Vor dem Spiel am Samstag gegen den FC Augsburg spricht der VfB-Trainer Alexander Zorniger in der Pressekonferenz nur ganz wenig über den Sport und viel mehr über die Folgen des Terrors.

Stuttgart - In normalen Zeiten ist es ja immer so, dass jeder Trainer in der Pressekonferenz vor einem Spiel zunächst über seine Mannschaft spricht, um anschließend eventuell auch noch ein bisschen was über den Gegner zu erzählen. Die Zeiten sind jedoch nicht normal. Deshalb redet Alexander Zorniger jetzt zwar auch über den VfB Stuttgart und die Partie am Samstag gegen den FC Augsburg, aber erst später und dann auch nur ganz kurz. „Das ist eine Begegnung zweier Clubs, die in der Tabelle hinten drin stehen und sich etwas anderes ausgemalt haben“, sagt er. Der VfB ist Drittletzter, der FCA sogar Letzter. Punkt. Das war’s zum Thema Sport.

 

Dass Zorniger bei diesem Pressetermin einen aufgewühlten Eindruck macht, hat nichts mit der schwierigen Situation seines Teams zu tun und auch nichts mit dem Fußball an sich. Es liegt an den Terroranschlägen in Paris und der Terrorwarnung von Hannover. „Paris war furchtbar“, sagt Zorniger, „und nun ist es auf einmal auch in Hannover und damit direkt vor der Haustür.“ Auf seine Spieler hätten die schrecklichen Ereignisse in dieser Woche ähnliche Auswirkungen wie auf alle Menschen – sie sind gelähmt und verunsichert. Deshalb werden Zorniger und die VfB-Vereinsführung vor der Partie gegen Augsburg auch noch mit den Profis zu sprechen, „um ihnen zu verdeutlichen, dass wir alles Menschenmögliche tun, um ihre Sicherheit zu gewährleisten“, sagt der Trainer.

Zorniger sieht nur zwei Möglichkeiten

„Alles Menschenmögliche“ wiederholt Zorniger in diesem Zusammenhang noch zweimal, weil er damit ausdrücken will, dass es in diesem Fall keine hundertprozentige Sicherheit geben kann. Und auch den Satz mit der Bedrohung vor der Haustür unterstreicht Zorniger noch einmal, indem er sagt: „Jetzt ist es vor der eigenen Tür – und jetzt ist es ein richtiges Problem für uns.“ Was daraus folgt, müsse jeder für sich entscheiden und mit sich ausmachen. Aber es gebe da im Endeffekt nur zwei Möglichkeiten, erklärt Zorniger, „entweder man sagt, ich spiele am Samstag – oder man sagt, ich fühle mich nicht in der Lage, am Samstag zu spielen.“

Der Trainer selbst hat schon festgelegt, wie er persönlich mit der Situation umgehen wird – auch über den Samstag hinaus. „Es ist einfach keine Alternative, dass man nirgends mehr hingeht, wo mehr als 100 Leute versammelt sind“, sagt er – egal ob in einem Stadion, bei einem Konzert oder auf einem Weihnachtsmarkt. Denn die jüngsten Attentate seien ja keine Anschläge auf den Fußball gewesen, sondern auf unsere gesamten Werte in der westlichen Welt.

So ist es bei Zorniger angekommen. Daraufhin habe er für sich beschlossen, „dass ich mir deshalb aber meine Lebensqualität und meine Lebensfreude nicht nehmen lasse“, sagt er. Das bedeutet, dass er am 28. Januar 2016 wie geplant das Konzert des Liedermachers Andreas Bourani in der Stuttgarter Porsche-Arena besuchen will – und auch, „dass ich bald mal wieder zu einem Auftritt von Fanta 4 gehen kann“ – vielleicht am 22. Dezember 2016 in der Schleyer-Halle.

Der VfB-Appell an die Fans

Aber aktuell geht es erst mal um den Samstag. „Der Verein wird dafür sorgen, dass sich die Spieler so gut wie möglich fühlen können und dass sie wissen, dass alles für die Sicherheit getan wird“, sagt Zorniger. Dabei appelliert der VfB an die Fans, dass sie zumindest gegen Augsburg auf Pyrotechnik und das Abschießen von Knallkörpern verzichten. Zorniger befürchtet jedoch, dass es unter mehr als 50 000 erwarteten Zuschauern immer einige geben kann, die sich auf diese Weise profilieren wollen. „Wenn am Samstag dennoch ein Böller explodiert, wird das kein Böller sein wie vor Paris – denn das wird dann ein komisches Gefühl sein“, sagt Zorniger.

Das ist seine Sicht der Dinge. „Ich hoffe, dass irgendwann einmal wieder Normalität einkehrt“, sagt der Trainer. Dann wird er auch wieder mehr über Fußball reden.