Für Teile der Fans ist er der Schuldige an der sportlichen Misere, im Verein ist der Rückhalt längst nicht mehr bedingungslos – Robin Dutt aber kämpft um seinen Job als Sportvorstand des VfB Stuttgart.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Es ist schon eine Weile her, dass Robin Dutt sich in der Lage befand, Erfolgsmeldungen verkünden zu können. Der Mann im weißen Hemd und dem hellbraunen Pullover darüber ist schließlich Sportvorstand des VfB Stuttgart. Sein Club hat in der Fußball-Bundesliga die vergangenen fünf Partien verloren, vor dem letzten Spieltag der Saison ist der erste Abstieg seit 41 Jahren wahrscheinlich, und die Kritik am 51-Jährigen als massiv zu bezeichnen, ist fast schon untertrieben. Dass überdies der Regen auf das rote Dach des VfB-Clubheims prasselt, ist Dutt nicht anzulasten, passt aber irgendwie auch noch ins Bild. Doch jetzt ist nicht der Moment für die fast schon alltägliche Stuttgarter Tristesse. Jetzt hat Robin Dutt Erfolgsmeldungen parat.

 

Der Hauptsponsor des Vereins, die Mercedes-Benz-Bank, hat sich trotz der prekären Lage zum Club bekannt und den Vertrag bis 2019 verlängert und das Engagement sogar ausgeweitet. Das garantiert dem VfB zwischen acht und neun Millionen Euro jährlich. Dutt hat zudem die personellen Weichen in seinem Ressort weitestgehend für die Zukunft gestellt. Dass Peer Jäkel, ein Vertrauter aus früheren Bremer Zeiten, einer von Dutts „Kadermanagern“ wird, war schon durchgesichert. Nun hat er auch die Unterschrift von Norman Bertsch, einst enger Mitarbeiter von Jürgen Klopp in Mainz und Dortmund. Dutt nennt ihn „einen der Topleute der Branche“. Der dritte im Bunde – und für das Aufstöbern von Talente zuständig – ist der bisherige Coach des VfB II, Walter Thomae. Drei Zusagen, drei Erfolgsnachrichten für den VfB, findet Dutt. Und dann sind da ja noch die vorzeitigen Vertragsverlängerungen von Christian Gentner (bis 2019) und Daniel Ginczek (2020).

Auch die wertet er als positives Zeichen im schwierigen Zeiten für den Verein. „Wir erhoffen uns einen Impuls“, sagt Dutt, schließlich sei im Kampf gegen den Abstieg ja noch nicht alles verloren. „Wir wollen am Samstag in Wolfsburg gewinnen“, ergänzt der Sportchef und hebt dabei die Stimme, „wir werden kämpfen mit allem, was wir haben.“ Und: „Ich werde auch kämpfen.“ Das ist die zentrale Aussage des Tages.

Dutt gesteht: „Habe meinen Anteil“

Der Kampf des VfB Stuttgart um die letzte Chance, mit einem Sieg in Wolfsburg (und einem Frankfurter Erfolg in Bremen) doch noch den Relegationsplatz zu erreichen, ist das eine. Mindestens gleichrangig ficht Dutt einen anderen Kampf aus – den um seinen Job. Bevor ihn dieser zu einem Sieg führen kann, muss er eine Niederlage eingestehen. „Ich habe meinen Anteil“, gesteht er ein und bezieht das auf die sportliche Misere, „da müssen wir nicht um den heißen Brei herumreden. Es gibt Dinge, die haben wir nicht gelöst bekommen.“ Und seine heftige Kritik an der früheren Vereinspolitik muss er ein Jahr danach auch relativieren – nachdem er gesehen hat, was die Arbeit als Sportvorstand so alles mit sich bringt: „Alles ploppt bei mir auf.“ Das hat er unterschätzt, entsprechend sagt er nun: „Wir waren nicht perfekt.“ Er sagt aber auch: „Ich will das wieder ausbügeln.“ Die Frage ist, ob er das darf.

Nach dem nächsten Spieltag, spätestens nach eventuellen Relegationsspielen wird beim VfB mit Vorstand und Aufsichtsrat schonungslos analysiert – und auch über Personalien beraten. Es werden Fragen gestellt werden zur erneut missratenen Saison, zur Transferpolitik, aber vermutlich auch zu manch anderem Vorgang. Zum Beispiel zu den Vertragsverlängerungen von Gentner und Ginczek, die der Club gerne öffentlichkeitswirksam selbst verkündet hätte – die am Montag dann aber schon vorab in einem Medium publik wurden. Garniert mit allerlei Details aus Dutts Ressort. Reiner Zufall?

Noch spricht Robin Dutt von einem „gemeinsamen Plan“, die „Kadermanager“, die nun verpflichtet wurden, gehören zu seiner Konzeption, die im Januar von Aufsichts- und Ehrenrat abgesegnet wurde und ab dem 1. Juli greifen und auch den Sportvorstand entlasten soll. „Ich vertraue diesem Plan“, sagt Dutt, „für ihn kämpfe ich bis zum letzten Tropfen.“ Schon jetzt, vor allem aber im Anschluss an das Saisonende. Nun nämlich will er das Spiel beim VfL Wolfsburg im Zentrum der Aufmerksamkeit wissen.

„Mag sein, dass manche schon aufgegeben haben“, sagt der Leonberger. Die aktuellen Signale von Spielern, künftigen Mitarbeitern und Sponsoren sollen dagegen allen zeigen, dass der VfB nach wie vor – oder wieder – im Kampfmodus ist. „Wir haben am Samstag die Pflicht, unseren Anteil zu leisten“, sagt Robin Dutt, „dann müssen wir schauen, ob im Weserstadion noch ein Strohhalm steht, an den wir uns klammern können.“