Im Gegensatz zu den anderen Teams im Tabellenkeller haben die Stuttgarter sich in der nun beendeten Transferphase zurückgehalten – weil die finanziellen Zwänge groß sind.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Als der VfB Stuttgart am Dienstagabend zum Pokalspiel beim Zweitligisten SC Paderborn (2:1) antrat, hatte sich die personelle Lage gegenüber dem Auftritt bei RB Leipzig am Freitag bereits wieder etwas entspannt. Das lag an den zuletzt angeschlagenen Spielern, die teils wieder im Kader stehen konnten. Das lag aber auch an Genki Haraguchi (31) und Gil Dias (26).

 

Das Duo kam am Montag neu zum VfB – und gehörte sogleich zum Spielkader für die Partie in Ostwestfalen. Das Duo verkörpert zudem die komplette Einkaufsliste der Cannstatter in diesem Winter. Und das, obwohl seit den Amtsantritten von Fabian Wohlgemuth als Sportdirektor (3. Dezember) und Bruno Labbadia als Trainer (12. Dezember) relativ viel Zeit war bis zum jetzigen Ende der Transferperiode. Zudem waren sich die beiden auch einig, dass die Mannschaft für den Kampf gegen den Abstieg noch verstärkt werden soll.

Manche Wunschtransfers waren nicht zu realisieren

Vornehmlich an den finanziellen Zwängen lag es nun, dass lediglich der Japaner Haraguchi vom 1. FC Union Berlin und der Portugiese Dias von Benfica Lissabon zum Team gestoßen sind. Andere Wunschtransfers wie etwa der des Wolfsburgers Josuha Guilavogui waren nicht zu realisieren. In Naouirou Ahamada hat am letzten Tag der Transferperiode sogar eine Stammkraft den VfB verlassen, weil dessen Verkauf an den englischen Premier-League-Club Crystal Palace dem Club wichtige Millionen Euro einbringt.

Nun entscheiden eher selten die Wintertransfers über den Ausgang einer Saison. Doch Bruno Labbadia wies schon vor einigen Tagen darauf hin, dass die Aktivitäten der anderen Teams im Tabellenkeller durchaus rege waren. „Die Konkurrenten haben zugeschlagen“, sagte er, „selbst Schalke hat mehr investiert.“ Tatsächlich hat der Tabellenletzte Niklas Tauer (Mainz 05), Jere Uronen (Stade Brest), Michael Frey (RSC Anderlecht), Tim Skarke (Union Berlin), Moritz Jenz (Celtic Glasgow) und am Dienstag noch Eder Balanta (FC Brügge) nach Gelsenkirchen geholt. Der VfL Bochum hat sich mit Pierre Kunde Malong (Piräus), Keven Schlotterbeck (SC Freiburg) und Moritz Broschinski (Borussia Dortmund II) breiter aufgestellt. Hertha BSC holte Florian Niederlechner (FC Augsburg) und Tolga Cigerci (Ankaragücü).

Der FC Augsburg war aktiv auf dem Transfermarkt

Und auch der einen Rang vor dem VfB platzierte FC Augsburg hat gleich sechs Spieler verpflichtet: Dion Beljo (NK Osijek), David Colina (Hajduk Split), Arne Engels (Club Brügge), Irvin Cardona (Stade Brest), Kelvin Yeboah (CFC Genua) und Renato Veiga (Sp. Lissabon). Ob Vereine damit Schritte nach vorne machen? Schwer zu sagen. Immerhin haben die Stuttgarter neben Ahamada keine weiteren Stammkräfte verloren.

Dennoch hat diese Transferperiode gezeigt, wie angespannt die wirtschaftliche Lage beim VfB ist. Labbadia hat dies jüngst benannt, als er über die rein finanziellen Gründe des Ahamada-Transfers gesprochen hat: „Wir müssen Dinge akzeptieren, die für die sportliche Situation nicht optimal sind.“ Dabei kann sich der Club gerade einen Abstieg am wenigsten leisten. Doch schon die Entscheidungen für Wohlgemuth, Labbadia und dessen Trainerteam haben das VfB-Konto belastet. Dazu kommen Einnahmeverluste aus dem Stadionumbau, der drohende Abschied des Hauptsponsors, die Nachwirkungen der Coronakrise und der KfW-Kredit (25 Millionen Euro), der innerhalb von fünf Jahren zurückgezahlt werden muss.