24 Jahre nach seinem Karriereende steigt Karl Allgöwer wieder beim VfB Stuttgart ein. Hier sagt der 59-jährige Altstar, warum er das Angebot, den Verein zu beraten, angenommen hat.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)
Stuttgart – - Kaum einer verkörpert die besseren Zeiten beim VfB so gut wie Karl Allgöwer (59). Der Stuttgarter Rekordprofi (338 Spiele, 129 Tore) arbeitet künftig als Berater auf Honorarbasis für den abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten und will in der neuen Funktion weiterhin Klartext reden.
Herr Allgöwer, beim Neujahrsempfang des VfB Stuttgart haben Sie den größten Applaus bekommen. Wie erklären Sie sich das?
Es waren ja hauptsächlich Besucher im etwas fortgeschrittenen Alter bei dieser Veranstaltung, und die können sich eben noch an mich erinnern. Mit mir werden positive Dinge in Verbindung gebracht, weil wir damals häufig erfolgreich gespielt haben und Besuche im Stadion Spaß gemacht haben. Nach diesem Gefühl sehnen sich die Leute.
Möglicherweise sehnen sich die Leute aber auch nach jemandem, der seine Meinung sagt und die Entscheidungen beim VfB intern auch hinterfragt.
Jaja, Allgöwer, der Revoluzzer. Dieses Image habe weniger ich, sondern vielmehr haben es die Medien bedient. Ich habe nur hin und wieder mal widersprochen, aber weil das die Ausnahme war, wurde daraus so ein großes Ding gemacht.
Als Abnicker hat sie der VfB aber vermutlich nicht ins Team geholt, sondern doch eher als kritischen Berater.
Ich habe mich als Typ nicht verändert, ich rede Klartext, wenn ich es für richtig halte, auch in meiner neuen Funktion beim VfB.
Wie kam es denn überhaupt zu dieser Zusammenarbeit?
Ich denke, der Auslöser war die 0:4-Heimniederlage gegen Augsburg. So etwas habe ich noch nie erlebt. Der Auftritt der Mannschaft und dann dieser Sarkasmus im Stadion, schlimm. Die Vereinsführung ist kurz danach auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob nicht auch ich mithelfen will, an diesem Zustand etwas zu ändern. So konnte es ja auch nicht weitergehen. Und weil ich es zielführender fand, die Dinge intern anzusprechen und nicht in Interviews, habe ich zugesagt.
Auf dieses Angebot mussten Sie nach Ihrem Karriereende mehr als 24 Jahre warten.
Ich habe nicht darauf gewartet. Zuvor hatte es eben keinen Bedarf gegeben. Darüber mache ich mir aber auch keine Gedanken.
Über was dann?
Wie der VfB wieder auf einen guten Weg kommt.
Was können Sie dazu beitragen?
Ich werde versuchen mitzuhelfen, dass der VfB Stuttgart wieder eine Siegermentalität entwickelt.
Werden Sie deshalb ständig auf dem Vereinsgelände präsent sein?
Nein, ich arbeite ja weiter selbstständig und veranstalte Sportevents für Firmen. Ich werde aber bestimmt beim VfB Gespräche führen und bei Sitzungen dabei sein. Wie die Zusammenarbeit im Detail aussieht, muss sich entwickeln. Eine lange Einarbeitungsphase werde ich aber nicht brauchen, ich war ja nicht 24 Jahre lang weg vom VfB, sondern habe fast alle Heimspiele im Stadion gesehen und da auch Gespräche geführt.
Zurzeit werden beim VfB viele Gespräche über eine mögliche Ausgliederung der Profiabteilung geführt. Was halten Sie von der ins Auge gefassten Strukturänderung?
Das ist zurzeit nicht mein Thema. Dafür sind andere im Verein zuständig.