von vielen neu hinzugekommenen Mitspielern („Hoppla, plötzlich bin ich einer der Ältesten“) und unter der Ägide von Jos Luhukay, von dem Maxim gar nicht weiß, der wievielte Trainer es eigentlich ist in seinen dreieinhalb Jahren beim VfB Stuttgart (der siebte). Also nimmt der Rumäne hinterher frohgemut Platz im Foyer des Teamhotels in Grassau und spricht von „good vibrations“, die er verspüre. Was sich schwer übersetzen lässt, aber wohl so viel bedeutet wie: Es fühlt sich gut an.

Hinter Maxim liegen schwere Zeiten

Was nicht selbstverständlich ist bei Alexandru Maxim. Der Mann hat schließlich einige schwere Monate hinter sich. In der vergangenen Spielzeit kam er nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus und an Spielmacher Daniel Didavi vorbei – obwohl der Neu-Wolfsburger auch nur selten an seine Bestform herankam.

Es folgte der Abstieg in die zweite Liga, was naturgemäß bei jedem Fußballer schmerzhafte Wunden hinterlässt. Und als ob dies nicht genug wäre, wurde Maxim von seinem rumänischen Nationalcoach Anghel Iordanescu kurz vor knapp auch noch aus dem EM-Kader gestrichen. Es folgte ein kleines, aber heftiges Scharmützel, an dessen Ende Maxim grußlos das EM-Quartier der Rumänen verließ. Es hatte sich eben viel Frust aufgestaut.

Den sich Maxim in der Sommerpause aber irgendwie aus den Kleidern schütteln musste. Sein Ansatz: Abtauchen. Nichts sehen, nichts hören vom Fußball. Und vor allem: keine EM-Spiele im Fernsehen schauen. „Ich war viel mit Freunden unterwegs“, erzählt er, „in Madrid, Rumänien und auf Ibiza. Es war ganz gut, mal vom Fußball wegzukommen.“ Jetzt fühlt er sich befreit, berichtet der große Spielgestalter mit der kleinen Statur und setzt wie zum Beweis regelmäßig ein herzhaftes Lachen auf.

Wie überhaupt viel gelacht wird in den Tagen von Grassau. Der als streng verschriene Luhukay lässt seinen Spielern ihre humoristischen Freiheiten, der leidige Abstieg sei kein Thema mehr in der Mannschaft, versichert Maxim. Der freilich auch weiß, dass es mit dem Spaß spätestens am 8. August vorbei sein dürfte – nämlich dann, wenn die Zweitligasaison mit dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli beginnt. Der Regisseur, auf dessen Schultern nach den Abgängen von Didavi, Lukas Rupp und Filip Kostic die alleinige Kreativlast liegen wird, glaubt zu wissen, auf was er sich im Fußball-Unterhaus einzustellen hat. „Natürlich gibt es dort viel Kampf. Und natürlich wird es dort für mich auf dem Platz eng zugehen. Aber Angst habe ich deswegen nicht vor der zweiten Liga“, sagt er.

Die Warnung von Jean Zimmer

Sein vom 1. FC Kaiserslautern gekommener Mitspieler Jean Zimmer hat die Kollegen schon vorgewarnt, dass „gegen uns vermutlich jede Truppe zur Kampftruppe mutieren wird“. Die Zauberfüße wie Maxim gerne doppelt zustellen, um ihnen die Spielgestaltung schwer bis unmöglich zu machen. Der Regisseur zuckt nur mit den Achseln. „Unser Trainer wird Lösungen finden.“ Luhukay kenne die Liga schließlich gut genug. Was soll er auch sagen?

Darüber nachgedacht, den Club aus Cannstatt zu verlassen, habe er im Übrigen nicht, beteuert Maxim. Und sondert eine Eloge auf den Verein, die Stadt und den weiß-roten Anhang ab. „Ich fühle mich mittlerweile richtig heimisch hier. Der Verein und vor allem auch die Fans haben immer hinter mir gestanden, auch wenn es in der Vergangenheit nicht so gut lief. Das gibt man nicht so einfach auf.“

Sagt’s und macht sich wieder auf Richtung Trainingsplatz. Mit Lust – Frust hatte Alexandru Maxim zuletzt schließlich mehr als genug.