Solange der VfB Stuttgart noch keinen neuen Manager hat, herrscht nach dem Abgang von Armin Veh vor einer Woche ein Vakuum im Sportbereich.

Stuttgart - Wenn Bernd Wahler in diesen Wochen gefragt wird, wie weit er bei seiner Suche nach einem neuen Manager ist, antwortet er stets dasselbe – nämlich „dass für uns da Qualität vor Schnelligkeit geht.“ Das hat der Präsident des VfB Stuttgartg schon am 24. September gesagt, als Fredi Bobic entlassen wurde, und das sagt er heute dann immer noch. Allerdings weiß Wahler auch, dass sich die Rahmenbedingungen inzwischen verändert haben. Armin Veh ist nicht mehr da. Deshalb ist auf der fußballerischen Führungsebene ein Vakuum entstanden – was wiederum Folgen eventuell auch für den Wahlerschen Standardsatz hat.

 

Der Druck steigt, denn der vor acht Tagen zurückgetretene Veh war nicht nur Trainer, sondern mit dem Sportdirektor Jochen Schneider kommissarisch auch für die Personalplanung verantwortlich – und damit für die Transfers, die im Januar vollzogen werden sollten. So einfach auf seinen Nachfolger Huub Stevens übertragen lassen sich die Zuständigkeiten und Einflussmöglichkeiten von Veh kaum, da der Niederländer auf dem Wasen erst mal nur eine Mission zu erfüllen hat – den Klassenverbleib. Auch wenn er diesen Auftrag erfüllt, dürfte seine Ära beim VfB im Mai wieder vorbei sein, wie bei seinem ersten Auftritt in der vergangenen Saison. Von Juni an könnte es mit Thomas Tuchel weitergehen, aber nur wenn zuvor der Abstieg verhindert wird und der Verein dann einige Vorgaben umsetzt – etwa was das Investitionsvolumen für die Mannschaft betrifft.

Der VfB kann sich keine Flops mehr leisten

Vieles ist in der Schwebe und ungewiss – eine Konstellation, die es schwierig erscheinen lässt, Stevens nun strategische Entscheidungen wie Neuverpflichtungen und Kaderumbaumaßnahmen zu übertragen. Aber wer soll den Job dann erledigen?

Schneider hat seine Stärken im organisatorischen Bereich. Ihm fehlt jedoch vermutlich die absolute Fachkompetenz, um das Potenzial eines Spielers zuverlässig einschätzen zu können, zumal er selbst nie Profi auf diesem Niveau gewesen ist. Flops kann sich der VfB bei seiner Einkaufspolitik im Winter aber nicht mehr leisten – erstens wegen der angespannten Situation des Teams im Tabellenkeller der Bundesliga und zweitens auf Grund der leeren Kasse.

Das Geld, das der VfB im Januar ausgibt, hat er eigentlich gar nicht. Um auch angesichts dessen das Risiko eines Fehlgriffs zu reduzieren und das Veh-Vakuum zu füllen, ist die Clubspitze gerade dabei, ihre Bemühungen um einen Manager zu forcieren – wobei sich ein Teil des Aufsichtsrats aus finanziellen Gesichtspunkten dennoch eher dafür ausspricht, in dieser Sache vorläufig nicht weiter vorzupreschen. Umsonst kommt der Mann nicht, auf den eine anspruchsvolle Aufgabe wartet, die darin besteht, den VfB wieder dahin zu bringen, wo er noch vor einigen Jahren gewesen ist: in die Spitzengruppe.

Henk Veldmate steht beim VfB hoch im Kurs

Kontakte sind geknüpft, obwohl im Laufe des Findungsprozesses die ein oder andere Absage eingetroffen ist – unter anderen von Ralf Rangnick, dem Chef von RB Salzburg und RB Leipzig. Keinen Korb hat der VfB von Henk Veldmate (57) bekommen, der von 1998 bis September als Technischer Direktor beim FC Groningen tätig war. Seitdem leitet er dort das Scouting. Veldmate stand zwar schon vor dem Wiedereinstieg von Stevens auf der VfB-Liste, aber seitdem sind seine Chancen nicht schlechter geworden. Der Coach kennt seinen Landsmann und würde dessen Anstellung auf jeden Fall begrüßen. Wie sich die Ausrichtung nach dem Abgang von Veh verschoben hat, zeigt das Beispiel Héctor Moreno. Der noch bis 2016 bei Espanyol Barcelona unter Vertrag stehende Nationalverteidiger aus Mexiko galt als Wunschlösung des alten Trainers, aber für Stevens genießt diese Angelegenheit nicht mehr oberste Priorität. Er sieht in der Abwehrmitte weniger Handlungsbedarf, weil er dort neben Antonio Rüdiger auf Georg Niedermeier setzt – und außerdem noch auf den jungen Timo Baumgartl.

Wie jeder Trainer hat Stevens seine eigenen Vorstellungen – und die Frage lautet, inwieweit diese Ideen auch mittelfristig über den Mai hinaus mit der VfB-Philosophie vereinbar sind. Eine generelle Marschrichtung festzulegen und dazu im Januar die entsprechenden Weichenstellungen vorzunehmen, wäre Sache des neuen Managers.

Die Zeit drängt also. Dabei gibt es neben „Qualität geht vor Schnelligkeit“ in diesem Zusammenhang jedoch seit September noch einen zweiten Wahler-Standardsatz. Er lautet: „Das ist eine Schlüsselpersonalie, die über unsere Zukunft entscheidet.“ Unklar ist nur, wann diese Zukunft beginnt.