Pellegrino Matarazzo hat in seinen ersten Wochen als Trainer des VfB Stuttgart eine starke Serie hingelegt. Dafür gibt es Gründe. Wir nennen Sie – erklären aber auch, was für den VfB nun das Gebot der Stunde ist.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Bochum/Stuttgart - Pellegrino Matarazzo ist keiner, der sein Innerstes nach außen kehrt. Und doch konnte man ihm die Zufriedenheit ansehen. Kurz nach der Partie des VfB Stuttgart beim VfL Bochum, als der Trainer des Zweitligisten selig lächelnd den Plausch mit seinem Sportdirektor Sven Mislintat begann. Hernach auf der Pressekonferenz, als Matarazzo von „Erleichterung“ sprach. Und auch am Morgen nach dem 1:0-Erfolg machte er auf dem Trainingsplatz einen gut gelaunten und aufgeräumten Eindruck. Er hat ja auch allen Grund dazu.

 

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Zum einen beendete der VfB am Montag eine schwarze Serie von nicht gewonnenen Auswärtsspielen – seit September 2019 war zuvor kein Sieg mehr gelungen in der Fremde. Zwar meinte Matarazzo, diese Serie habe ihn „nie beschäftigt“. Sie los zu sein ist dennoch nicht das Schlechteste vor den entscheidenden Wochen der Saison. Und dann ist da ja noch die ganz eigene Zahlenfolge des studierten Mathematikers.

Vier, drei, eins, null. Vier Zweitligaspiele hat der VfB unter dem seit Anfang Januar amtierenden Chefcoach bestritten, drei davon haben die Stuttgarter gewonnen, nur ein Gegentor haben sie sich gefangen, noch keine Partie ging verloren. Zwar strahlte auch zu Beginn des Fußballjahres 2020 nicht alles in hellem Glanz, die Zuversicht, dass dieser Anfang zum Aufstieg am Ende führt, ist unter dem neuen Trainer aber wieder größer geworden. Weil es gute Gründe für diese kleine Matarazzo-Serie gibt.

Die defensive Stabilität

Der VfB spielte beim VfL Bochum ein Spiel, das ein wenig an die Hinrunde erinnerte. Viel Dominanz, viele Chancen, aber lange kein eigenes Tor. Das erhöhte einst die Gefahr, sich selbst einen Gegentreffer zu fangen. Diese Gefahr ist zwar nicht vollends gebannt, die Sorgen aber sind geringer geworden. In der Dreier-/Fünferkette hat Matarazzo eine gute Lösung gefunden, zudem ist das Mittelfeldzentrum meist mit zwei Spielern gesichert. Die Konterabsicherung funktioniert weitestgehend. Durch die demnächst zurückkehrenden Holger Badstuber und Marcin Kaminski ergeben sich zudem defensive Alternativen.

Ein starkes Duo

Zwei Spieler scheinen unter dem neuen Coach ihre Rolle gefunden zu haben – und zahlen dessen Vertrauen mit starken Leistungen zurück. Atakan Karazor füllt, zunächst aus der Not geboren, die Position des umsichtigen zentralen Abwehrspielers voll aus. „Ich fühle mich pudelwohl“, sagt der eigentliche Mittelfeldspieler, dem in der Hinrunde als alleiniger Sechser oft verhängnisvolle Fehler passierten. Seine Leistungssteigerung sieht er in direktem Zusammenhang mit seiner neuen Rolle: „So habe ich gleich zu Beginn eines Spiels viele Ballkontakte. Das gibt mir Sicherheit.“ Neben oder vor ihm gibt Wataru Endo den kompromisslosen Balleroberer, der auch im Spiel mit dem Ball meist gute Lösungen findet.

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Die Tiefe des Kaders

Dass in Bochum mal wieder ein Einwechselspieler entscheidenden Anteil am Sieg hatte, ist kein Zufall. Der VfB verfügt über den auch in der Breite besten Kader der zweiten Liga – und nutzt das nun. Auch, weil die Talente unter Matarazzo Schritte nach vorn gemacht haben. Silas Wamangituka und Roberto Massimo bringen ihr Tempopotenzial mehr und mehr gewinnbringend ein, Orel Mangala spürt als Stammkraft Vertrauen, und Nathaniel Phillips arbeitet sich in der Defensive in jedes Spiel hinein. Dass die Talente immer besser funktionieren, macht es auch für die erfahrenen Spieler leichter, Verletzungen konnten bislang kompensiert werden und Profis wie Philipp Klement hat der Coach noch in der Hinterhand.

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„Wir sind gut unterwegs“, fasste am Montag daher Sven Mislintat die ersten Wochen unter Pellegrino Matarazzo zusammen – wohl wissend, dass die neue Stabilität nicht mehr verloren gehen darf und weitere Steigerungen vonnöten sind, um am Ende einen der zwei direkten Aufstiegsplätze zu belegen. Noch „schlauer und abgebrühter“ müsse man spielen, meinte Daniel Didavi – und mahnte an: „Es gibt noch Dinge, die wir lernen und an denen wir arbeiten müssen. Wir dürfen nicht nachlassen“ Damit die Matarazzo-Serie hält – zum Beispiel am Samstag (13 Uhr) gegen den SSV Jahn Regensburg.