Rechtzeitig vor dem Duell mit Freiburg feiert der VfB Stuttgart gegen Gladbach den ersten Heimsieg in diesem Jahr. Unter anderem die Umstrukturierung im Mittelfeld ist ein Grund dafür, dass es in Stuttgart wieder besser läuft.

Stuttgart - Fünf Minuten vor Schluss wird es in der Mercedes-Benz-Arena noch einmal laut. Unter stürmischem Beifall wird Arthur Boka ausgewechselt, der Mann, der neuerdings im zentralen Mittelfeld spielt und auch gegen Borussia Mönchengladbach eine starke Leistung gezeigt hat. Für den Ivorer kommt William Kvist zu einem Kurzeinsatz – und führt sich gleich mit einem Fehlpass ein. Anderthalb Jahre lang hat der Däne als verlängerter Arm des Trainers Bruno Labbadia gegolten, jetzt ist er nur noch Reservist. Die Umstrukturierung im Mittelfeld – sie ist ein Grund dafür, dass es in Stuttgart wieder besser läuft.

 

Mit 2:0 (2:0) hat der VfB am Sonntag gegen harmlose Gladbacher gewonnen. Für Labbadias Team, das bis dahin die schlechteste Rückrundenbilanz der Vereinsgeschichte zu verzeichnen hatte, war es der erste Bundesligaheimsieg in diesem Jahr. Er kam zwar sehr spät – dafür aber zu einem durchaus günstigen Zeitpunkt: Denn rechtzeitig vor dem DFB-Pokalhalbfinale am Mittwoch gegen den SC Freiburg (20.30 Uhr/ARD) hat der VfB Schwung und Selbstvertrauen geholt. „Man hat von der ersten Minute an gesehen, wie engagiert wir waren“, sagte Labbadia und lobte insbesondere sein zentrales Mittelfeld: „Christian Gentner und Arthur Boka haben dort sehr gut gespielt. Damit konnten wir den Gladbachern das Leben schwer machen.“

Schon vor der Partie war die Abstiegsgefahr nur noch theoretischer Natur – nun hat der VfB auch letzte Zweifel am Klassenverbleib beseitigt. Befreit von taktischen Fesseln zeigte die Mannschaft vor allem in der ersten Hälfte eine ungewohnt erfrischende Vorstellung mit vielen Offensivaktionen. Von Beginn an suchte das Team den Weg nach vorne, meist angetrieben über die linke Seite und den erneut quirligen Ibrahima Traoré. Martin Harnik, nach seiner Gelbsperre für Shinji Okazaki in die Mannschaft gekommen, stand nach einer Flanke von Cristian Molinaro allein vor dem Tor, doch köpfte der österreichische Nationalspieler zwar wuchtig, aber zu unplatziert. Mit einer Hand konnte der Gladbacher Torwart Marc-André ter Stegen klären (11.).

„Wir hatten den Tick mehr Willen“

Kurz nur kam anschließend Gladbach auf und durch Tolga Cigerci zur einzigen Torchance im ersten Abschnitt (17.). Anschließend erhöhte der VfB wieder den Druck und erzielte binnen sechs Minuten zwei Tore – beide Male mit äußerst freundlicher Unterstützung des Gegners vom Niederrhein: Eine Freistoßflanke von Alexandru Maxim lenkte zunächst der Borussia-Innenverteidiger Alvaro Dominguez ins eigene Netz, nachdem zuvor auch Luuk de Jong und ter Stegen den Ball unglücklich abgefälscht hatten (28.). „Maxim schlägt unheimlich gute Standards, er hat ein feines Füßchen“, sagte Labbadia über den Neuzugang aus Rumänien.

Ein weiteres Missverständnis zwischen ter Stegen und Tony Jantschke nutzte anschließend Gentner, der aus spitzem Winkel mit einem technisch hochwertigen Heber per Außenrist zum 2:0 (34.) traf. „Wir haben Stuttgart zu den Toren eingeladen und sind anschließend nur hinterhergelaufen“, sagte Jantschke.

Mit Beifall wurden die VfB-Spieler vor 53 000 Zuschauern in die Pause entlassen – auch das hat es in diesem Jahr noch nicht oft gegeben. Beim 1:2 gegen Borussia Dortmund zeigte der VfB unlängst nach Wochen der Tristesse erstmals auch spielerische Akzente – gegen Gladbach setzte sich dieser Trend fort. Zwar leistete sich das Team im zweiten Abschnitt manche Unaufmerksamkeit in die Defensive – in Gefahr jedoch geriet der völlig verdiente Sieg nicht mehr. „Wir hatten den Tick mehr Willen. Deshalb war es relativ souverän“, sagte Gentner.

Noch am Abend nach dem Spiel bat Labbadia sein Team zum Auslaufen aufs Clubgelände, am Montag haben die Spieler frei. Sie sollen noch einmal die Köpfe freibekommen, ehe es am Mittwoch gegen Freiburg ernst wird. Der verbale Schlagabtausch hat indes bereits begonnen. „Die Freiburger haben nach ihrem Sieg am Freitag ja ganz schön große Töne gespuckt“, sagte der VfB-Verteidiger Georg Niedermeier: „Allerdings liegt die Wahrheit auf dem Platz, und dort müssen wir uns nicht verstecken.“