Huub Stevens hat seinen Dienst beim VfB angetreten. Wieder soll er den Club in der ersten Liga halten – und er selbst sagt: „Diesmal wird es noch schwieriger.“

Stuttgart - Einen ARD-„Brennpunkt“ hat es nicht gegeben, doch kann trotzdem niemand behaupten, der VfB Stuttgart errege kein Aufsehen mehr. Mit einer Sondersendung reagierte der Südwestrundfunk (SWR) am Montagabend auf den Rücktritt von Armin Veh und erzielte prächtige Quoten. Und auch am Tag danach ändert der Sender ganz kurzfristig sein Programm und überträgt am Mittag anstelle von „Planet Wissen“ 45 Minuten lang live die Präsentation des neuen VfB-Trainers.

 

Das Fußballgeschäft wird immer turbulenter – und dazu passt auch, dass jetzt schon wieder jener Mann auf dem Podium sitzt, der sich erst vor sechs Monaten verabschiedet hat: Huub Stevens. Zum zweiten Mal ist er VfB-Coach, nachdem sein Vorgänger (der gleichzeitig sein Nachfolger war) im Sommer ebenfalls einen zweiten Anlauf unternommen hatte, in Windeseile jedoch die Lust verlor. Bei Stevens soll es anders laufen, der 60-Jährige sagt: „Ich bin froh, dass ich wieder im Geschäft bin.“

Vertragsverhandlungen in Düsseldorf

Am Montagvormittag, so berichtet Stevens, habe er in München von Vehs Rückzug erfahren. Mittags um halb zwei klingelte dann sein Handy – Jochen Schneider war am anderen Ende der Leitung. Ob er Interesse an einem neuen Job habe, wollte der VfB-Sportdirektor wissen, was Stevens begeistert bejahte. Also traf man sich am Abend in Düsseldorf, um die Vertragsdetails zu klären. Am nächsten Morgen ging es gemeinsam nach Stuttgart, wo Stevens am Nachmittag mit seiner alten und neuen Mannschaft erstmals auf dem Platz steht. So schnell sei alles gegangen, sagt der Trainer und streicht sich durchs Haar, dass er einen Friseurtermin habe absagen müssen.

Dass Stevens keine Sekunde gezögert hat, ist für den VfB-Präsidenten Bernd Wahler „ein klarer Beweis, dass er genau der Richtige ist“. Hinzu kommt: „Es ist ein Riesenvorteil, dass er den Verein, das Umfeld und einen Großteil der Mannschaft kennt. Das ist in dieser Situation sehr hilfreich.“ Kurzum: „Wir sind hundertprozentig überzeugt, dass es passt, und wir sind froh, dass er hier ist.“ Weil Stevens netterweise noch einmal selbst darauf hinweist, dass er im Sommer eine Auszeit benötigt habe, muss sich Wahler jetzt nicht vorwerfen lassen, den Niederländer nach dem geglückten Klassenverbleib nicht behalten zu haben: „Wir waren damals froh, in Armin Veh unseren Wunschtrainer gefunden zu haben“, sagt der Präsident: „Und wir würden es noch einmal genauso machen.“

„Es wird noch schwerer als in der Vorsaison“

Jetzt muss wieder Stevens den VfB vor dem Absturz in die zweite Liga bewahren, was ihm in der vergangenen Saison mit zwölf Punkten aus zehn Spielen gelungen ist. Die schwerste Aufgabe seiner Karriere sei das gewesen, hat er damals gesagt und sich erschöpft in einen langen Urlaub verabschiedet. Auch wenn ihm diesmal immerhin 22 Spiele bleiben, macht er sich darauf gefasst, noch Größeres leisten zu müssen: „Es wird noch schwerer als in der Vorsaison, das muss jedem klar sein.“

Unverändert bleibt die Abmachung mit dem Verein. Stevens’ Vertrag läuft nur bis zum Saisonende und wird auch diesmal wieder mit einer dicken Nichtabstiegsprämie verbunden sein. Der Trainer habe „einen klaren Auftrag für den Rest der Saison“, sagt Wahler, man werde sich „rechtzeitig darüber unterhalten, wie es weitergeht“. Klar dürfte sein: die längerfristige Wunschlösung auf der Trainerbank sieht anders aus. Auch weiterhin würde es den Stuttgartern am besten gefallen, wenn sie Thomas Tuchel bekommen könnten.

Stevens bringt zwei Assistenten aus Holland mit

Vorerst aber führt Stevens das Regiment – unterstützt von zwei Landsleuten, die mit ihm ihren Dienst in Stuttgart antreten: der Co-Trainer Adrie Koster (60), zuletzt kurzzeitig Coach der niederländischen U 21, sowie der Fitnesstrainer Chima Onyeike (39). Während für Vehs Vertrauensmann Reiner Geyer (50) künftig kein Platz mehr ist, bleiben der Assistenzcoach Armin Reutershahn (54) und der Torwarttrainer Andreas Menger (42) im Amt. „Wir können es nur im Team schaffen“, sagt Stevens, denn: „Ich bin kein Retter – ich bin ein normaler Mensch, der Fehler macht.“ Allzu viele, das wird er wissen, kann er sich nicht erlauben, soll der VfB in der Bundesliga bleiben.