Der VfB Stuttgart hat sich durch einen 2:1-Sieg gegen den VfL Bochum auf Platz zwei der zweiten Liga geschoben. Held war der eingewechselte Nicolas Gonzalez.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Es ist nicht überliefert, ob Arjen Robben nach seinem Karriereende die zweite Liga verfolgt oder ob er schlicht besseres zu tun hat – sollte der ehemalige Flügelflitzerstar des FC Bayern München aber am Montagabend auf der Couch gelegen haben und zufällig den aus Stuttgart übertragenden Bezahlsender eingeschaltet haben, dann muss er in der 48. Minute aufgeschreckt sein.

 

Denn der VfB-Stürmer Nicolas Gonzalez erdreistete sich, den berühmten, den eigentlich so einzigartigen Robben-Move zu machen. Und zwar so gut, dass es Robben selbst – auch wenn er das nicht gerne hört – in der Rückbetrachtung früher nicht schöner hätte machen können.

Eine Bewegung auf der rechten Seite nach innen am Gegner vorbei, ein satter Schuss mit links ins lange obere Toreck, alles in einer Bewegung – Nicolas Gonzalez versprühte drei Minuten nach seiner Einwechslung Genialität, Wucht und Finesse in einem. Genauso wie es früher nur Robben machte. 2:1 stand es nach dem Geniestreich des Argentiniers gegen den VfL Bochum, 2:1 stand es am Ende, was gleichbedeutend war mit dem Sprung auf Rang zwei der Tabelle – und man hörte die Steine förmlich von den Stuttgarter Herzen plumpsen. „Wir haben jetzt elf Punkte, das ist in Ordnung“, sagte der Spielmacher Daniel Didavi, Torschütze zum 1:0: „Wir haben aber noch viel Arbeit vor uns, denn wir machen es uns manchmal noch viel schwerer als nötig.“

Wohl wahr!

Abwehr in Not

Denn der tolle Beginn in Hälfte zwei samt Traumtor und das erfolgreiche Ende, das hatte sich zum Ende des ersten Durchgangs noch nicht angedeutet. Da zeigte sich noch, dass der Tabellenvorletzte, vielleicht auch zur Überraschung Robbens, nicht agierte wie ein Tabellenvorletzter. Der VfL Bochum jedenfalls spielte mit, und er kam zu Chancen. Nachdem der VfB die Anfangsphase dominierte, war der VfL am Zug und stürzte die teils überforderte Stuttgarter Hintermannschaft von einer Verlegenheit in die nächste.

Silvere Ganvoula tat sich dabei als größter Unruheherd hervor – zweimal vergab er zunächst freistehend (23. und 29.), und dann passierte es. Scheinbar waren die gefährlichen Szenen Ganvoulas zuvor an einigen Strategen der VfB-Defensive vorbei gegangen – der Offensivmann stand jedenfalls wenig später schon wieder blank, dieses Mal nach einem Eckball. Ganvoula nahm die Kugel gekonnt mit dem Oberschenkel an, es folgte ein satter Schuss mit links ins kurze Eck – und es stand nach 40 Minuten 1:1.

„Da hat der Bochumer Stürmer einen Freibrief bekommen“, sagte VfB-Trainer Tim Walter, „da kann man näher dran sein, das kann aber passieren – allgemein war Silvere schwer zu verteidigen, da haben wir uns auch mit zwei Mann oft schwer getan.“

Traumtor durch Didavi

Der Bochumer Ausgleich kurz vor der Pause war jedenfalls verdient, aus VfB-Sicht aber auch komplett unnötig und ärgerlich. Denn in der Anfangsphase waren es noch die Bochumer, die dem VfB viel Platz ließen, den die Jungs von Trainer Tim Walter zunächst auch zu nutzen wussten.

Die Hausherren kamen in der Startphase zu Chancen, das 1:0 durch Daniel Didavi in der 19. Minute war nur folgerichtig – und wunderschön zugleich. Schon der lange Pass mit links von Philipp Klement war erste Sahne, auf die der Empfänger Didavi dann noch das Häubchen setzte. Elegant holte der Spielmacher die Kugel runter, legte sie sich zurecht und knallte sie mit links ins Tor. So konnte es weitergehen aus VfB-Sicht – ging es aber nicht. Weil die Stuttgarter es mal wieder schafften, einen zu Beginn überforderten Gegner durch Nachlässigkeiten aufzubauen und so ins Spiel zu bringen.

Nach dem Seitenwechsel folgte dann der Geniestreich von Nicolas Gonzalez zum 2:1 – und hinterher viel Leerlauf und Zerfahrenheit. Im Gegensatz zur chancenreichen ersten Hälfte gab es in der zweiten Hälfte auf beiden Seiten eher Magerkost. Bis ein gewisser Silvere Ganvoula wieder in Erscheinung trat.

Zehn Minuten vor Schluss kam der Bochumer Offensivmann nach einer Flanke von links mal wieder frei zum Schuss. Dieses Mal aus fünf Metern, klarer Fall von hundertprozentiger Chance. Doch der Schuss geriet zu zentral, VfB-Keeper Gregor Kobel war zur Stelle. Der VfB brachte das 2:1 über die Zeit und freute sich über den Sprung auf einen Aufstiegsplatz – wenn auch noch hinter dem Spitzenreiter Hamburger SV.