Im Hinspiel konnte der VfB Stuttgart gegen Borussia Dortmund mit 2:1 gewinnen – doch vor dem erneuten Aufeinandertreffen an diesem Sonntag hat sich bei beiden Teams viel getan. Unsere Taktikanalyse.
Stuttgart - Es war ein milder Freitagabend im Herbst, als der VfB Stuttgart seinen vielleicht bedeutendsten Hinrundensieg feiern konnte: 2:1 gegen Borussia Dortmund; die Tore erzielten damals Chadrac Akolo und Josip Brekalo. Doch seit dieser Begegnung in der Mercedes-Benz Arena hat sich bei beiden Teams einiges getan – so gehören die damaligen Trainer Hannes Wolf und Peter Bosz schon lange der Vergangenheit an. Nicht nur aus diesem Grund lohnt ein Blick auf die taktische Entwicklung beider Teams unter den neuen Coaches Tayfun Korkut und Peter Stöger.
– Dortmund macht das Feld breit und tief
– Konter des VfB könnten funktionieren
– Der BVB verteidigt nicht auf Topniveau
– Wie viel Risiko geht Stuttgart im Spielaufbau?
Nach der Trennung von Peter Bosz und dessen riskantem Vollgasfußball lag Peter Stögers Auftrag zunächst darin, seine Mannschaft zu stabilisieren. Und doch hat sich der BVB unter seine Regie wieder zu einer recht offensiven Mannschaft entwickelt. Diese offensive Marschroute setzt sie mit den handelsüblichen Mitteln eines Bundesligisten um: Wenig Ballbesitzspiel, dafür hauptsächlich Konter und zweite Bälle.
Dortmunds offensives 4-2-3-1
Als Stammsystem hat sich bei den Dortmundern das 4-2-3-1 etabliert. In Ballbesitz fächern sie ungewöhnlich weit auf: Die Außenstürmer stehen entweder weit außen oder rücken ein und werden prompt von den Außenverteidigern hinterlaufen. Anders als etwa der VfB macht Dortmund das Feld möglichst breit und tief. Der Gegner soll auseinandergezogen und die Abwehrreihe mit vielen Spielern unter Druck gesetzt werden.
In dieser Grundordnung können die Dortmunder verschiedene offensive Räume überladen. Zum Beispiel können die Flügelspieler eher einrücken und zusammen mit Götze durchs Zentrum kombinieren oder auch an der Seitenlinie bleiben und mit den Außenverteidigern den Flügel entlang angreifen. Häufig spielen sie auch lange Bälle auf Mittelstürmer Batshuayi und versuchen den zweiten Ball zu erobern. Lange Ballbesitzphasen sind beim BVB eher selten.
Was Dortmunds Formation in manchen Situationen fehlt, ist die Absicherung. Das passiert vor allem, wenn beide Außenverteidiger gleichzeitig nach vorne schieben. Dann bleiben nur noch die beiden Innenverteidiger und die Sechser zur Absicherung übrig. Gerade in solchen Situationen sollte der VfB versuchen, Ballgewinne zu erzwingen und den BVB über die Flügel auszukontern. Dafür wird wichtig sein, dass der VfB griffig und aggressiv anläuft.
Ballsicherheit ist gefragt
Auch mit dem Ball sind Potenziale da für den VfB. Dortmund verteidigt gegenwärtig nicht auf Topniveau. Die letzte Geschlossenheit im Verbund fehlt. Vor allem die Offensivspieler verlieren immer wieder mal den Anschluss an die Defensivformation. Dadurch ergeben sich Räume, die der VfB nutzen kann.
Allerdings ist auch Vorsicht geboten: Die Räume, die Dortmund beispielsweise im Zentrum offen lässt, können sich schnell wieder schließen, wenn die zunächst unbeteiligten Spieler zum Sprint ansetzen. Für den VfB werden Ballsicherheit und Konzentration im Spielaufbau also besonders wichtig sein. Ansonsten verliert man die Bälle und muss gegen Reus & Co. Konter verteidigen. Mal sehen, wie der VfB mit diesem Risiko umgehen wird.