Der VfB hat alle Spiele seit der Winterpause gewonnen. Nach dem 2:0 gegen Hertha BSC ist der schwäbische Bundesligist nun zum siebten Mal in Serie ungeschlagen. Von der Europa League will aber noch keiner reden.

Stuttgart - Serey Dié stapfte kommentarlos, aber mit einem breiten Grinsen nach dem nächsten Coup des VfB Stuttgart davon. Die Würdigung seiner Top-Leistung beim verdienten 2:0 (0:0) der Schwaben über die zuvor in der Fußball-Bundesliga sechs Spiele in Folge ungeschlagene Hertha überließ er Vereinsverantwortlichen und Teamkollegen. „Er war absolut herausragend. Das Tor war die Krönung für ihn“, lobte Trainer Jürgen Kramny seinen Sechser. Sportvorstand Robin Dutt strich den Ivorer als „besonders stark“ heraus. Und Stürmer Timo Werner befand: „Er hat es vorne und hinten gerichtet.“

 

Serey Dié überzeugte gegen den Champions-League-Kandidaten Berlin nicht nur gewohnt zuverlässig als Zerstörer, Antreiber, Ballverteiler und Schaltzentrale im defensiven Mittelfeld. Erstmals seit seinem Debüt für den VfB vor einem Jahr glückte dem für nur 500 000 Euro vom FC Basel geholten 20-maligen Nationalspieler der Elfenbeinküste ein Liga-Treffer. „Es freut mich für ihn. Er hat sicher nicht damit gerechnet, dass er ein Tor schießt“, sagte Kapitän Christian Gentner zu Serey Diés wichtigem Führungstreffer (51. Minute). Filip Kostic beseitigte mit dem 2:0 (84.) letzte Zweifel am fünften Sieg in Serie der nunmehr seit sieben Spielen ungeschlagenen Schwaben. „Der VfB hat zum Schluss verdient gewonnen“, räumte Hertha-Coach Pal Dardai ein.

Die Wandlung des VfB vom verunsicherten Abstiegskandidaten zur erfolgreichsten Mannschaft der Rückrunde ist frappierend. Seit Kramny den sturen wie erfolglosen Alexander Zorniger im November abgelöst hat, dreht der Club gewaltig auf. Abgesehen von den beiden Niederlagen gegen Borussia Dortmund bei seiner Premiere in der Liga (1:4) und am Dienstag im Pokal-Viertelfinale (1:3) hat kein Konkurrent die Kramny-Combo in die Knie zwingen können.

Kramny warnt vor Euphorie

„17 Punkte am Stück - das ist eine ganz gute Quote“, kommentierte Kramny seine sehenswerte Bilanz genüsslich, schob aber sofort nach, es gebe „keinen Grund, selbstzufrieden“ zu sein. Obwohl der VfB als einziges Team nach der Winterpause alle Punktspiele gewonnen hat und dank des imposanten Aufwärtstrends unter dem einstigen U23-Coach ins sichere Mittelfeld mit Blick nach oben vorgestoßen ist, verschwendet Kramny keinen Gedanken Richtung Europa-League-Ränge. „Wir brauchen nicht über neue Ziele reden“, bremste der 44-Jährige alle Optimisten mit Verweis auf die verfahrene Lage vor noch wenigen Wochen.

Mit kleinen personellen Veränderungen und taktischen Korrekturen hat Kramny die Wende geschafft. So holte er den von Zorniger verbannten Georg Niedermeier als Stabilisator in die Viererkette zurück. Der VfB verteidigt wieder weiter hinten und attackiert nicht mehr in „Wildwest-Manier“ (Kramny) blind nach vorne wie zu Zornigers Zeiten.

„Es ist sicher meine schönste Zeit, wenn ein Sieg den andern jagt“, sagte Kramny. Und Dutt genießt die Erfolgswochen: „Seit ich hier in Stuttgart bin, war ich noch nie auf Rang neun mit der Mannschaft. Jetzt werde ich zum ersten Mal seit ich hier bin einen Kurzurlaub beim Skifahren einlegen und die Tage genießen.“ Für Trainer und Team geht indes die Arbeit ohne Pause weiter. „Dass wir jetzt ein paar Punkte mehr haben, ist gut“, sagte Gentner. „Wir können uns aber nicht ausruhen.“ Kramny sieht das genauso: „Wir haben uns erstmal befreit, aber wir brauchen noch Punkte.“