Er kam, spielte, überzeugte – und überraschte vor allem viele Fans des VfB Stuttgart. Nun ist Mittelfeldspieler Erik Thommy kein No-Name mehr, an seinem Ehrgeiz ändert das nichts.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Man kann ja nicht gerade behaupten, Erik Thommy hätte viele Chancen liegengelassen, seit er im Januar dieses Jahres vom FC Augsburg zum VfB Stuttgart gewechselt ist. Aber kürzlich – da war es so weit. Der Ball lag auf dem Elfmeterpunkt, der Mittelfeldspieler lief an, schoss – die Kugel an die Latte. Gut, es handelte sich lediglich um eine Szene im Testspiel des VfB Stuttgart gegen Atlético Madrid. Viel wichtiger ist, was ab dem kommenden Samstag passiert

 

Dann treten die Stuttgarter zum ersten Pflichtspiel der Saison im DFB-Pokal beim Drittligisten Hansa Rostock an. Eine Woche später, am 26. August, steht der Ligaauftakt in Mainz auf dem Programm. Aber mindestens genauso wichtig wie diese kommenden Herausforderungen war die Rückrunde der vergangenen Saison. Vor allem für Erik Thommy.

Erik Thommy? Nie gehört!

Wobei: Viele Erwartungen hatte der 23-Jährige zunächst ja nicht zu erfüllen, nachdem ihn der VfB-Sportvorstand Michael Reschke als Neuzugang in Stuttgart vorgestellt hatte. Thommys Empfehlung damals: Nicht einmal 180 Bundesliga-Minuten im Trikot des FCA. Erik Thommy? Nie gehört! So oder so ähnlich fielen die Reaktionen aus. Doch das sollte sich schnell ändern.

Im ersten Spiel unter Trainer Tayfun Korkut feierte auch Erik Thommy sein VfB-Debüt – und überzeugte den Coach derart, dass dieser ihn noch 13 weitere Male in seine Startelf stellte. Aus gutem Grund: Zwei Treffer und sechs Torvorlagen gelangen Thommy in insgesamt 14 Partien für den VfB, an der erfolgreichen Rückrunde hatte der Flügelflitzer gehörigen Anteil. Und könnte von sich behaupten, nun endgültig in der ersten Liga angekommen zu sein. Doch mit solch einer Beschreibung kann Thommy nicht viel anfangen.

Thommy bildet sich nichts ein auf sein erstes Halbjahr in Stuttgart

„Angekommen?“, sagt er, „das kann man vielleicht behaupten, wenn man 300 Bundesliga-Spiele gemacht hat.“ Er selbst aber bilde sich nichts ein auf das gute erste halbe Jahr in Stuttgart – im Gegenteil: „Man darf sich nie ausruhen.“ Das gelte für ihn, aber auch für die ganze Mannschaft. Sieben Testspiele hat der VfB im Rahmen der nun zu Ende gehenden Saisonvorbereitung bestritten, kein einziges ging verloren, fünf Siege gab es sogar, zuletzt gegen den spanischen Erstligisten Real Sociedad San Sebastian. „Kein Zufall“ seien die positiven Resultate, meint Thommy zwar, mahnt aber auch: „Wir dürfen uns nicht auf diesen Ergebnissen ausruhen.“ Aber das hat er ja auch nicht vor.

Korkut schenkt Thommy viel Vertrauen

An „die Leistungsgrenze“ wolle er weiter in jedem Training und in jedem Spiel gehen – und diese möglichst nach oben verschieben. „Jetzt schon am Limit zu sein – das wäre nicht gut“, sagt der 23-jährige gebürtige Ulmer, der als Jugendlicher schon einmal beim VfB vorgespielt hatte, „ich will weiter hart arbeiten, denn es ist wichtig, dass ich mich auf ein anderes Level begebe.“ Unterstützung bekommt er dabei von Trainer Tayfun Korkut.

Der hat dem Mann, der sich auf den offensiven Außenbahnen am wohlsten fühlt („Diese Position passt zu mir“), nicht nur bislang das Vertrauen geschenkt, sondern schon vor der kommenden Saison auch eine Weiterentwicklung registriert. „Mein Gefühl sagt mir, dass alle unsere jungen Spieler jetzt schon einen Tick weiter sind“, sagt Korkut und freut sich, „dass sie sich reinbeißen“. Und ihre Chancen suchen. So wie Erik Thommy vor einem halben Jahr.