Kontrastprogramm zum Vorgänger Gerd Mäuser: Der Präsidentschaftskandidat des VfB Stuttgart Bernd Wahler setzt auf den Teamgedanken. Das machte er bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Nominierung klar.

Stuttgart - Der Mann, der den VfB Stuttgart wieder an die Spitze führen soll, lebt selbst auf großem Fuß. Aber nur im wahrsten Sinne des Wortes – geschätztes Schuhformat 45, mindestens. Darüber hinaus erweckt Bernd Wahler (55) jedoch nicht den Anschein, extravagante Ansprüche zu haben. Von wegen Schickimicki oder Krawattenpflicht. Das ist nicht sein Stil. Lieber hängt das weiße Hemd bei seinem ersten Auftritt als Präsidentschaftskandidat des Clubs lässig aus der Hose, und über der Schulter baumelt dazu eine schwarze Tasche. Ich bin einer von euch – so lautet seine Botschaft. Wörtlich sagt er: „Ich bin ein Teamplayer.“

 

Damit verkörpert Wahler dann schon auf den allerersten Blick und mit seinen allerersten Sätzen das totale Kontrastprogramm zu seinem Vorgänger Gerd Mäuser, der beim VfB kleinere Fußstapfen hinterlassen hat, nicht nur hinsichtlich der Schuhgröße. Mäuser sah sich in der Rolle eines Einzelkämpfers und versuchte erst gar nicht, ein Wir-Gefühl zu schaffen. Das führte dazu, dass einige langjährige Geschäftsstellenmitarbeiter den Verein schnell verlassen haben. Wenn Wahler auf der Mitgliederversammlung am 22. Juli gewählt wird, dürfte aber kaum ein verdienter Angestellter flüchten. „Mein Anliegen ist, dass wir hier eine Vision entwickeln – wir gemeinsam“, sagt er.

Wahler verspricht erstmal gar nichts

Mäuser hat noch vor seinem Amtsantritt im Juli 2011 einen Zehnpunkteplan präsentiert. Auf dieser Grundlage wollte er den VfB in der Fußball-Bundesliga nach oben bringen. Das war sein Versprechen. Der Rest ist bekannt. Die Mannschaft rutschte mehr und mehr nach unten ab – und das Umfeld rebellierte.

Wahler verspricht erstmal – rein gar nichts. Er hat auch keinen Zehnpunkteplan, sondern nur „ein paar Ideen. Aber wie wir sie am besten umsetzen können, werde ich zunächst intern mit meinen Leuten besprechen.“ Den Anfang hat er bereits am Donnerstagabend gemacht, als er sich entgegen der ursprünglichen Absicht nicht nur den Mitgliedern des erweiterten Vorstands vorgestellt hat. Spontan entschied Wahler, die komplette Belegschaft zu diesem Termin dazuzuholen.

Das ist seine Philosophie, die er sich in den 25 Jahren als Manager bei Adidas angeeignet hat. Er versteht sich als Chef, der den anderen auch zuhört und mittendrin im Kollegenkreis sitzt – als primus inter pares sozusagen. So will er sich jetzt zunächst ein Bild über die Verhältnisse beim VfB machen. Das ist die Basis des zu schaffenden Konzepts. Mäuser ging den umgekehrten Weg. Bei ihm war das Konzept vor dem Bild.

Sieben Kandidaten hat der VfB zum Gespräch gebeten

Gescheitertes Mäuser-Konzept hin, zu erstellendes Wahler-Konzept her: klar ist, was am Ende das Ergebnis sein muss – Erfolg auf dem Platz. Oder um es mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Joachim Schmidt auszudrücken: „Wir stehen auch für Angriffslust.“ Ja, für Angriffslust, sagt Wahler, „aber ich denke, wir dürfen hier auch keinen Blödsinn machen und haben auch eine wirtschaftliche Verantwortung.“ Ja, aber – einerseits, andererseits: Wahler wägt ab, ehe er die neue VfB-Strategie definiert.

Vielleicht war diese besonnene Herangehensweise sogar ausschlaggebend dafür, dass er den Zuschlag des Aufsichtsrats erhielt und nicht einer der 54 Bewerber, die von der Personalberatung Achim Donner gesichtet wurden. Sieben Kandidaten hat der VfB dann zum Gespräch gebeten – wobei neben Wahler auch der Stuttgarter Messechef Ulrich Kromer in die finale Runde kam (die StZ berichtete). Das Rennen machte Wahler, obwohl es am vergangenen Sonntag noch mal Zweifel gab, ob ihm der Adidas-Boss Herbert Hainer überhaupt so kurzfristig die Freigabe erteilt.

Deutlich andere Fußstapfen

Letztlich lenkte Hainer ein. Wahler kann am 22. Juli in den Ring steigen. „Was mir wichtig ist – er ist auch eine integrative Persönlichkeit“, sagt Schmidt, der den Club jetzt modernisieren will. Dazu wird wohl im Herbst eine Strukturkommission gegründet, der neben Vereinsfunktionären auch Fanvertreter und altgediente VfBler wie etwa Karl Allgöwer angehören könnten. Der Ausschuss soll dann über grundsätzliche Themen wie die Ausgliederung der Profiabteilung befinden.

„Es muss Ruhe einkehren im Management. Überraschungen soll es künftig nur auf dem Spielfeld geben“, sagt Wahler zum Schluss noch. Dann geht er. Er hinterlässt deutlich andere Fußstapfen als Mäuser bei seinem ersten Auftritt vor zwei Jahren.