VfB Stuttgart Undav direkt im Fokus – wie Hoeneß mit ihm plant
Der Angreifer präsentiert sich bei seinem Comeback in guter Form – läuft aber nicht im Sturmzentrum auf. Wie der Stuttgarter Trainer die nächsten Wochen personell angehen will.
Der Angreifer präsentiert sich bei seinem Comeback in guter Form – läuft aber nicht im Sturmzentrum auf. Wie der Stuttgarter Trainer die nächsten Wochen personell angehen will.
Es ist nur ein erster Eindruck, aber ein durchaus positiver aus Sicht des VfB Stuttgart: Deniz Undav präsentiert sich fit, bewegt sich flüssig, ist an Offensivaktionen beteiligt – und bereitet beim 2:0-Sieg im Testspiel gegen die SV Elversberg auch ein Tor vor, als er per Hacke auf Chris Führich ablegt. „Er ist gut durchgekommen“, befand auch ein zufriedener Trainer Sebastian Hoeneß, der seinen Stürmer nach der Halbzeit-Pause nach Rücksprache sogar noch eine Viertelstunde länger auf dem Feld ließ. 60 Minuten dauerte das Comeback damit nach dem Ende August erlittenen Innenband-Anriss im Knie – Undav scheint also bereit, direkt wieder ein wichtiger Faktor im Spiel des Fußball-Bundesligisten zu werden.
Auf den 29-Jährigen sind dabei in der jetzigen Phase viele Augen gerichtet. Die Personaldecke im Angriffszentrum ist dünn nach dem Ausfall von Ermedin Demirovic, bei dem im Nachgang des Spiels gegen den 1. FC Heidenheim (1:0) eine beginnende Fraktur der Fußwurzel diagnostiziert wurde. Der Mittelstürmer fehlt bis auf Weiteres, in jedem Fall mehrere Wochen.
Dass Undav ihn aber eins-zu-eins ersetzen wird, ist eher unwahrscheinlich. Im Test gegen den Zweitliga-Tabellenführer am Donnerstagmittag lief Tiago Tomas ganz vorne auf – und Undav doch deutlich tiefer positioniert dahinter. Das änderte sich auch zu Beginn der zweiten Hälfte nach der Auswechslung von Tomas nicht, als erst Justin Diehl und später Mohamed Sankoh aus der zweiten Mannschaft die Position im Sturmzentrum einnahmen. Wirklich überraschend kam das nicht: Auch in der Vergangenheit war eher die hängende Spitze Undavs präferierter Wirkungskreis, Hoeneß setzte ihn meist nicht ganz vorne ein. „Er spielt gerne zwischen den Linien, hat gerne den Ball am Fuß“, sagt der VfB-Trainer. Und das funktioniert etwas weiter zurückgezogen eben meist besser.
Aber: Das bedeutet mitnichten, dass Undav in den kommenden Wochen nie als vorderste Spitze auflaufen wird. „Die Optionen sind weniger geworden, deswegen müssen wir in alle Richtungen denken“, sagt Hoeneß, „das bedeutet auch, dass Deniz mal die alleinige Spitze spielt.“ Neben Undav und Tomas sieht der Stuttgarter Trainer in seinem Kader noch Jamie Leweling als dritte Option für besagte Position. Derzeit weilt der etatmäßige Flügelstürmer Leweling bei der deutschen Nationalmannschaft.
Damit rücken drei sehr unterschiedliche Spieler in den Fokus, die jeweils ihre ganz eigenen Profile und Stärken mitbringen. Undav den Spielwitz und die Unberechenbarkeit, Tomas viel Tempo, Leweling körperliche Robustheit. Wie auch immer die Wahl ausfällt – sie wird die weitere Aufstellung am jeweiligen Spieltag beeinflussen. „Wenn Deniz spielt, brauchst du drumherum Spieler, die tief laufen“, sagt Hoeneß, „wenn Tiago spielt, hast du da eher einen Tiefgänger. Vielleicht brauchst du da einen mehr, der spielerisch drumherum agiert.“ Zudem schließt der Trainer nicht aus, auch mal mit einer Doppelspitze zu agieren und zwei der drei Mittelsturm-Kandidaten von Beginn an aufzustellen.
Im besten Fall wird diese offene Situation im VfB-Sturm zu einer größeren Unberechenbarkeit führen – und zur Möglichkeit, auf Spielverläufe zu reagieren und während der 90 Minuten umzustellen. Fest steht aber auch: Die Aufgabe ist groß, die Abschlussstärke von Demirovic über Wochen zu kompensieren. Alle seine Bundesliga-Tore erzielte der nun verletzte Angreifer im Strafraum, viele mit dem ersten Kontakt – dieses Profil gilt es nun im Kollektiv aufzufangen.
Dabei wird es nicht an Gelegenheiten mangeln, sich zu beweisen. Nach der Länderspielpause wartet auf den VfB ein happiges Programm mit drei englischen Wochen in Folge und sieben Pflichtspielen in 23 Tagen. Rotation und Belastungssteuerung spielen da in den Planungen eine zentrale Rolle – was für Undav nach seiner sechswöchigen Pause umso mehr gilt. „Die Spitzigkeit wird bei ihm noch kommen müssen“, sagt Hoeneß, betont aber zugleich mit Blick auf den Fitnesszustand: „Er kann auf jeden Fall die Distanz schon gehen. Das ist gut.“ Womit auf Deniz Undav nach sechs Wochen Pause direkt eine wichtige Rolle zukommen wird.