Die Leistung war gut, die Relegation ist fix – wie geht es jetzt weiter für den VfB Stuttgart? So, wie in den vergangenen beiden Heimspielen, fordert Trainer Nico Willig – mit dessen potenziellem Nachfolger schon verhandelt wurde.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Es soll ja am Samstag Menschen in der Mercedes-Benz-Arena gegeben haben, die sich gleich mehrfach verwundert die Augen gerieben haben. War das wirklich ihr VfB Stuttgart, der da gegen den VfL Wolfsburg angetreten war? Der gut gespielt hatte? Der nur eine Chance des Gegners zugelassen hatte? Der am Ende hoch verdient 3:0 gewonnen hatte? Die Antwort: Ja. Was aber kein Grund zu Jubelschreien ist.

 

Thomas Hitzlsperger hatte zwar „das Beste“ gesehen, seit er im Februar das Amt des Sportvorstandes übernommen hat. Doch auch der Ex-Nationalspieler wird sich still und heimlich gefragt haben, weshalb diese Mannschaft einen solchen Auftritt nicht früher und vor allem öfter hingelegt hat. Denn so war dieses 3:0 zwar ein schönes Ergebnis, in seiner Wirkung hatte dieses Ergebnis aber nur das Schlimmste verhindert – der direkte Abstieg ist kein Thema mehr. In zwei Relegationsspielen nach der regulären Saison hat der VfB nun aber immerhin „die Chance, die Saison noch zu retten“. Sagte Daniel Didavi, der am Samstag einer der entscheidenden Spieler war.

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Zwar musste der Mittelfeldmann zunächst auf der Bank Platz nehmen, nach seiner Einwechslung aber machte der VfB dank Didavis Hilfe den Deckel auf ein Spiel, das das Team von Beginn an unter Kontrolle hatte.

Didavi dreht nach seiner Einwechslung auf

Nach dem Schreckmoment in Minute drei – der Wolfsburger Chance – legte der VfB stetig zu, hätte nach einem Foul an Nicolas Gonzalez durchaus einen Elfmeter bekommen können und wurde in der Nachspielzeit der ersten Hälfte dann erlöst. Ein satter Schuss von Gonzalo Castro wurde abgefälscht und sprang vom Innenpfosten ins Netz. Nach der Pause ließen die Stuttgart kein bisschen nach, Daniel Didavi bediente erst Anastasios Donis, der das 2:0 erzielte. Dann traf der Spielmacher selbst zur Entscheidung. „Heute war es sehr gut“, sagte Didavi – und dachte schon an das Morgen. Womit er nicht alleine war.

„Heute dürfen wir uns freuen, ab morgen legen wir den Fokus auf die Relegation“, sagte Interimstrainer Nico Willig. Die Entscheidungsspiele finden zwar erst am 23. Mai und Stuttgart und am 27. Mai beim Zweitligadritten statt, da nun aber die Teilnahme fix ist, (Hannover 96 und der 1. FC Nürnberg sind direkt abgestiegen) kann die Vorbereitung bereits vor dem 34. Spieltag – der VfB tritt auf Schalke an – beginnen.

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Erste Maßnahme: Die Scouts und Co-Trainer sind an diesem Sonntag in den Zweitligastadien zu Gast, wo mögliche Relegationsgegner am Ball sind. „Wir sind der Favorit, wer es wird, ist egal“, sagte Kapitän Christian Gentner, der ebenso neu in der Startelf stand wie Alexander Esswein, Chadrac Akolo und Emiliano Insua. Die wahrscheinlichsten potenziellen Kontrahenten heißen derzeit: SC Paderborn, 1. FC Union Berlin, und Hamburger SV. So oder so hat der VfB nun neuen Mut geschöpft.

Willig fordert Vollgas in der Relegation

„Wir haben nun zwei Heimspiele hintereinander zu Null gewonnen“, sagte Coach Willig, „das muss uns einen Schub geben.“ Thomas Hitzlsperger machte vor allem „die Art und Weise“ Hoffnung: „Die Spieler waren füreinander da“, sagte der Sportvorstand, „es gibt nichts zu meckern.“ Dafür gab es Hinweise auf die Anforderungen in den Relegationsspielen.

So, wie der VfB gegen Borussia Mönchengladbach (1:0) und den VfL Wolfsburg (3:0) auftrat, soll er auch die entscheidenden Partien angehen. „Wir wollen diese Spiele mit durchgetretenem Gaspedal bestreiten“, sagte Nico Willig – also mutig und leidenschaftlich. Im letzten Spiel der regulären Saison am kommenden Samstag (15.30 Uhr) beim FC Schalke 04 soll die Einstimmung erfolgreich fortgeführt werden. „Es geht darum, ein gutes Gefühl und Selbstvertrauen für die Relegation zu bekommen“, sagte Spielführer Christian Gentner, der Nico Willig lobte: „Die vergangenen drei Wochen waren hervorragend.“

Zwei Siege in drei Spielen hat der Interimscoach nun geholt, dass er nach der Saison abgelöst wird, steht dennoch fest. Favorit auf den Trainerjob beim VfB ist Tim Walter von Holstein Kiel. Der Zweitligist bestätigte am Samstag eine Anfrage aus Stuttgart – nun wird um die Ablöse gepokert.