So einen Tag hat der Fußball-Bundesligist selbst in seinen turbulentesten Zeiten noch nicht erlebt. Bevor der Transfer von Holger Badstuber in trockenen Tüchern war, hat der Verein mit der Entlassung des Sportvorstands Jan Schindelmeiser für einen Paukenschlag gesorgt.

Stuttgart - Die Verpflichtung des ehemaligen Bayern-Spielers Holger Badstuber war gerade vom kurz darauf geschassten VfB-Manager Jan Schindelmeiser über die Bühne gebracht, da befand sich bereits der nächste Münchner im Anflug auf Stuttgart. Dabei handelt es sich um den 59 Jahre alten Michael Reschke, der aktuell noch als Kaderplaner beim FC Bayern unter Vertrag steht. Doch das wird sich nach Informationen dieser Zeitung bald ändern. Denn es ist beschlossene Sache, dass Reschke, der vor drei Jahren von Bayer Leverkusen an die Isar gewechselt war, beim VfB Stuttgart als Nachfolger von Jan Schindelmeiser vorgestellt wird.

 

Bereits am Samstag wollen die Stuttgarter die Zusammenarbeit mit dem in Frechen bei Köln geborenen Fußballmanager bekannt geben. Offiziell ist der Posten des Sportvorstands der VfB-AG zwar noch bis 30. September durch Schindelmeiser besetzt. Der ist aber bereits freigestellt, denn der neue Mann soll nach Wunsch der Stuttgarter sehr zeitnah anfangen.

Michael Reschke war zuvor von sich aus auf die Münchner Clubbosse mit seinem Wunsch nach beruflicher Veränderung zugegangen. Der Bayern-Präsident Uli Hoeneß wollte dem Personalfachmann, dessen Arbeit er sehr schätzt, dann keine Steine in den Weg legen. Dabei hat es dem geräuschlosen Abgang des Kaderplaners wohl nicht geschadet, dass sich Hoeneß und der VfB-Clubchef Wolfgang Dietrich seit Jahren gut kennen. So besuchte der Bruder des Bayern-Präsidenten, der ehemalige „Schwabenpfeil“ Dieter Hoeneß, den VfB-Tross um Wolfgang Dietrich zuletzt im Trainingslager am Rande des Testspiels gegen Huddersfield Town in Schwaz in Tirol. Offiziell wollte der FC Bayern zur Personalie Reschke aber bisher keine Stellungnahme abgeben.

Reschke bekommt Salihamidzic vor die Nase gesetzt

In München hatte der FCB-Kaderplaner Michael Reschke, der offiziell den Titel des Technischen Direktors trägt, zu diesem Zeitpunkt bereits einen heftigen Nackenschlag hinnehmen müssen, als ihm der Ex-Profi Hasan Salihamidzic als neuer Sportdirektor vor die Nase gesetzt wurde.

Das hat die Entscheidung des ehemaligen Leverkusener Jugendtrainers, zum VfB zu gehen, offenbar endgültig gemacht. Zuletzt war die einst hochgelobte „Spürnase“, die dem späteren Assistenten von Reiner Calmund und Rudi Völler bei Bayer als Chefscout der Werkself bei der Suche nach neuem Personal nachgesagt wird, nach Auffassung einiger Kritiker beim FC Bayern zu sehr erkaltet. Vor allem Reschkes Mitwirken an den Transfers von Douglas Costa, Renato Sanches, Sinan Kurt oder Mehdi Benatia hat die Position des Kaderplaners in München nicht gestärkt.

Der Neue hat sich als Kaderplaner einen Namen gemacht

Den Toptransfer seiner Zeit beim FC Bayern fand Reschke derweil ausgerechnet beim VfB. Denn den Stuttgartern kaufte er vor zwei Jahren den damals zu Red Bull Leipzig ausgeliehenen Joshua Kimmich für neun Millionen Euro ab. Durch den jähen Bruch mit Schindelmeiser, bei dem sich der Präsident Dietrich nun wenig zimperlich zeigte, war für Reschke der Weg frei, sich mit 59 Jahren erstmals als Chef einer sportlichen Abteilung eines Fußball-Bundesligisten, also in der ersten Reihe, zu beweisen. Beim VfB ist man von den Qualitäten des Neuen überzeugt: So habe sich Reschke nach Auffassung der Clubführung über viele Jahre hinweg als starker Kaderplaner in der Liga einen Namen gemacht.

Tatsächlich hat Reschke, der als extrem fleißiger, exzellent vernetzter Scout gilt, das Bundesliga-Transfergeschäft von der Pike auf gelernt – und sich sowohl im unteren Preissegment als Nachwuchsscout in Diensten von Bayer Leverkusen sowie später als Einfädler von Multi-Millionen-Euro-Deals beim FC Bayern München bewährt. Mit Michael Reschke an der Spitze der sportlichen Abteilung hofft man beim VfB, künftig wieder mehr langfristige Planungssicherheit und eine bessere Abstimmung mit dem Jugendkoordinator Marc Kienle sowie dem Vorstandsberater Thomas Hitzlsperger hin zu bekommen.