Am Sonntag entscheiden die Mitglieder des VfB Stuttgart, wie es bei dem Club weitergeht. Endet dann auch der Poker um Träsch?

Stuttgart - Dem VfB Stuttgart steht ein heißer Sonntag ins Haus. Denn zum einen geht es bei der Mitgliederversammlung in der Schleyerhalle darum, einen neuen Präsidenten zu wählen. Das ist die Hauptsache, aber andererseits kann bei diesem Anlass womöglich auch ein Transfer verkündet werden, über den schon lange verhandelt wird - der von Christian Träsch (23) nach Wolfsburg. Nachdem der VfB zehn Millionen Euro gefordert und der VfL sechs Millionen geboten hatte, ist eine Einigung bei rund acht Millionen Euro in Sicht.

 

Das wäre ein stattlicher Preis für einen Spieler, dessen Vertrag in einem Jahr endet und der eine Verlängerung ausgeschlossen hat. Einen Teil der Ablöse würde der VfB in einen Nachfolger von Träsch investieren. Benötigt wird zudem ein Innenverteidiger, den der Club offenbar sogar noch vor seiner Versammlung präsentieren will .

Der Aufsichtsratschef steht bei vielen Fans in der Kritik

Wenn das gelingt und wenn auch der Wechsel von Träsch für acht Millionen Euro vollzogen wird, könnte die Vereinsführung das am Sonntag wohl als Erfolg verbuchen. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass der Verlauf der Veranstaltung dadurch deutlich ruhiger würde. Die Opposition um den früheren VfB-Torwart Helmut Roleder, die mehr Demokratie im Club fordert, wird Anträge stellen, etwa jenen, Dieter Hundt abzusetzen. Der Aufsichtsratschef steht bei vielen Fans in der Kritik.

Ein Vorwurf lautet, er mische sich zu sehr ins operative Geschäft ein - was auch das VfB-Idol Karl Allgöwer am Donnerstag im StZ-Interview erklärt hat. Damit Hundt entlassen wird, müssten 75 Prozent der Mitglieder zustimmen. Sollte das passieren, wäre auch Gerd Mäuser gescheitert, den Hundt als Nachfolger von Erwin Staudt auserkoren hat. Ansonsten genügt Mäuser eine einfache Mehrheit, um Präsident zu werden.

Der VfB will keine Hängepartie

Sollte er das verpassen, muss laut VfB-Satzung in den nächsten drei Monaten eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden, in welcher der Aufsichtsrat erneut eine Person vorschlägt - eventuell wieder Mäuser. Bis dahin wäre Staudt kommissarisch weiter Präsident.

Der VfB will aber keine Hängepartie. Deshalb argumentiert er etwa so, dass es gar nicht zulässig wäre, wie von Roleder angestrebt einen zweiten Kandidaten zu nominieren. Dann würde der Lizenzentzug drohen, sagt der VfB. Dagegen meint die Opposition, dass es schon einige Clubs gab, die ohne negative Folgen zwei oder noch mehr Präsidentschaftsanwärter ins Rennen schickten: 1860 München, Hertha BSC, Aachen, der FSV Frankfurt oder der Karlsruher SC. So oder so - die entscheidenden Fakten werden ohnehin erst auf der Mitgliederversammlung geschaffen.