Ameen Al-Dakhil, Jeff Chabot und Ramon Hendriks sind Optionen für Trainer Sebastian Hoeneß – aber nicht die einzigen. Foto: Pressefoto Baumann/Volker Mueller
Sechs Spieler für zwei Positionen: In der Innenverteidigung des VfB hat sich in den vergangenen Wochen ein neuer Konkurrenzkampf entwickelt – mit unterschiedlichen Spielertypen.
Grübelt ein Trainer ganz besonders über die Aufstellung, dann oft aus zwei sehr unterschiedlichen Gründen: Er muss einen personellen Engpass kompensieren oder aber einen ausgeprägten Konkurrenzkampf moderieren. Sebastian Hoeneß steht beim VfB Stuttgart derzeit vor beiden Aufgaben. Während auf der Mittelstürmer-Position die Optionen rar sind und Flügelstürmer Tiago Tomas in den Fokus rückt, stehen weiter hinten auf dem Feld die Kandidaten Schlange: In der Innenverteidigung sind selbst die Kaderplätze hart umkämpft, seitdem sich in den vergangenen Tagen und Wochen mehrere Spieler zurückgemeldet haben.
Die langzeitverletzten Ameen Al-Dakhil und Dan-Axel Zagadou sind inzwischen ebenso wieder voll im Mannschaftstraining wie Jeff Chabot (Belastungssteuerung) und Finn Jeltsch (Adduktorenverletzung), die zuletzt hatten pausiert müssen. Hinzu kommen die ohnehin einsatzbereiten Ramon Hendriks und Luca Jaquez – was in Summe sechs Spieler für zwei Positionen bedeutet. Dass dem Trainer dieses Luxusproblem um einiges lieber ist als das andere Extrem im Sturm, überrascht nicht im Ansatz. „Ich bin froh über die Situation. Es ist nicht so lange her, da war das anders“, sagt Hoeneß über die neue Konstellation in der Innenverteidigung – und ergänzt: „Wir haben viele Optionen. Das hilft in der Trainingsqualität, aber auch in der Auswahl. Konkurrenzkampf ist immer positiv. Das ist das, was wir brauchen.“
Dan-Axel Zagadou soll noch etwas Zeit bekommen
Zwar sind mehrere Akteure des Sextetts auch schon als Außenverteidiger aufgelaufen, allen voran Hendriks als Alternative auf links für Maximilian Mittelstädt. Ihre Stammposition befindet sich aber in allen sechs Fällen im Abwehrzentrum – was zwangsläufig zur Frage führt: Wer spielt in den kommenden englischen Wochen, die für den VfB mit dem Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr) beginnen?
Zagadou, so viel steht fest, wird es zumindest an diesem Wochenende in Niedersachsen nicht sein. Der Linksfuß soll bei der U 21 im Drittliga-Heimspiel gegen den 1. FC Schweinfurt (Samstag, 14 Uhr) nochmals Spielpraxis sammeln, um nach seinen etlichen Verletzungspausen in der Vergangenheit nun in den Rhythmus zu kommen. „Bei ihm ist es besonders wichtig, dass er seine Spielzeit sicher bekommt“, sagt Hoeneß.
Fünf fitte Innenverteidiger bleiben damit aber noch immer – die sehr unterschiedliche Profile mitbringen. Während Al-Dakhil und Jeltsch das Spiel von hinten auch unter Bedrängnis präzise eröffnen, punkten Hendriks und Jaquez mit viel Athletik und Aggressivität. Und Chabot ist nicht zuletzt aufgrund seiner Lufthoheit und körperlichen Präsenz seit seinem Wechsel zum VfB im Sommer 2024 in eine zentrale Rolle hineingewachsen. Ein Beleg: In dieser Saison stand der 27-Jährige in der Bundesliga – sofern er nicht verletzt fehlte – stets in der Stuttgarter Startelf.
Hat er deshalb seinen Platz nun sicher? Nicht zwingend. Zwar betont Hoeneß: „Jeff ist für uns ein sehr wichtiger und zentraler Spieler, der sowohl im defensiven als auch im offensiven Kopfball enorme Qualitäten hat.“ Zugleich werde es in den kommenden Wochen auch immer wieder zur Rotation kommen. „Wir haben viele Spiele und müssen die Belastung steuern“, sagt Hoeneß zum anstehenden Programm mit sieben Partien innerhalb von 23 Tagen. Wechsel in der Anfangsformation waren im Übrigen schon im bisherigen Saisonverlauf ein festes Prinzip beim VfB, in der Europa League hat Chabot zum Beispiel noch keine Minute absolviert.
Nun bietet die neue personelle Lage die Möglichkeit, die Belastung noch gezielter zu steuern. Und im Drei-Tages-Rhythmus eine Aufstellung zu wählen, die sich an der körperlichen Frische der Spieler und den Erfordernissen des jeweiligen Gegners ausrichtet. „Es gibt keine erste Elf“, sagt Hoeneß, „du brauchst mehrere Spieler, die auf einem guten Level sind. Und da haben wir ein paar, die zuletzt eine gute Form gezeigt haben.“
Sebastian Hoeneß mit Finn Jeltsch: Der 19-Jährige ist nach seiner überstandenen Adduktorenverletzung wieder im Training. Foto: Pressefoto Baumann/Volker Mueller
Eine Variante zur Rotation wird allerdings aufgrund der Regularien ausfallen: Al-Dakhil ist nicht für die Europa League gemeldet und daher ausschließlich in der Bundesliga und im DFB-Pokal eine Option. Steigert das seine dortigen Einsatzchancen? Nur unter ganz bestimmten Umständen, sofern der Gesamteindruck unter Miteinbezug aller Faktoren wirklich auf einem Level mit dem eines Konkurrenten sein sollte. Ansonsten wird neben der körperlichen Frische ein schlichtes zentrales Prinzip den Ausschlag für Hoeneß geben: „Das alles Entscheidende ist immer die Leistung.“ Hier ist sein Abwehr-Sextett fortan gefordert.