Die Bundesliga boomt. Doch nicht nur Fredi Bobic, der Manager des VfB Stuttgart, merkt, wie schwer es ist, überzählige Profis loszuwerden. Beim VfB stehen zwei Spieler auf der Abschussliste.

Stuttgart - Bestimmt hat sich im ersten Moment auch Cristian Molinaro über die 0:1-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen sehr geärgert. Das änderte jedoch nichts daran, dass der Italiener das Stadion am Samstag in zumindest halbwegs versöhnlicher Stimmung verließ. Immerhin hatte der Verteidiger wieder einmal spielen dürfen, sogar 90 Minuten lang, womit nach den vergangenen Wochen nun wirklich nicht zu rechnen war. Und so hat sich Molinaro womöglich sogar darin bestätigt gesehen, das gut dotierte Angebot des russischen Spitzenclubs Kuban Krasnodar abzulehnen und beim VfB zu bleiben.

 

Im Verein dagegen empfehlen sie dem 30-Jährigen, sich lieber nicht zu früh zu freuen. Nur an den großen personellen Engpässen in der Abwehr habe es gelegen, dass Molinaro gegen Leverkusen seinen Stammplatz auf der Tribüne verlassen durfte. Viele weitere Einsätze seien nicht vorgesehen. Ganz und gar unverständlich ist es daher für die Clubführung, dass es Molinaro offenbar vorzieht, seinen Vertrag in Stuttgart abzusitzen, anstatt in einer anderen Liga eine neue sportliche Herausforderung zu suchen.

Der VfB-Manager Fredi Bobic sieht darin die Bestätigung eines neuen Trends: „Sehr viele Spieler wollen in die Bundesliga – und wer einmal da ist, will sie nicht mehr verlassen.“ Die Bundesliga boomt und gilt als Schlaraffenland des Fußballs. Die Stadien sind voll, das Leben ist durchaus angenehm, die Gehälter sind üppig und werden pünktlich bezahlt. Das erleichtert es den Vereinen einerseits, ausländische Profis nach Deutschland zu holen – auch für die internationalen Stars ist die Bundesliga inzwischen interessant geworden. Andererseits jedoch, sagt Bobic, werde es immer schwerer, die überzähligen Profis davon zu überzeugen, dass ein vorzeitiger Abschied für alle Beteiligten die beste Lösung sei.

Bundesliga-Vereine haben Mühe, Spieler loszuwerden

Die Resterampen der Clubs sind vielerorts prall gefüllt. „Ich kenne viele Kollegen, die große Schwierigkeiten haben, ihre Spieler loszuwerden“, sagt der VfB-Manager. Mit einer regelrechten Zermürbungstaktik versuchen manche Clubs, ihre Leute vom Hof zu bekommen. In Hoffenheim haben sie für das aussortierte (und hochbezahlte) Personal um Matthieu Delpierre, Eren Derdiyok, Tobias Weis und den Torhüter Tim Wiese eine sogenannte Trainingsgruppe 2 gegründet, die sich abseits der ersten Mannschaft in Form hält. Mit 19:0 gewann das Starensemble vergangene Woche ein Testspiel gegen den Kreisligisten SSV Dillingen – auch Wiese war unter den Torschützen.

Beim Hamburger SV ist der Österreicher Paul Scharner – genau wie Gojko Kacar und Slobodan Rajkovic – unlängst in die zweite Mannschaft abkommandiert worden, nachdem er ein Angebot des englischen Premier-League-Clubs Hull City aus familiären Gründen abgelehnt hatte. Losgeworden sind die Hamburger bislang trotzdem niemanden – mit Ausnahme des einst für zehn Millionen Euro verpflichteten Marcus Berg, der sich seinen Wechsel nach Athen mit einer Abfindung in sechsstelliger Höhe versüßen ließ.

VfB Stuttgart will keinen Spieler mit Gewalt vertreiben

Beim VfB soll niemand mit aller Gewalt vertrieben werden. Noch bis zum 2. September läuft die Transferfrist – und die Hoffnungen schwinden, dass bis dahin die Personalkosten in der Lizenzspielerabteilung reduziert werden. Wohl auch deshalb hat Bobic den Gedanken verworfen, auf die Verletzungen von Serdar Tasci und Georg Niedermeier zu reagieren und einen weiteren Innenverteidiger zu verpflichten. „Wir vertrauen den Eigengewächsen Antonio Rüdiger und Benedikt Röcker“, sagt er.

Auch bei William Kvist deutet nichts darauf hin, dass sich die Wege bald trennen könnten. Anders als im Falle Molinaro liegt dies jedoch daran, dass sich für den Dänen offenbar kein Abnehmer findet. Zwar ist immer wieder von Interessenten aus der ersten spanischen Liga die Rede – bei Bobic jedoch hat sich noch immer niemand gemeldet. „William ist ein absoluter Profi und gibt in jedem Training alles“, sagt der Manager. Die Zeichen allerdings stehen schlecht für den defensiven Mittelfeldspieler, der einst der verlängerte Arm des Trainers Bruno Labbadia war. Gegen Leverkusen stand Kvist nicht einmal im Kader.