Der nächste VfB-Gegner Borussia Dortmund streicht seinen Stürmerstar Pierre-Emerick Aubameyang aus disziplinarischen Gründen aus dem Aufgebot. Der 28-Jährige soll wiederholt zu spät zum Training erschienen sein.

Dortmund - Eigentlich hatten sie bei Borussia Dortmund trotz aller Probleme ja Zeichen der Hoffnung ausgemacht. Eines davon: die gute Laune von Pierre-Emerick Aubameyang. Trotz Torflaute – der Stürmer wartet seit 476 Minuten auf einen Treffer – sei der Gabuner gut drauf. Doch dem Gefühl der Hoffnung folgte am Tag vor dem Spiel beim VfB Stuttgart an diesem Freitagabend der Paukenschlag. Der BVB strich den Torschützenkönig der vergangenen Bundesligasaison aus dem Kader für das Spiel gegen den Aufsteiger. „Aus disziplinarischen Gründen“, teilte der Club mit – ohne Hintergründe zu nennen. Über die nun spekuliert wird.

 

Nach Medien-Informationen hängt die Maßnahme damit zusammen, dass Aubameyang mehrfach zu spät zum Training erschienen sei, zuletzt auch bei der Abschlusseinheit vor dem Stuttgart-Spiel. Der 28-Jährige, der wegen eines unerlaubten Shopping-Trips nach Mailand schon einmal supendiert worden ist, war in den vergangenen Tagen auch in Barcelona, der Kurztrip soll mit der Suspendierung indes nichts zu tun haben. Was bleibt ist die Tatsache, dass sie beim VfB nicht wirklich unglücklich sein werden über das Fehlen des Torschützenkönigs der vergangenen Saison, schließlich ist der Respekt vor der Dortmunder Offensive groß gewesen beim Stuttgarter Trainer Hannes Wolf. Zwar stehen in Alexander Isak und André Schürrle zwei hochkarätige Alternativen bereit, an die Klasse des Gabuners reichen beide aber (noch) nicht heran. Die VfB-Hoffnung darauf, dass die Heimserie – der Club ist 2017 in der Mercedes-Benz-Arena noch ungeschlagen – hält, dürfte zumindest gestiegen sein, die Dortmunder Sorge vor einem Fortbestand der sportlichen Krise ebenfalls.

Ein neues Dortmunder Gefühl der Hoffnung

Dabei hatten die vergangenen zwei Wochen Training mit einer großen Gruppe eigentlich ein neues Gefühl der Hoffnung erzeugt. Viele Stars wie Julian Weigl, Raphael Guerreiro, Nuri Sahin, André Schürrle, Aubameyang oder Christian Pulisic waren nicht mit ihren Nationalteams unterwegs, „wir konnten wirklich trainieren“, sagt der zuletzt massiv in die Kritik geratene Chefcoach Peter Bosz, dessen Lage sich seit der ernüchternden 1:3-Niederlage gegen den FC Bayern vor zwei Wochen deutlich verändert hat. Der Niederländer bekommt neuerdings viel Beistand aus dem Kreis seiner Mannschaft. „Wir Spieler müssen uns an die eigene Nase fassen“, sagt beispielsweise Raphael Guerreiro, „wir hatten vielleicht zu wenig Motivation, zu wenig Leidenschaft in den Duellen eins gegen eins und haben zu viele Zweikämpfe verloren.“

Auch Kapitän Marcel Schmelzer richtet im Fachmagazin „Kicker“ einen ähnlich klingenden Appell an seine Kollegen: „Wir Spieler sollten uns nicht in der aufgeregten System- und Taktikdiskussion verstecken, die in der Öffentlichkeit geführt wird.“ Hat die Elf also während des Höhenflugs der ersten Saisonwochen ihre Seriosität verloren und den darauf folgenden Absturz selbst verschuldet?

„Es ist für mich eine Herausforderung, das wieder zu drehen“

Möglich ist das schon. In jedem Fall ist ein Bemühen erkennbar, der lichterloh entflammten Trainerdebatte entgegenzuwirken. Bosz wird ja vorgeworfen, dass seine Strategie zu viele Risiken berge und dass er seine Spieler mitunter überfordere, wenn er verlangt, das schwierige Offensivpressing und den kultivierten Spielaufbau auch gegen individuell besser besetzte Teams durchzuhalten. „Wenn man nicht gewinnt, ist der Druck da, und wenn man das Gegenwind nennt, dann ist der Wind da“, sagt Bosz. „Aber es ist für mich eine Herausforderung, das wieder zu drehen, und das werden wir schaffen.“

Wobei immer deutlicher erkennbar wird, dass die Krisenwochen mit nur einem Punkt aus vier Bundesligapartien und den beiden Unentschieden gegen den Champions-League-Zwerg Apoel Nikosia äußerst komplexe Ursachen haben. So deuten verschiedene Daten wie die Anzahl der absolvierten Sprints oder die Laufleistung darauf hin, dass die Spieler physisch schwächer sind als im Vorjahr.

Immerhin konnte der Bundesliganeuling Bosz sich aufgrund der Länderspielpause ungewohnt ausführlich mit dem nächsten Gegner beschäftigen. „Es ist nicht einfach, gegen den VfB zu spielen, man sieht, wie wenige Torschüsse sie zulassen, sie sind sehr stark in ihrer Organisation“, sagt er. Die Botschaft des 53-Jährigen vor der Reise nach Stuttgart hat aber keine taktischen Feinheiten zum Inhalt, sondern das soziale Klima. „Wir müssen als richtige Mannschaft auftreten.“ Aber eben ohne Aubameyang.