VfB-Stürmer Cacau hat beim Spiel gegen Schalke seinen ersten Treffer seit September 2012 gelandet und wird nun gefeiert. Seine Mannschaftskollegen gönnen ihm den Erfolg und freuen sich mit ihm.

Stuttgart - Wieder rennt Cacau hinaus zur Eckfahne, wieder sinkt er mit erhobenen Armen in die Knie, den Blick in den Himmel gerichtet. Und wieder läuft vor seinem geistigen Auge ein Film ab – so wie vor knapp vier Jahren bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika.

 

Damals, am Höhepunkt seiner Karriere, sah Cacau nach seinem Treffer zum 4:0-Endstand im deutschen Auftaktspiel gegen Australien vor sich die Bilder, wie er als mittelloser und völlig unbekannter junger Mann nach Deutschland gekommen war und wie er es geschafft hatte, in seiner neuen Heimat Nationalspieler zu werden. Und nun, am vorläufigen Ende eines tiefen Tals, erinnert er sich nach seinem Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen Schalke 04 (Endstand: 3:1) an seine Leidenszeit in den vergangenen zwei Jahren und daran, „dass mich schon viele abgeschrieben hatten“.

Auf alle Zeiten wird sein WM-Treffer der bedeutendste und emotionalste Moment seiner Karriere bleiben. Nicht weit dahinter aber kommt das Tor am Ostersonntag, mit dem der tiefgläubige Christ gewissermaßen seine Wiederauferstehung beim VfB Stuttgart gefeiert hat.

Cacau stand von Anfang an auf dem Spielfeld

Überraschend war es, dass Cacau (33) in der Anfangself stand und nicht Timo Werner oder Vedad Ibisevic. Mit den Trainingseindrücken begründete der VfB-Coach Huub Stevens diese Maßnahme, die jedoch nicht sofort die gewünschte Wirkung entfaltete. Früh sah Cacau eine Gelbe Karte; und dann vergab er kurz vor der Pause auch noch eine große Torchance. „Ich habe schon gedacht, das ist wieder nicht mein Tag“, sagt Cacau, nachdem es doch noch seiner geworden ist. Die größtmögliche Befreiung bedeutete sein Kopfball in der 54. Minute, der den VfB vollends auf die Siegerstraße gebracht – und den Schützen von einer schweren Last befreit hat: Sehr genau wusste Cacau, dass er fast 17 Monate auf sein nächstes Tor hatte warten müssen.

Cacaus Tor im Radiokommentar von Sport1.fm:

Dazwischen lagen zwei schwere Verletzungen, ein Kreuzbandriss und ein Muskelbündelriss im Oberschenkel. Auch deshalb fielen die Gratulationen der Mitspieler besonders überschwänglich aus. „Keiner hat dieses Tor mehr verdient als er“, sagt der Kapitän Christian Gentner. Von einem „tollen Menschen“, der mit seiner Erfahrung „brutal wichtig für die Mannschaft“ sei, schwärmt der Torwart Sven Ulreich. Und der Verteidiger Antonio Rüdiger nimmt gleich nach dem Schlusspfiff die letzten Kräfte zusammen und stemmt Cacau in die Höhe: „Früher habe ich ihm im Fernsehen zugeschaut, jetzt spielen wir zusammen – Wahnsinn. Cacau ist einer unserer wichtigsten Spieler.“

Der VfB kämpft immer noch gegen den Abstieg

Auch vom Publikum wird Cacau bei seiner Auswechslung kurz vor Spielende frenetisch gefeiert. Seit 2003 spielt er in Stuttgart, ist der mit Abstand dienstälteste Profi, wurde mit dem VfB 2007 Meister und kämpft nun gegen den Abstieg. „In so einer Situation, in der man am Abgrund steht, wird einem wieder bewusst, was einem der Verein bedeutet“, sagt Cacau. Sollte am Ende seiner letzten Saison der Klassenverbleib gelingen – wofür auch dank seines Treffers sehr viel spricht –, dann steht spätestens seit Sonntag einer feierlichen Aufnahme in die Heldengalerie des VfB nichts mehr im Wege. Mit nun 80 Treffern hat er in der ewigen Torjägerliste des Clubs Jürgen Klinsmann (79) überholt und liegt hinter Karl Allgöwer (129), Fritz Walter (102) und Hermann Ohlicher (96) auf Platz vier.

Also werden sich die Wege im Sommer wohl nur vorübergehend trennen. Der Stürmer möchte noch zwei, drei Jahre weiterspielen, er weiß nur noch nicht, bei welchem Verein. Anschließend aber, das ist sein Plan, will er wieder ins Remstalstädtchen Korb zurückkehren, wo er ein Haus gebaut hat. „Für einen Spieler mit so großen Verdiensten“, sagt der VfB-Manager Fredi Bobic, „steht die Tür immer offen.“