VfB-Trainer Bruno Labbadia beklagt die Personalsituation und hat weiter keine Eile, seinen Vertrag in Stuttgart zu verlängern. Der Verein wüsste die offene Frage dagegen gerne bis zum Rückrundenstart beantwortet. Doch jetzt trainiert der VfB erstmal in Belek.

Stuttgart - Tim Hoogland, der Pechvogel vom Dienst, hat schon so einiges miterleben müssen. An den Knien war er oft verletzt und an beiden Knöcheln, ja sogar die Bauchspeicheldrüse machte Probleme – und so blieb im Grunde nur noch ein Malheur übrig, das den Verteidiger ein weiteres Mal schachmatt setzen konnte: Windpocken. Die hat sich Hoogland kurz vor Weihnachten eingefangen und muss daher zuhause bleiben, wenn der VfB am Freitagvormittag ins Trainingslager in die Türkei reist. „Das ist brutal“, sagt Bruno Labbadia, „der Tim greift wirklich in jeden Topf.“

 

Allerdings ist Hooglands Pech keineswegs der einzige Grund dafür, dass der VfB-Coach am ersten Trainingstag nach den Weihnachtsferien nicht die allerbeste Laune hat. Mühsam quält er sich bei der Frage nach seinem Wunschspieler für den Angriff ein Witzchen ab („Wir denken darüber nach, ob wir Messi holen sollen“) – und berichtet ansonsten von den Sorgen, die ihn bereits unterm Christbaum geplagt haben: Die Personalsituation sei „noch schwieriger“ als in der Hinrunde, „und schon damals mussten wir zaubern“.

Alles könnte so schön sein

Dabei könnte eigentlich alles so schön sein. Der VfB ist weiterhin in drei Wettbewerben vertreten, hat leichte Lose im DFB-Pokal (Bochum) und der Europa League (Genk), und sogar in der Bundesliga sind die Chancen intakt, auch im nächsten Jahr international vertreten zu sein. „Wir haben einerseits die Riesenmöglichkeit, etwas fürs Renommee zu tun und die Kassen aufzufüllen“, sagt Labbadia. Andererseits jedoch weiß er nicht einmal, ob er im ersten Pflichtspiel beim VfL Wolfsburg am 19. Januar überhaupt die Ersatzbank voll bekommt: „Stand jetzt werden wir dann nur 15 Feldspieler haben – und die Vorbereitung hat noch nicht einmal begonnen.“

Gotoku Sakai und Vedad Ibisevic sind in Wolfsburg gesperrt, Arthur Boka ist beim Afrikacup, William Kvist, Cacau, Tunay Torun sind verletzt, von den Dauerpatienten Johan Audel und Tim Hoogland nicht zu reden. Und Maza ist gar nicht mehr da. Als „Katastrophe“ empfindet es der Trainer, dass der Innenverteidiger nach Mexiko zurückgekehrt ist. Labbadia habe „extrem gekämpft“, den Spieler umzustimmen, und sich „wahnsinnig geärgert“, dass all die Mühen und die vielen Gespräche am Ende erfolglos geblieben sind. Maza habe unbedingt gehen wollen, es hätte keinen Sinn gehabt, ihn auf den bis 2014 laufenden Arbeitsvertrag festzunageln, sagt Labbadia, dem nur die Erkenntnis bleibt: „Dieser Verlust ist für uns nicht zu kompensieren“.

Den Kader verstärken

Der Trainer würde sich sehr wünschen, dass zumindest genügend Geld dafür da ist, nicht nur Maza zu ersetzen, sondern auch ansonsten den Kader zu verstärken. Ist es aber nicht. Ein Stürmer soll bekanntlich kommen, „am besten einer, der variabel einsetzbar ist“. Viel mehr jedoch ist nicht drin angesichts der angespannten Finanzlage des VfB, der in dieser Saison etwa zehn Millionen Euro Verlust machen wird.

Folglich ziert sich Labbadia auch weiterhin, ein klares Bekenntnis zum VfB abzugeben. Über die Feiertage habe er nicht weiter darüber nachgedacht, ob er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag verlängern soll. Er will erst die Gespräche mit dem VfB-Präsidenten Gerd Mäuser abwarten, die im Trainingslager erfolgen sollen. „Ich muss schauen, was der Verein möchte“, sagt Labbadia und verspürt bei diesem Thema auch weiterhin „überhaupt keinen Zeitdruck“.

Der Verein würde die Trainerfrage gerne bis zum Rückrundenauftakt geklärt wissen – die Hauptperson in dieser Angelegenheit jedoch sagt: „Es kann meinetwegen auch der 19. Mai sein.“ Das ist der Tag des letzten Saisonspiels. Eines steht mithin fest: Es wird in Belek einigen Gesprächsbedarf geben.