Die Verantwortlichen, die den Traditionsverein von einer Krise in die nächste stürzten, sind nicht in der Immobilienabteilung zu suchen, sondern dort, wo man mit dem Ball am Fuß unterwegs ist, meint StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Falsche Behauptungen werden auch durch ständiges Wiederholen nicht wahr. Und deshalb gilt es gerade am Tag des vorentscheidenden Duells der Kellerkinder von VfB Stuttgart und Hertha BSC der These eingefleischter VfB-Fans, von Ex-Spielern und ehemaligen Trainern entgegenzutreten, die Abstiegsnot der Schwaben hinge unmittelbar mit dem teuren Umbau in ein reines Fußballstadion zusammen. Damals sei dummerweise in Steine statt in Beine investiert worden.

 

Richtig ist, dass sich der VfB mit 27 Millionen Euro an der städtischen Stadiongesellschaft beteiligt hat. Das Geld war aber weder der Kasse fürs kickende Personal entnommen, noch wäre es dort hineingekommen. Sponsoren wie Daimler haben damals zweckbezogen überwiesen. Überhaupt: die Verantwortlichen, die den Traditionsverein von einer Krise in die nächste stürzten, sind nicht in der Immobilienabteilung zu suchen, sondern dort, wo man mit dem Ball am Fuß unterwegs ist.

Was man dem Verein allerdings vorwerfen muss: er hat bisher zu wenig aus den Möglichkeiten gemacht, die ihm das verliehene Recht zur alleinigen Stadionvermarktung bietet. Die moderne Mercedes-Benz-Arena hat großes Erlöspotenzial – dafür muss auf Dauer aber auch die Leistung auf dem Rasen stimmen. Sitzplätze bleiben dann leer und Sponsoren halten sich zurück, wenn dort die Gegenleistung nicht stimmt. Was für ein Dilemma: für ein volles Stadion braucht es aber deutlich bessere Spieler, deren Verpflichtung wiederum auch von höheren Erlösen aus dem Stadionbetrieb abhängt.

Stadt und Stadion KG haben sich wirklich auf alles vorbereitet – auf Einnahmen aus der Champions League wie auf Einbußen in der zweiten Bundesliga. Hier würde dem VfB so geholfen, dass er Spieler verpflichten könnte, mit denen der Wiederaufstieg möglich wäre. Das heißt nicht, dass man es auf den Versuch ruhig ankommen lassen könnte. Den Stresstest darf der VfB ruhig dem SC Freiburg überlassen.