Nach dem Ausfall von Kevin Großkreutz und Serey Dié gibt es kaum noch Spieler beim VfB Stuttgart, die das Team führen können.

Stuttgart - Wenn Robin Dutt über Serey Dié und Kevin Großkreutz spricht, fällt fast automatisch immer wieder ein Wort, mit dem der Sportvorstand des VfB Stuttgart die beiden Spieler und ihre Tugenden beschreibt. Dieser Begriff wurde vor vier Jahren von Jürgen Klopp geprägt und lautet: Mentalitätsmonster. Damit meinte der damalige Dortmunder Trainer übrigens auch speziell Großkreutz, der 2012 bei der Borussia unter Vertrag stand. Er gehört zu der Reihe von Profis, die von ihrem Naturell her in der Lage sind, eine Mannschaft in schwierigen Situationen zu führen und mitzureißen. Von dieser Sorte gibt es nicht viele – schon gar nicht in Stuttgart.

 

Jetzt ist die Situation beim noch vom Abstieg bedrohten VfB zumindest nicht einfach, aber die Mentalitätsmonster müssen verletzungsbedingt nicht nur für die Partie an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen den FC Bayern passen, sondern auch für die restlichen fünf Saisonspiele. Großkreutz fehlte schon gegen Leverkusen und Darmstadt. Die bescheidene Bilanz aus diesen zwei Begegnungen: ein einziger Punkt. Besteht da ein direkter Zusammenhang?

Unabhängig von der Antwort sind das die Vorzeichen für den Endspurt in der Liga. „Diese Ausfälle tun uns weh“, sagt Dutt, „im Vorjahr zu dieser Zeit wäre das verheerend gewesen.“ Im April 2015 war die Situation des VfB im Tabellenkeller noch mal um einiges angespannter – aber auch heute lautet die Frage, wie Großkreutz und Serey Dié ersetzt werden sollen beziehungsweise ob sie überhaupt einigermaßen gleichwertig ersetzt werden können.

Es gibt nicht viele Mentalitätsmonster beim VfB

Fest steht auf jeden Fall, dass es nicht mehr viele Mentalitätsmonster im Stuttgarter Aufgebot gibt. Vermutlich ist sogar nur noch ein richtiges Monster dabei (Georg Niedermeier) und einer, der nun vielleicht ein Monster wird: Lukas Rupp. „Er ist in der Mannschaft akzeptiert und kann da noch mehr Verantwortung übernehmen“, sagt der Trainer Jürgen Kramny.

Das Monsterproblem verfolgt den VfB seit Jahren und ist vermutlich auch mitverantwortlich für die Entwicklung in dieser Phase von einer Spitzenmannschaft zu einem Abstiegskandidaten. Im Kader befinden sich zu wenige Typen, die auch mal den Mund aufmachen, ohne dass nur Nettigkeiten herauskommen, und die unbequem sind und anecken. Und die wenigen sind dann noch von ihren Leistungen her auch intern oft nicht unumstritten, was ihre Stellung im Team nicht stärkt.

Das ist wiederum das Ergebnis der Transferpolitik in der Vergangenheit, als nicht so viel Wert auf starke Charaktere gelegt wurde. Mentalitätsmonster treten definitiv anders auf als Mohammed Abdellaoue, Sercan Sararer oder wie einige Neuzugänge seit 2012 hießen.

Sie treten auf wie Großkreutz oder Serey Dié, der beim 2:2 am Samstag in Darmstadt 75 Minuten lang mit einem Sehnenabriss durchgehalten hat und hinterher zu Kramny sagte, er habe eben zeigen wollen, „dass ich auf dem Platz eine absolute Kämpfernatur bin“. Diese Einstellung fordert der Trainer nun auch von den Kollegen beim VfB. „Jeder Spieler, der in den nächsten Wochen auf dem Feld steht, muss noch ein paar Prozent draufpacken“, sagt Kramny. Da sei bei manchen schon noch etwas Luft nach oben. „Wir können das ohnehin nur als Gruppe auffangen.“

Das ist also die Botschaft vor dem Duell mit den Bayern. Dazu überlegt Kramny, wie er taktisch auf die Ausfälle von Serey Dié und Großkreutz reagieren kann und ob er deshalb vielleicht sogar das System umstellen soll. Mehrere Varianten sind denkbar – etwa eine Fünferkette in der Abwehr. Aber am einfachsten wäre es, wenn sich neue Mentalitätsmonster finden ließen.

VfB Stuttgart - Bundesliga

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