Der VfB Stuttgart spielt 2:2 in Dortmund - aber alle reden über die Entlassung von Sportvorstand Fredi Bobic. Für den Verein geht es nun um die richtige Nachfolge. Von der hängt auch ab, ob Präsident Bernd Wahler sein großes Ziel erreicht.

Der VfB Stuttgart spielt 2:2 in Dortmund - aber alle reden über die Entlassung von Sportvorstand Fredi Bobic. Für den Verein geht es nun um die richtige Nachfolge. Von der hängt auch ab, ob Präsident Bernd Wahler sein großes Ziel erreicht.

 

Stuttgart - Der unerwartete Punktgewinn beim Vizemeister Borussia Dortmund war am Tag nach der Entlassung von Fredi Bobic in Stuttgart nur ein Thema am Rand. Mehr noch als das 2:2 (0:0) des VfB am Mittwochabend interessierten die offenen Fragen an die Vereinsführung um Präsident Bernd Wahler. Warum musste der Sportvorstand zu diesem Zeitpunkt gehen - kurz vor Anpfiff des fünften Spiels in der Fußball-Bundesliga? Wer soll sein Nachfolger werden? Und wer stellt sich jetzt an seiner statt vor die Mannschaft, wenn es nicht bald den ersten Dreier des noch sieglosen Teams von Trainer Armin Veh gibt?

Den Zeitpunkt für die Trennung, die aus Sicht des Aufsichtsratsvorsitzenden Joachim Schmidt „nicht ideal gelaufen ist“, konnte auch dieser nicht schlüssig begründen. Er verspreche sich einen Neubeginn durch die Entscheidung, die bei einer Aufsichtsratssitzung am Dienstagabend einstimmig getroffen worden sei, sagte Schmidt am Donnerstag, räumte aber ein: „Die Mannschaft ist noch immer die gleiche Mannschaft. Wir werden nicht die Spieler verändern und nicht den Trainer verändern.“ Die Fans hätten auf den Entschluss keinen Einfluss gehabt. „Wir sind jetzt nicht dem Druck der Fans gefolgt. Das wäre zu einfach.“

Grundsätzlich habe Bobic mit den von ihm zusammengestellten Teams der vergangenen Jahre die Erwartungen nicht erfüllt. „Ein Spieleretat von 40 Millionen muss uns als VfB in die Lage versetzen, zumindest einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen“, sagte Schmidt. „Andere Vereine, die deutlich weniger Etat haben, haben uns eben in den letzten Jahren überholt.“ Nach fünf Spielen ist der VfB 17. der Liga.

Armin Veh und Jochen Schneider sollen übernehmen

Übergangsweise sollen Veh und Sportdirektor Jochen Schneider Bobics Aufgaben in enger Abstimmung mit Präsident Wahler übernehmen. Einfach wird die Suche nach einer dauerhaften Lösung nicht. Offiziell verkündete der VfB Bobics Aus erst knapp eine Stunde vor dem Anpfiff in Dortmund. Spekulationen über Nachfolger des 42-Jährigen gab es aber schon vorher - und Absagen auch.

Zu Kandidaten, dem genauen Anforderungsprofil und den zeitlichen Abläufen wollte sich Wahler nicht äußern. Er kündigte lediglich zeitnahe Gespräche an. „Das muss insgesamt zum VfB passen. Das muss nicht direkt einer aus Cannstatt sein, wir werden über den Tellerrand hinausschauen.“ An Trainer Veh werde gedacht. „Für mich ist klar, Armin Veh passt zum VfB. Wenn wir da auch jemand suchen, der zum VfB passt, dann passen die grundsätzlich zusammen“, sagte Wahler.

Der vermeintliche Wunschkandidat, Ex-VfB-Trainer Ralf Rangnick, der als Red-Bull-Sportdirektor die Verantwortung für die Teams in Salzburg und Leipzig trägt, sagte nach dem 3:1 des Aufsteigers gegen den Zweitliga-Konkurrenten Karlsruher SC am Mittwochabend: „Ich bin hier, und ich bin gerne hier.“ KSC-Sportdirektor Jens Todt wollte die Spekulationen gar nicht kommentieren.

Eine klares Nein gab es schon zuvor vom Lokalrivalen Stuttgarter Kickers. Sportdirektor Michael Zeyer ließ mitteilen: absolut kein Interesse. Auf dem Gerüchte-Basar gehandelt werden zudem Ex-National- und VfB-Torwart Jens Lehmann und der ehemalige U21-Nationaltrainer Rainer Adrion. Wer auch immer kommt: Für die Vereinsführung um Wahler ist er die letzte Option. Als „ziemlich vergiftet“ hatte Trainer Veh die Situation in Stuttgart bezeichnet. Mittelfeldspieler Daniel Didavi, dank dessen Doppelpack zum 2:0 der VfB in Dortmund sogar lange vom ersten Saisonsieg träumen durfte, meinte nach dem Spiel: „Es ist schade, er ist nicht schuld, dass wir in der Lage sind. (...) Er ist jetzt der nächste halt, der als Sündenbock dastand.“

Wahler und Schmidt brauchen nun insbesondere einen Mann, von dem sich die Fans überzeugen lassen. Denn nur mit einer breiten Unterstützung der Basis kommen sie ihrem Ziel näher, die Profiabteilung des VfB auszugliedern und Investoren wie Daimler den Einstieg zu ermöglichen.

Siege würden dabei aber wohl noch mehr helfen. Denn Bobic als Prellbock für die Wut der Fans und Schutzschild für das Team ist nun nicht mehr da. Bleibt der Club im Tabellenkeller, dürften sich die Fans rasch den nächsten Schuldigen suchen.