Horst Heldt war von 2006 bis 2010 Sportdirektor und Sportvorstand des VfB Stuttgart. Nun kritisiert er seinen Ex-Club heftig – allerdings nicht für aktuelle Entscheidungen. Wie ist das einzuordnen?

Sport: Dirk Preiß (dip)

Von 2006 bis 2010 war Horst Heldt im direkten Anschluss an seine Karriere als Spieler erst Sportdirektor, dann Sportvorstand des VfB Stuttgart. Derzeit ist der mittlerweile 53-Jährige ohne Job im Fußballbusiness – aber ein gefragter Gesprächspartner. Bei Sky wurde er nun auch zur Lage beim VfB befragt. Seine Antwort gleicht einer Generalkritik. Allerdings schränkt er den Zeitraum dafür klar ein.

 

„Ich finde, dass der VfB Stuttgart sich in den letzten Jahren ganz viel in die Tasche gelogen hat“, sagte Heldt in der TV-Sendung. Die Verantwortlichen hätten „immer erklärt, wie toll sie sind und was für eine tolle, junge Mannschafte sie haben“. Die Probleme seien aber „schon langfristig da“, aber nichts sei hinterfragt worden.

Heldt, der 2007 mit dem VfB die Meisterschaft feierte, bezog seine Kritik auf die Amtszeit von Thomas Hitzlsperger als Sportvorstand und Vorstandsvorsitzender sowie auf jene von Sven Mislintat als Sportdirektor. Die aktuelle Saison nahm er von seiner Kritik an der Kaderplanung aus.

Der frühere Mittelfeldspieler kritisierte vor allem das Vorgehen, Talente aus dem Ausland zu holen und sie „hin und wieder für mehr Geld“ wieder verkauft zu haben. „Das ist nicht die DNA des VfB Stuttgart“, sagte Heldt und ergänzte: „Der VfB hat völlig seine DNA verloren – und keiner hat’s gemerkt.“ Aus seiner Sicht sei die Philosophie des VfB immer gewesen, eigene Talente auszubilden, sie dann auch in der Profimannschaft einzusetzen und erst dann abzugeben.

Für Horst Heldt ist der VfB-Kader „zu aufgebläht“

Beispiele aus der Vergangenheit belegen tatsächlich diese Vorgehensweise des VfB, der einst auch deutschlandweit führend war in der Nachwuchsarbeit. Die Zeiten haben sich dann aber geändert. In den Jahren des sportlichen Niedergangs bis zu den Abstiegen 2016 und 2019 litt auch die Qualität in der Stuttgarter Jugendabteilung.

Mehrfach hatten Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat daher angemerkt, dass bestimmte Jahrgänge der VfB-Jugend gar nicht die entsprechend verheißungsvollen Talente hervorbringen würden. Der Umbau des Nachwuchsleistungszentrum war ein zentrales Thema von Hitzlspergers Amtszeit, die Saat dessen soll in den kommenden Jahren aufgehen. Der Verkauf zahlreicher von extern verpflichteten Spielern hat dem Club derweil ebenso wie einst die Abgänge von Eigengewächsen wie Mario Gomez oder Sami Khedira überlebenswichtige Einnahmen beschert.

Aktuell, ergänzte Horst Heldt, sei der VfB-Kader „zu groß, zu aufgebläht“, weshalb die Mannschaft auch das zweite Jahr in Folge Probleme habe. Aktuell stehen die Stuttgarter auf dem Relegationsplatz. Im Dezember hatte Heldt den VfB noch für die Entscheidung gelobt, Bruno Labbadia als Coach verpflichtet zu haben („Die beste Wahl“), der Trainerroutinier hat dann aber in elf Spielen nur sechs Punkte geholt und wurde Anfang April von Sebastian Hoeneß abgelöst. Labbadia, meinte Heldt, habe „leider Gottes nicht so viel Glück gehabt“.

Die Relegation hat Horst Heldt übrigens im Sommer 2021 mit dem 1. FC Köln kennengelernt und erfolgreich überstanden. Danach verließ es nach zwei Jahren als Sportchef des Club, der in dieser Zeit von Alexander Wehrle geführt wurde. Der hatte Heldt 2019 zum FC geholt, ist seit April 2022 Vorstandsvorsitzender und Sportvorstand des VfB.