Wenn der VfB den Torwart Bernd Leno an Leverkusen verkauft, ist Geld für einen neuen Stürmer da. Weit vorne rangiert Patrick Helmes.  

Stuttgart - Am Mittwoch hat sich der erweiterte Vorstand des VfB Stuttgart zu einer turnusmäßigen und schon länger anberaumten Sitzung getroffen. Auf der Tagesordnung standen jedoch auch aktuelle Punkte - besonders die Vorgehensweise in Sachen Bernd Leno (19), für den Bayer Leverkusen ein Kaufangebot abgegeben hat. Demnach ist der Werksclub bereit, eine Ablöse von fünf bis sechs Millionen Euro zu zahlen. Die genaue Höhe hängt von der künftigen sportlichen Entwicklung des bis zur Winterpause aus Stuttgart ausgeliehenen Torhüters ab. Der VfB fordert aber zehn Millionen. So heißt es jetzt, weiterverhandeln und die laufenden Gespräche mit Bayer fortsetzen.

 

Trotz der finanziellen Differenzen ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die Parteien bald annähern und einigen werden. Unabhängig davon, ob der VfB am Ende sieben, acht oder neun Millionen Euro kassieren wird, hätte er dann einen neuen Bundesligarekord aufgestellt. Denn noch nie ist es einem Verein gelungen, so viel Geld für einen Spieler einzunehmen, der in der eigenen Jugend ausgebildet wurde, aber bei den eigenen Profis noch keine Sekunde lang zum Einsatz gekommen ist. Leno spielte nur beim VfB II in der dritten Liga. Angesichts dessen wäre eigentlich keine derart millionenschwere Überweisung zu erwarten, wie sie vermutlich demnächst aus Leverkusen auf dem Stuttgarter Konto eingehen wird - für einen Keeper, der beim VfB nur zweite oder dritte Wahl gewesen ist.

Im Angriff herrscht Handlungsbedarf

Die daraus folgende Anschlussfrage, die sich zwangsläufig auch in der Vorstandssitzung am Mittwoch stellte, lautet, was mit dem Geld von Bayer passieren würde. Die Antwort: der größte Teil müsste dazu verwendet werden, um eine möglichst ausgeglichene Wirtschaftsbilanz präsentieren zu können. Das ist für die Vereinsführung noch wichtiger geworden, seitdem Gerd Mäuser im Juli das Präsidentenamt von Erwin Staudt übernommen hat.

Ein kleinerer Teil der Summe stünde jedoch zur Verfügung, um die Mannschaft im Januar zu verstärken. Wo Handlungsbedarf herrscht, wurde zuletzt auch deutlich - im Angriff. Der Trainer Bruno Labbadia und der Manager Fredi Bobic beobachten den Markt und prüfen, was machbar wäre. Weit vorne rangiert in ihrer Gunst nach StZ-Informationen ein Stürmer, der wohl schon im Frühsommer 2009 als Nachfolger von Mario Gomez in Stuttgart gelandet wäre, wenn er sich zuvor bei einem Hobbykick nicht das Kreuzband gerissen hätte: Patrick Helmes (27). Er ist torgefährlich und würde auch in das allgemeine Anforderungsprofil des VfB passen, der wieder mehr deutsche Spieler verpflichten will.

Patrick Helmes will weg aus Wolfsburg

Auch Helmes selbst könnte sich offensichtlich einen Wechsel aus Wolfsburg nach Stuttgart gut vorstellen, denn anzunehmen ist, dass sein Berater René vom Bruch ganz im Sinne seines Klienten spricht. "Wir kommentieren solche Dinge prinzipiell nicht", sagt vom Bruch zwar zunächst. Aber dann fügt er doch schnell drei Sätze hinzu, die alle Türen weit aufmachen: "Der VfB ist für uns auf jeden Fall eine sehr interessante Adresse. Außerdem hat Patrick Helmes schon damals in Leverkusen hervorragend mit Bruno Labbadia zusammengearbeitet. Das hat gepasst." Belegt wird das durch die 21 Saisontreffer, die Helmes 2008/09 bei Bayer erzielt hat.

In Wolfsburg passt es dagegen überhaupt nicht. Deshalb will Helmes weg. Allerdings müsste er beim VfB finanzielle Abstriche in Kauf nehmen, da Mäuser die Richtlinie ausgegeben hat, dass ein Jahresgehalt von rund zwei Millionen Euro künftig das Maximum für jeden ist. In Wolfsburg dürfte Helmes momentan ungefähr das Doppelte verdienen. Wie die VfB-Strategie angesichts dessen aussehen könnte, ist dann vielleicht ein Thema auf der nächsten Vorstandssitzung.