Nach einer sechsjährigen Pause vom Fußballgeschäft startet der neue Sportvorstand Jan Schindelmeiser beim VfB durch.

Stuttgart - Am Dienstag beginnt für Jan Schindelmeiser (52) wieder der Ernst des Berufslebens. Dann tritt er beim VfB Stuttgart sein Amt als Sportvorstand an – fast genau sechs Jahre nach seinem Rücktritt als Manager der TSG Hoffenheim. Von null auf hundert – zwischen dem 30. Juni 2010 und dem 12. Juli 2016 war er nicht nur ohne festen Job, sondern auch ganz aus der Öffentlichkeit verschwunden.

 

Ihn gab es nicht – nicht als Berater, nicht als Fernsehexperten, nicht als Interviewpartner für Zeitungen und auch nicht in einer anderen Rolle in diesem Geschäft. Das ist ungewöhnlich, aber dennoch hat er sich mit der Entwicklung im Fußball beschäftigt. „In dieser Zeit konnte ich meinen Blick auf die Vereine sowohl von innen als auch von außen schärfen“, sagt Schindelmeiser, der einige größer angelegte Projekte begleitete, im Inland und im Ausland.

Erste Absprachen sind getroffen

Diese Erfahrungen will er nun beim VfB einbringen, wo er seinen Dienst zumindest telefonisch am Wochenende schon mal aufgenommen hat. Auf diese Weise hat er mit dem Trainer Jos Luhukay und dem Vorstandsberater Thomas Hitzlsperger erste Absprachen über mögliche Transfers getroffen. Im nächsten Schritt folgt das persönliche Kennenlernen mit den Angestellten im Clubhaus auf dem Wasen und mit den Spielern, denen sich Schindelmeiser in einer kleinen Rede vorstellen wird.

Am Mittwoch oder Donnerstag meldet er sich dann im Rahmen einer vom VfB einberufenen Pressekonferenz auch offiziell in diesem Metier zurück, in dem er während seiner Hoffenheimer Ära bisweilen den Ruf hatte, extrem selbstbewusst aufzutreten. So sorgte seine Stellungnahme vor einem Millionenpublikum im Dezember 2008 für ziemlich viel Aufsehen, als die gerade erst in die Bundesliga aufgestiegene TSG als frischgebackener Herbstmeister vor dem FC Bayern bei der Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ den zweiten Platz belegt hatte. „Ich weiß, dass die Bayern gern Herbstmeister geworden wären. Wir widmen ihnen diesen Titel, weil er für uns nicht so wichtig ist“, sagte Schindelmeiser damals bei der Ehrung in Baden-Baden.

Schindelmeiser hat sich hinterfragt

Solche Sätze würde er sich heute sicher verkneifen, da es in seinem Umfeld heißt, dass sein Selbstvertrauen während seiner längeren Abstinenz teilweise auch in Selbstkritik umgeschlagen sei. Demnach habe sich Schindelmeiser hinterfragt und entsprechende Konsequenzen bezüglich seines Verhaltens gezogen. Ein erstes Ergebnis liefert eventuell schon seine Präsentation am Mittwoch oder Donnerstag.

Am Sonntag macht sich der VfB auf den Weg ins Trainingslager nach Grassau am Chiemsee. Schindelmeiser wird zumindest punktuell vor Ort sein, um sich einen Eindruck über das Team zu verschaffen. Alles muss schnell gehen – nach sechs Jahren.